Kommandant des MjB HOMBURG gibt Kommando ab
Anlass des Besuchs einer Delegation bei der Rostocker Schiffswerft Tamsen Maritim war das für jeden Kommandanten einer Marineeinheit wohl einschneidende Ereignis der Entbindung von seinem Kommando, um sich neuen Laufbahn-Herausforderungen zu stellen.
Nach Rostock gekommen waren der Patenschaftsbeauftragte der Kreis- und Universitätsstadt Homburg, Achim Müller, und vier Mitglieder der Marinekameradschaft Homburg e.V. unter ihrem zweiten Vorsitzenden Dietrich Peter Kleine. Nach der Begrüßung durch Korvettenkapitän und HOMBURG-Kommandant Florian Holzhüter sowie einiger Besatzungsmitglieder besuchten wir kurz das für das Minenjagdboot eingerichtete Werftbüro. Danach ging es zu dem mit dicken Holzbalken ausgelegten Schiffs-Lift-System am Ufer der Unterwarnow, auf dem Bierzeltgarnituren und Stehtische für einen Abschiedsimbiss aufgestellt worden waren.
Abschiedsworte an die Besatzung
Korvettenkapitän Holzhüter hatte für den 28. September 2023 ein paar Abschiedsworte vorbereitet, die er an seine Besatzung, den Kommandeur des 3. Minensuchgeschwaders, Fregattenkapitän Carsten Schlüter, anwesende Offizierskameraden sowie an die Patenstadtdelegation richtete. KKpt Holzhüter begann seine Ansprache mit dem Hinweis, dass er vor genau vier Jahren und zwei Tagen in Kiel seine Kommandantenzeit begann und stellte die dabei erfahrenen Veränderungen in den Mittelpunkt seiner Rede. Er führte weiter aus, dass das Leerräumen des Minenjagdbootes DILLINGEN und die Vorbereitung auf das Minenjagdboot HOMBURG eine weitere Veränderung bedeutete. KKpt Holzhüter freute sich sagen zu können, dass er damit inoffiziell kurzzeitig Kommandant von zwei Booten war. Darüber hinaus sagte er: „Auf der HOMBURG habe ich mir meine Kommandantenseebeine wachsen lassen.“ Er hätte das große Glück gehabt, mit seiner Besatzung in ein EAP (Einsatzausbildungsprogramm) starten zu können und das große Ziel der Teilnahme am SNMCMG 1 (Standing NATO Mine Counter Measures Group / Ständiger NATO-Minenabwehrverband) erreicht. Wie wichtig ihm der Einsatz in 2021 war, würde einem dadurch bewusst, dass er dank seiner Frau schon neun Tage nach der Geburt seines Sohnes wieder loslegen durfte. 2022 sei genauso spannend gewesen wie das Jahr davor: „Die ersten richtigen Bünde zur Patenstadt und Marinekameradschaft wurden geschlossen, und zwar mit gegenseitigen Besuchen, ihr bei uns, wir bei euch – wieder eine Veränderung.“ Ein weiterer großer Punkt sei gewesen, dass sie seit November 22 mit der HOMBURG auf den ECO-Modus gewechselt hätten und sich dazu entschlossen, nur mit einem Antrieb zu fahren, weil das ein bisschen sparsamer sei. Trotzdem hätten sie selbst mit einem Antrieb alles rausgeholt, was rauszuholen ging. Als ein letztes berufliches Highlight nannte KKpt Holzhüter die Teilnahme an der Ostseemarineübung Open Spirit mit der Beseitigung von drei Seeminen.
Jetzt stünde er wieder in Rostock in der Werft, wo für ihn 2020 HOMBURG-technisch die Reise angefangen hätte, und er meinte: „Mein Herz schlägt natürlich für die HOMBURG“ und „insofern schließt sich für mich der Kreis hier vor Ort.“
KKpt Holzhüter gab seiner Besatzung noch drei Dinge mit auf den Weg:
1. Egal, wie der Auftrag lautet, immer professionell Vollgas geben.
2. Mit aller Kraft in dieselbe Richtung wirken, am besten nach vorne.
3. Den Beruf schafft man nur, wenn man auch Spaß dabei hat.
Er bedankte sich bei seiner Besatzung für ihren Einsatz mit dem Statement: „Ich war der glücklichste Kommandant der Flotte“ und „es war mir eine Ehre.“
Die Besatzung antwortete mit einem dreifach donnernden „HOM-BURG“.
Präsente für den scheidenden Kommandanten
KKpt Holzhüter erhielt von seiner Besatzung zahlreiche Geschenke, die von einem Fotobuch bis hin zu einer TOP GUN-Lederjacke mit Aufnähern der von ihm kommandierten Minenjagdboote reichten. Homburgs Patenschaftsbeauftragter Achim Müller bedankte sich für die gute Zusammenarbeit und überreichte ihm ein großformatiges Bild der Patenstadt. Der zweite Vereinsvorsitzende Dietrich Peter Kleine dankte KKpt Holzhüter im Namen der Homburger Marinekameradschaft vor allem für die tolle Gastfreundschaft an Bord und überreichte ein paar Kochbücher saarländischer Spezialitäten sowie eine Homburger Spirituose. Dem schloss sich MK-Vorstandsmitglied Heinz-Georg Wolff mit weiterem Hochprozentigem an.
Verabschiedung
Für die offizielle Zeremonie der Kommando-Entbindung trat die Besatzung anschließend auf dem Achterdeck der zur Marinetechnikschule Parow gehörenden Ausbildungshulk ENSDORF an, die neben dem Schiffs-Lift-System lag. Fregattenkapitän und Kommandeur Carsten Schlüter ließ nochmals kurz die Stationen von KKpt Holzhüter beim 3. Minensuchgeschwader Revue passieren, wobei er anmerkte, dass er 2006 auch auf der HOMBURG als 3 WO (3. Wachoffizier) gefahren sei. Er führte u.a. aus, dass die Einheit von Besatzung und Boot nicht mehr nur auf dem Papier besteht, sondern auch wieder gelebt wird. FKpt Schlüter dankte KKpt Holzhüter für seine Arbeit und sprach dann die entscheidenden Worte: „Kapitän Holzhüter, hiermit entbinde ich Sie vom Kommando des Minenjagdbootes HOMBURG.“ Nachdem die Besatzung auf dem Schiffs-Lift-System Passierstellung eingenommen hatte, verließ KKpt Holzhüter die ENSDORF. Als er an seiner alten Besatzung vorbeiging und die Werft verließ, grüßte das Boot mit einem langen Typhonsignal.
„Renovierung“ der HOMBURG bei TAMSEN
Wir besuchten danach die HOMBURG, die rundum eingerüstet in einer Werfthalle liegt. Außen war sie schon von der grauen Farbe befreit worden. Durch den Ausbau einer Vielzahl von technischen Einrichtungen bis auf die Außenhaut wirkte das Bootsinnere richtiggehend leer. Bis zum Abschluss des Refit-Programms dürfte es Mitte nächsten Jahres werden. Zur weiteren Modernisierung ist danach das Verholen zur Peene-Werft in Wolgast geplant. Text: Dietrich Peter Kleine