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Die Gedanken weitertragen

36. Siebenpfeiffer-Festbankett im Homburger Forum

In der Geschichte des Saarpfalz-Kreises ist die Freiheits- und Demokratiebewegung fest verwurzelt. So auch das Festbankett der Siebenpfeiffer-Stiftung, das am 26. Januar bereits zum 36. Mal an die Gründung des Press- und Vaterlandsvereins am 29. Januar 1832 im Zweibrücker Stadtteil Bubenhausen erinnerte.

Für dieses traditionelle Ereignis war der große Sitzungsaal im Homburger Forum ansprechend geschmückt. Das Interesse daran im Vorfeld war riesig, so dass gut 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Plätze an den festlich gedeckten Tischen voll ausschöpften. Es bot sich ein einladendes Bild, das bis zum Ende der Veranstaltung einer Wohlfühlatmosphäre zuträglich war. Verantwortlich dafür zeichneten Martin Baus, M. A., Geschäftsführer der Siebenpfeiffer-Stiftung, und sein Organisationsteam. 

 

Nicht nur einen Gedanken zum Weitertragen packte Landrat Dr. Theophil Gallo in seine Rede, die dem Landrat als Vorsitzender der Siebenpfeiffer-Stiftung zu Beginn des Festbanketts vorbehalten ist. Er erinnerte an die größte Demonstration für Freiheit und Demokratie in Deutschland, an das Hambacher Fest am 27. Mai 1832, und verglich sie mit den aktuellen Demonstrationen gegen den Rechtsruck, wie sie am vergangenen Wochenende zahlreich in Deutschland über die Bühne gingen. Er hinterfragte zugleich, ob dies heute ausreiche, wenn man die Demokratie schützen wolle. Deutliche Worte fand er für antidemokratisches Gedankengut aus dem rechts- wie linksextremen Spektrum, für politische Vertreterinnen und Vertreter, die die historische Fakten verdrehen und offen ihren Hass auf das Deutschland zeigen, das so ist, wie diese es nicht haben möchten: weltoffen, vielfältig, tolerant, demokratisch, sich seiner Vergangenheit bewusst. 

Ebenso deutlich und den folgenden Tag vor Augen sprach Dr. Gallo den 27. Januar vor 80 Jahren an, als das Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit wurde: „Die schlimmen Ereignisse von damals sind ganz sicher kein ‚Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte‘, wie es ein Vertreter der AfD vor Jahren glauben machen wollte. Die Zeitzeugen, die das erlebt und überlebt haben, sterben weg, in wenigen Jahren gibt es sie nicht mehr.“ Dieser nicht zu ändernde Umstand wird begleitet von einer wachsenden Zahl junger Menschen, die die Bedeutung der Begriffe „Holocaust“ oder „Schoah“ nicht mehr kennen. Mit belegbaren Erkenntnissen aus Studien hierzu zweifelte der Landrat zwar das heutige Bildungssystem teilweise an, nicht jedoch das nachweislich sichtbare Bemühen und der Wunsch der Lehrkräfte, die deutsche Geschichte, Politik und Demokratieverständnis auf eine breite Basis zu stellen. „Das ist mit ein Grund, warum ich als Landrat seit etwa sechs Jahren mit dem Leitmotiv ‚Landrat macht Schule‘ in die Schulen gehe und im Austausch mit den jungen Menschen meinen Teil dazu beitrage, die Arbeit der Schulen zu unterstützen. Dies ist Auftrag und Teil meiner kommunalen Verantwortung“, sagte der Landrat. 

Aus dieser kommunalen Verantwortung heraus resultierte auch die Einladung an die Schulleitungen der Geschwister-Scholl-Schule Blieskastel und der Gemeinschaftsschule Neue Sandrennbahn Homburg, mit Schülerinnen und Schülern am traditionellen Festbankett teilzunehmen. Beide Gruppen nahmen im Anschluss an den pointierten Gastvortrag von Martin Grasmück, dem Intendanten des Saarländischen Rundfunks, die Gelegenheit wahr, sich auf der Bühne vor größerem Publikum vorzustellen. Ihre Statements konterkarierten landläufige Meinungen über das Desinteresse der heutigen Jugend an Historischem oder politischen Entwicklungen. Ihren Ausführungen waren zwei klare Richtungen zu entnehmen: „Wir sind dankbar, dass wir hier sein dürfen. Und: Wir sind dankbar, an einer multi-kulturellen Schule lernen zu dürfen.“ 

Martin Grasmück indes hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Bedeutung von Qualitätsmedien für die Demokratie zu beleuchten, insbesondere die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Er skizzierte dessen Anfänge 1922 mit der BBC in London, die zur anerkannten Einrichtung in der Bevölkerung wurde, journalistische Standards setzte und Vorbild für Organisation und Finanzierung anderer öffentlicher Rundfunkorganisationen in Europa war. Grasmück thematisierte u. a. den Reformbedarf im öffentlich-rechtlichen System und gleichzeitig dessen wichtige Rolle für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die aktuelle Situation sei geprägt von gezielter Beeinflussung, dem offensichtlichen Versuch der Diskreditierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch dessen Gegner, dem Verlust der freien Presse in einzelnen europäischen Ländern wie auch die Möglichkeit ihrer Widerherstellung, wie es in Polen der Fall ist. Nicht zuletzt prangerte er die Propaganda und gezielte Desinformation der Bevölkerung in Russland und China durch von oben gesteuerte Medien an. „Zusätzlich sorgen Algorithmen auf den Social-Media-Plattformen und inzwischen auch Künstliche Intelligenz für die Überflutung der Nutzerinnnen und Nutzer mit einseitigen Inhalten und bedingen damit, dass viele nur noch in bestimmte Richtungen schauen, nur noch bestimmte Meinungen zulassen und sich von der Meinungsvielfalt selbst abkapseln“, betonte der Intendant.

Er plädierte leidenschaftlich für das Einhalten der Grundprinzipien der Rundfunkfreiheit, die wiederum nicht verhandelbar sei – und das Publikum applaudierte als Zeichen der uneingeschränkten Zustimmung. 

„Ein starker und modern aufgestellter öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Europa kann auch für private Akteure eine große Chance sein, wenn wir in Sachen Qualität und Demokratiesicherung zusammenstehen und dort zusammenarbeiten, wo es Sinn macht und wo die journalistische Unabhängigkeit nicht gefährdet ist“, schlussfolgerte Martin Grasmück.

Über kräftigen Applaus freuten sich schließlich die beiden Musikerinnen Ulrike Speich (Violine/Viola) und Elisa Raber (Querflöte), Musiklehrerinnen an der Musikschule Homburg. Mit schottischen Volksmelodien, Freiheitsliedern und Auszügen aus Telemann-Sonaten umrahmten sie die Veranstaltung auf vortreffliche Weise. Das Volkslied „Die Gedanken sind frei“, in das das Publikum kräftig mit einstimmte, setzte traditionell einen Schlusspunkt, bevor das Mittagsbuffet eröffnet wurde.

Landrat Dr. Theophil Gallo dankte allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beitrugen. © Saarpfalz-Kreis

Schenk, Silvia
24. Feb 2025