Frühkindliche Zwei- und Mehrsprachigkeit
Interessante Fachtagung der Edith-Stein-Schule Neunkirchen
Die Edith-Stein-Schule, Akademie für Erzieherinnen und Erzieher, Bischöfl. Fachschule für Sozialpädagogik veranstaltete am 26. September 2022 eine Fachtagung zum Thema „Frühkindliche Zwei- und Mehrsprachigkeit“.
Als Europaschule des Saarlandes hat sich die Edith-Stein-Schule vorgenommen, ein festes System an Gastlehrkräften zu etablieren, um die Qualität der Vermittlung von Lerninhalten zu verbessern. Im Publikum saßen neben den Oberstufenklassen der Schule auch das Lehrerkollegium und Lehrkräfte der staatlichen Fachschulen für Sozialpädagogik sowie Vertreter des Bildungsministeriums. In ihrer Keynote Speech ging Eva Hammes-Di Bernardo, zuständig im Bildungsministerium für Qualitätsentwicklung in der Bildung der frühen Kindheit, auf die Grundlagen von Spracherwerb allgemein ein und referierte eingehend über den Spracherwerb per Sprachbad, die sogenannte Immersion. Damit schlug sie den Bogen zur Ausbildung und zum Berufsbild der angehenden Erzieherinnen und Erzieher, denn etwa die Hälfte der saarländischen Kitas arbeitet nach diesem Prinzip des Sprachbads. Zwei- und mehrsprachige Erziehung, so die Sprachwissenschaftlerin, sei mehr als ein Angebot oder ein Projekt, vielmehr komme dadurch ein durchgehendes pädagogisches Konzept zum Vorschein. Alle Beteiligten müssten die entsprechende Grundhaltung vertreten und sich ihres Auftrages bewusst sein. Unterstützt werde man dabei durch die Frankreichstrategie des Saarlandes. Anders als beim klassischen Fremdsprachenunterricht, wie ihn etwa die Schule kenne, komme es bei der Immersion auf täglichen Sprachkontakt, ganzheitliches Erfahren der Sprachsituationen, persönliche Beziehung und Bindung an. Diese Form der gelebten Kommunikation schließe das Recht auf Fehler ausdrücklich ein. Fazit des einführenden Referats: Jeder Mensch verfügt genetisch über die erforderlichen Fähigkeiten, sprechen zu lernen – auch in mehreren Sprachen. Auf den Anfang komme es an. Mit einem alten Vorurteil räumte Eva Hammes-Di Bernardo ebenfalls auf: „Frühkindliche Mehrsprachigkeit überfordert die Kinder keineswegs. Das Gegenteil ist der Fall. Die geistige, die kognitive Entwicklung von Kindern wird gefördert.“ Wie frühkindliche Zwei- und Mehrsprachigkeit in der täglichen Praxis aussieht, illustrierten in der Folge die Vertreterinnen und Vertreter einiger europäischen Partnereinrichtungen der Edith-Stein-Schule. Dabei wurde deutlich, dass jede Partnereinrichtung auf der Grundlage der jeweiligen pädagogischen Konzeption einen eigenen Ansatz verfolgt, der jedoch das Prinzip der Immersion als gemeinsame Schnittmenge hat. Den Anfang machte Leonie Weimann vom St. Kilian's Kindergarten in Dublin, gefolgt von Thomas Diehl aus Paris, der aus der AJEFA Kinder école berichtete. Nach einer Mittagspause setzten Marion D'Angelo und Lena-Sophie Graf vom Kindergarten der Deutschen Schule Rom die Veranstaltung fort. Den Schlusspunkt setzten Aleksandra Kloda und Makgorzata Kucinska vom Kindergarten der Deutschen Schule Warschau. Alle Beteiligten zeigten sich begeistert von der Fachtagung, da sie nicht nur einen wertvollen Input bekommen hätten, sondern auch im Austausch viel voneinander gelernt hätten. So wurde spontan eine weitere Fachtagung vorgeschlagen, dann zum Thema „Inklusion“. Für diese Idee offen zeigte sich Dr. Karl-Josef Klär, der stellvertretende Schulleiter der Edith-Stein-Schule. Gemeinsam mit seinem Kollegen Uwe Schäfer hatte er die Fachtagung organisiert. Uwe Schäfer ergänzte: „Als im Programm ERASMUS+ akkreditierte Einrichtung haben wir auch künftig die Möglichkeit, das Instrument der 'invited experts' zu nutzen. Und dass unsere Gäste Experten sind, haben sie heute bewiesen. Ich denke, wir können uns auf eine Fortsetzung im Jahre 2023 oder 2024 freuen.“
Über die Edith-Stein-Schule finden Sie unter https://www.edith-stein-fachschule.de/ alle Informationen im Internet. Text und Fotos: Uwe Schäfer