Page 20 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 310, Februar 2024
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       Ein Bericht von Wolfgang Melnyk und Horst Schwenk
Die Ursachen der Explosion
Schreckenstage in Neunkirchen als der Gasometer explodierte 7. Teil
Schmitt zugerufen zu haben, er könne den Bügel nicht wegbekommen, es bliebe ihm nichts anderes übrig als den Bügel durchzu- brennen. Darauf habe Schmitt geantwortet, unter diesen Umständen solle er den Bügel durchbrennen. Schmitt dagegen sagte aus, dass er sich dieses Zurufs Schneiders und seiner Antwort nicht entsinnen könne. Schneider begann daraufhin, den Bügel mit dem Brennschneider durchzubrennen. Auch über die folgenden Vorgänge gaben die Zeu- genaussagen kein völlig klares Bild. Der Zeu- ge Schmitt war inzwischen fort gegangen, sodass er über die folgenden Ereignisse nichts aussagen konnte. Der Zeuge Gülden- becher war von der Bühne, auf der die ge- schilderten Arbeiten verrichtet wurden, ab-
   Als um 14 Uhr die Mittagsschicht an- trat, war die Leitung so weit fertig, dass nur noch drei Flansche fertig gemacht werden mussten.
Den Auftrag diese Arbeiten fertig zu stellen, erhielten die drei Vorarbeiter Schmitt, Schlos- ser und Schneider, der zugleich Schweißer war, sowie Hilfsarbeiter Güldenbecher. Ei- gentlich waren nur noch drei Flanschan- schlüsse zu schließen. Dass bei diesen Ar- beiten Brenn- und Schweißarbeiten notwen- dig werden könnten, war von der Betriebs- leitung nicht vorauszusehen, da normaler- weise bei Flanschanschlussarbeiten Brenn- und Schweißarbeiten nicht vorkommen. Kurz vor der Explosion waren die beiden Ar- beiter Schneider und Güldenbecher an dem Anschluss des kurzen Rohrstücks von 1 m Länge mit dem daneben befindlichen Krüm- mer angelangt. Dieser Anschluss war bis da- hin verschlossen gewesen, jedoch war in- folge der Reinigung des Rohres mit Dampf die Dichtung dieses Flanschanschlusses schadhaft geworden. Infolgedessen musste dieser geöffnet werden, um die Dichtung zu erneuern. Nach dem Öffnen der Flanschver- bindung zeigte sich, dass die beiden Rohr- enden eine Höhendifferenz aufwiesen, die vorher nicht aufgefallen war. Das kurze ge- rade Rohrstück lag einige Zentimeter tiefer als der anschließende Krümmer. Vorher war diese Ungleichheit damit ausgeglichen wor- den, dass das kurze gerade Rohrstück schräg lag. Es gelang den Arbeitern weder die Flanschverbindung zu schließen noch das waagerechte Teilstück entsprechend anzu- heben. Also musste das andere gebogene Teilstück abgesenkt werden. Dies verhinder- te jedoch eine Rohrstütze in unmittelbarer Nähe. Die Arbeiter versuchten dann denn Bügel der Rohrstütze wegzunehmen und das Rohr direkt auf dem Stützenkopf zu lagern. Dabei stießen sie jedoch auf Schwierigkei- ten. Der Bügel ließ sich nicht so ohne wei- teres entfernen. Dabei wurden starke Klopf- arbeiten an dem Bügel durchgeführt, die sich auf dem kurzen Rohrstück sicher bis zu dem nahen Schieber fortgepflanzt haben. Als man
so den Bügel nicht entfernen konnte, ent- schloss sich der Arbeiter Schneider den Bü- gel in der oberen Rundung abzubrennen. Während die Aussagen der Zeugen bezüg- lich der bisher geschilderten Vorgänge völlig einheitlich waren, folgte nunmehr ein Vor- gang, über den die Zeugenaussagen ausei- nander gingen. Schneider sagte aus, dem et- wa 7 m unter ihm stehendem Vorarbeiter
 Gasometerexplosion Neunkircher Eisenwerk 10. Februar 1933 gezeichnet im Januar 2003 von Günter Haab © Archiv Schwenk
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