Page 44 - Ausgabe 033 / Mai 2015
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Edward Snowdens Vertrauter in Homburg
Siebenpfeiffer-Preis für Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald
anderem Vorstandsmitglied der von ihm mit- begründeten Pressefreiheits-Stiftung „Free- dom of the Press Foundation“ und lebt heut- zutage in Rio de Janeiro. Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel hob in seiner Laudatio Greenwalds Verdienste hervor und nannte es „eine offene Wunde, dass wir unfähig
Der US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden (geb. 1983) löste mit seinen Enthüllungen über weltweite Überwachungs- und Spionageprakti- ken von Geheimdiensten, v.a. der NSA (d.h. National Security Agency) aus den Vereinigten Staaten, im Sommer 2013 die „NSA-Affäre“ aus. Als ehema- liger Agent der Geheimdienste CIA und NSA hatte er Zugang zu streng ge- heimen Informationen, unter anderem zur Überwachung der weltweiten Internetkommunikation.
Er übermittelte hochbrisante Computerda- teien an die Filmemacherin Laura Poitras und den „Guardian“- Journalisten Glenn Greenwald, der sie in Teilen veröffentlichte. Snowden floh zuvor aus den USA und fand
New York) erlangte durch seine Veröffentli- chungen des globalen Überwachungsskan- dals weltweite Bekanntheit und avancierte als Enthüllungsjournalist zu einem zentralen Akteur und Mitstreiter Snowdens.
Die Jury der Siebenpfeiffer-Stiftung würdigte mit der Verleihung des renommierten Sie- benpfeiffer-Preises am 15. März 2015 in Homburg Greenwalds überragende journa- listischen Verdienste um Pressefreiheit und demokratische Transparenz. Für die Kreis- und Universitätsstadt war es ein gesellschaft- liches Großereignis im vollbesetzten Kultur- zentrum Saalbau, den weltweit bekannten Journalisten, Schriftsteller, Blogger und Rechtsanwalt auszuzeichnen. Der Jury-Vor- sitzende Prof. Thomas Kleist, Intendant des Saarländischen Rundfunks, hob in seiner Re- de die überragenden Verdienste des Preis- trägers für die Pressefreiheit hervor. Der Schutz der Persönlichkeitsrechte und Privat- sphäre im digitalen Zeitalter sei von enormer Bedeutung. Greenwald, der bis 2005 als Rechtsanwalt tätig war, konzentriert sich seit- dem auf den Journalismus, um als Autor mehr Einfluss bei der Aufdeckung gesell- schaftlicher Missstände zu haben. Er ist unter
Edward Snowden in einer Video-Einspielung während des Festaktes
sind, Edward Snowden zu helfen“, der sich nach allge- meiner Ein- schätzung vor- bildlich für westliche Frei- heitswerte ein- gesetzt habe und selbst da- für eine Ein- schränkung sei- ner persön-
lichen Freiheit in Kauf nehme. Trotz aller Sympathie für die Verdienste des Datenskan- dal-Enthüllers komme aber eine Aufnahme Snowdens in Deutschland nicht infrage. Die Bundesrepublik sei aufgrund internationaler Verträge im Falle einer Einreise gezwungen, Snowden an die USA auszuliefern. In seiner engagierten Rede widersprach der Preisträger dieser Ansicht. Sogar die Bundeskanzlerin Angela Merkel habe erst durch Snowdens Enthüllungen erfahren, dass sie selbst von
Der Jury-Vorsitzende Prof. Thomas Kleist, Intendant des Saarländischen Rundfunks
nach einer Zwischenstation in Hongkong schließlich in Russland politisches Asyl. Dort lebt er inkognito an einem geheimen Ort. Ausgerechnet im autokratischen Russland – welch eine Ironie der Geschichte! Während die USA wegen Hochverrats (Spionage, Diebstahl, widerrechtliche Weitergabe ge- heimer Informationen) nachdrücklich seine Auslieferung fordern, wurde er von nicht- staatlichen Organisationen wegen seiner Zi- vilcourage und demokratischen Ambitionen mehrfach ausgezeichnet und sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Laura Po- itras produzierte mit ihm und Glenn Green- wald den Dokumentarfilm „Citizenfour“, der 2015 in der Kategorie „Beste Dokumenta- tion“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Der Titel bezieht sich auf Snowdens Pseu- donym, das er für seine E-Mail-Kommuni- kation mit Vertrauenspersonen verwendete. In einem Interview mit dem Journalisten Glenn Greenwald betonte Snowden, er möchte nicht in einer Welt leben, in der al- les, was man unternehme und sage, aufge- zeichnet wird. Greenwald (geb. 1967 in
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Glenn Greenwald, umgeben von Mitgliedern der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums (v.l.: Franziska Lammert, Glenn Greenwald, Laura Ketter, Lilly Preuße und Eberhard Jung)
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06821-30305 Ausgabe 033 / Mai 2015
Das Original – bekannt aus der Kreisstadt Neunkirchen