Page 38 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 124, Dezember 2022
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  Würdige Veranstaltung zur Erinnerung an den 9. November 1938
Werner Hillen hielt Rede / Schüler*innen ebenfalls beteiligt
und Gemüse. Zwischen den einzelnen Re- den und Beiträgen vermochten es Marie Lui- se Liebel und Markus Lein mit Orgel und Violine die Veranstaltung mit sehr unter- schiedlichen Musikstücken wunderbar pas- send zu begleiten. Nach ihren Schlussworten lud Pfarrerin Scheidhauer die Teilnehmerin- nen und Teilnehmer zu einem Schweigegang zur ehemaligen Synagoge ein. Dort sprach Barbara Spaniol für die Stadt zum Abschluss des Gedenkens. Sie dankte zunächst allen Beteiligten herzlich im Namen der Stadt und von Bürgermeister Michael Forster für die Teilnahme an der Veranstaltung und nannte die eindrucksvollen Beiträge einen unver- zichtbaren Baustein für das würdevolle Ge- denken an die schlimmen Ereignisse vom 9. November 1938. Barbara Spaniol ging auch darauf ein, dass die Zahl der Zeitzeugen die- ser furchtbaren Ereignisse von Jahr zu Jahr abnehme und es daher immer wichtiger wer- de, dass wir alle uns damit beschäftigen und uns um die Erinnerung kümmerten. Sie er- innerte sich besonders an die Gedenkver- anstaltung zum 80. Jahrestag der Reichpo- gromnacht hier in Homburg. Sie dankte auch Werner Hillen für sein Engagement und die Fahrten mit jungen Menschen nach Auschwitz und wies auf die aktuelle Aus- stellung im Rathaus hin. „Gerade in den Zei- ten, in denen wir wiederum einen unsinni- gen und abscheulichen Krieg in der Ukraine erleben, mitten in Europa ... gerade in die- sen Zeiten müssen wir uns bewusst machen, wie wichtig es ist, dafür einzutreten, in Frie- den und ohne Hass leben zu können“, sagte sie.
 Eine würdige Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Reichspogromnacht von 1938 und an die Opfer des Natio- nalsozialismus wurde am gestrigen Mittwoch, 9. November 2022, in der Protestantischen Stadtkirche sowie der Ruine der Synagoge durchgeführt. Ver- anstalter waren die christlichen Kir- chen in Homburg, das Kinder- und Ju- gendbüro sowie das Stadtarchiv der Stadt Homburg.
Mit der Gedenkveranstaltung sollte an das schlimme Geschehen der Reichspogrom- nacht erinnert werden, als in ganz Deutsch- land Synagogen geschändet, Wohnungen und Geschäfte jüdischer Bürgerinnen und Bürger verwüstet und in Brand gesteckt wur- den. Es folgten Deportation und Ermordung. Auch in Homburg blieben jüdische Familien nicht davon verschont. Pfarrerin Petra Scheidhauer führte wie in den vergangenen Jahren durch das Gedenken und leitete nach der Begrüßung der Besucherinnen und Be- sucher zu Beiträgen der AG Geschichte bzw. des Seminarfachs des Saarpfalz-Gymnasi- ums über. Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums führten nach einer kurzen Ein- führung zwei Filme vor. Der erste Film be- handelte die Gedenkorte in Homburg, die im Rahmen der APP-Gestaltung im letzten Jahr als „Orte der Erinnerung“ dargestellt wurden und stellte zum Abschluss die Frage, ob es genug Orte des Gedenkens in Hom- burg gäbe. Die drei Schülerinnen referierten, dass es nicht genug sein könne und es zu- sätzlich zu einem zentralen Mahnmal wich- tig sei, dass man auch im Alltag immer wie- der erinnert wird, sozusagen über das Thema „stolpert“. Deshalb sei es ihnen wichtig, dass in Homburg Stolpersteine verlegt werden. Dafür setzt sich die AG Geschichte ein. In einem zweiten Film wurden Frau Rocken- bach und Alfons Seiler als Zeitzeugen inter- viewt. Auch die Stolperstein-Verantwortliche aus Heidelberg kam zu Wort. Passend zu diesem Thema teilte die Partnerschaftsbeauf- tragte Simone Lukas dieser Tage mit, dass auch in der Homburger Partnerstadt La Baule Ende März dieses Jahres neun Stolpersteine zum Gedächtnis für die beiden jüdischen Familien Besso und Fisher, die im Juli 1942 verhaftet wurden, verlegt wurden. Anschlie- ßend stellte Pfarrerin Scheidhauer den Hauptredner Werner Hillen näher vor. Er ist
Landesvorsitzender des Volksbundes im Saarland, ehemaliger Lehrer und Träger der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In seinem Re- debeitrag ging Hillen maßgeblich auf die Er- fahrungen ein, die eine Gruppe junger Men- schen sowie Schülerinnen und Schüler bei einer Bildungsfahrt nach Auschwitz im Jahr 2021 gemacht hat. Mit teils sehr deutlichen und harten Worten beschrieb er die Empfin- dungen der jüdischen Menschen, wenn sie nach drei Tagen Anfahrt im Viehwaggon oh- ne Toilette, ohne Wasser in Auschwitz aus- getrieben wurden. Auch von den Hoffnun- gen bei der Ankunft und dem heimtücki- schen Vergasen in den Gaskammern berich- tete er in seiner Ansprache. Aussagen wie „Man sieht noch heute die Rillen kratzender Fingernägel im Beton der Wände der Gas- kammern“, machten sehr betroffen. Aus die- ser Betroffenheit heraus erstellte die Gruppe die Ausstellung „Auschwitz“, die noch bis zum 25. November 2022 im Rathaus gezeigt wird. Auch eine Konfirmanden-Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde Bruchhof- Sanddorf beteiligte sich an der Gedenkver- anstaltung. Die Konfirmanden befassten sich in diesem Jahr mit dem Thema koscheres Es- sen. Sie erläuterten, was koscher und was unkoscher, also „treife“, ist. Sie gingen auf Lebensmittelgruppen wie Fleisch, Fisch und Milchprodukte ein und stellen fest, dass Ve- getarier es in Bezug auf jüdisches Essen am einfachsten hätten, da alle vegetarischen Pro- dukte per se koscher sind. Zum Schluss ver- rieten sie noch das Rezept für Shakshuka, ein köstliches israelisches Gericht aus Eiern
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gedenkens an die Reichsprogromnacht in der Ruine der Synagoge in Homburg © Thorsten Wolf
Sie wollen mehr zur Reichsprogrom- nacht erfahren? https://de.wikipedia.org/wiki/Novem- berpogrome_1938
Pressestelle Stadt Homburg
   Ausgabe 124 / Dezember 2022
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