Page 21 - Stadtmagazin "es Heftche"@ | Ausgabe 294, Oktober 2022
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mals nur in größeren römischen Militärla- gern aufgestellt. Im Fahnenheiligtum („inter signa“) huldigten die Legionäre vor diesem Bronze-Abbild ihrem Imperator. Im engen, feuchten, strategisch bedeutungslosen Kas- bruchtal aber gab es kein solche bedeutsa- mes Militärlager. Auffallend war auch, dass dem Harnisch vom Kasbruch ähnlich wie dem „Torso von Cadiz“ der Mantelüberwurf, das „Paludamentum“ über der linken Schul- ter (sonst für Feldherren typisch) fehlte. Un- tersuchungen im Kasbruchtal mittels Elek- trosonde förderten keine weiteren Metallteile
Fragment einer Venusfigur aus Sandstein
zu Tage. Sollten andere Teile der wertvollen Bronze den Weg über Hackbronze zum Umschmelzen gefunden haben? Keine er- freuliche Vorstellung für die Forscher. Ein weiterer Bernhardt-Fund aus diesem Talbe- reich war 1976 eine kleine zwölf Zentimeter hohe Venusfigur aus Voltziensandstein in der Haltung einer Badenden. Im Zusammen- hang mit den im Tal bereits 1921 von Carl Klein entdeckten Resten einer Töpferei meint Professor Kolling – der profundeste Kenner
des Kasbruchs seit 1952- eine Verbindung zu einem Quellheiligtum wie in Kindsbach/Landstuhl zu erkennen. Nach Kolling deuten alle aufgeführten Funde im Kasbruch „auf ein bedeutendes galloroma- nisches Quellheiligtum“, wo der keltische
Felsgräber im Kasbruchtal
Gott Mars (Mars Cnabetius) als Heilgott in Gestalt einer lebensgroßen Panzerstatue ver- ehrt wurde. Die bei dem Fragment der Pan- zerstatue im Umkreis von 40 m gefundenen Quadersteine, eines Porticus-Steines, Teile eines Hypocaustums, datierte Reste einer hölzernen Wasserleitung, Fragment einer Ju- piter-Gigantensäule (Viergötterstein), Ober- teil einer kleinen Venusfigur, eine Lanzen- spitze und ein amulettähnlicher kleiner Tier- kopf wurden zu bedeutsamen Einzelteilen eines Puzzles Quellheiligtum Kasbruch (2./3. Jahrhundert nach Christus). Zu ihm könnten auch die etwa 400 m im Norden davon ge- fundene Töpfereireste und im Süden davon
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die Felsgräber gehört haben. In einem Brief vom 22. Mai 1999 an Günther Gensheimer schreibt Prof. Kolling: „Mit dem großen bron- zenen Mars als Kultfigur gehörte das Kas- bruch-Heiligtum zu den bedeutendsten Kult- stätten im Rheinland und darüber hinaus. Mir (Kolling) sind in Deutschland nur zwei weitere Tempelanlagen mit minimalen Mars- Panzerstatuen bekannt“. Das ist ein Wort. Vielen Neunkirchern war dieser Jahrhundert- fund von 1976 im Kasbruch aus dem zwei- ten/dritten Jahrhundert nach Christus bisher wohl unbekannt.
Quellenangaben: Schindler Reinhard, Gal- lorömische Götter, Kulte, Heiligtümer im Saarland, 12. Bericht der Staatlichen Denk- malpflege im Saarland, 1965, Kolling Alfons, Fragmente einer bronzenen Panzerstatue aus dem Kasbruch bei Neunkirchen/Saar, 25./26. Bericht der Staatlichen Denkmalpflege im Saarland, 1978/79 u. 1988 „Im Wandel d. Jahrtausende“ James Simon, Das Zeitalter der Kelten, Bechtermünz, 1996 Die Kelten – Europas Volk der Eisenzeit, in TIME LIFE 2001 Herm Gerhard, Die Kelten – Das Volk, das aus dem Dunkel kam, Weltbild 1991 El- lis Peter Berresford, Die Druiden – Von der Weiheit der Kelten, Bechtermünz, 2001 Dehnke Erhard, Herapel, in Zeitschrift für saarl. Heimatkunde, 1955
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