Page 26 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 303, Juli 2023
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Ein Bericht von Wolfgang Melnyk / Horst Schwenk
Briefmarken erinnern an den „Schwarzen
Freitag 1933“
Schreckenstage in Neunkirchen als der Gasometer explodierte 1. Teil
noch bei fast 5 Millionen und auch das Ar- beitsamt des Saargebietes meldete noch 45 314 Arbeitslose. In der Saar- und Blieszei- tung stand dann auch, dass trotz Wirtschafts- krise und Grippe Unterhaltungsabende mit karnevalistischem Einschlag durchgeführt werden. Nach dem Tode des langjährigen Bürgermeisters Ludwig leitete 1933 Bürger- meister Dr. Georg Blank die Geschicke der
Standort des Gasometers an der Saarbrücker Straße 9 Archiv Schwenk, 340-3
Stadt Neunkirchen. Um 5.20 Uhr begann an diesem Freitag für die israelische Gemein- de Neunkirchen der Sabbat. In der Saarbrü- cker Straße verlief an diesem Tag das Leben in gewohnten Bahnen, die Männer gingen ihrem Beruf nach, sofern sie nicht arbeitslos waren. Die Pensionäre machten sich ums
Der Unglückstag
Es war ein milder, trüber Februartag, dieser Freitag, der 10.02.1933. Nieselregen machte das Wetter ungemütlich. Diesig und ge- drückt, wie im November war auch die Stim- mung an jenem Unglückstag. Das pulsie- rende Leben in der Industriestadt Neunkir- chen ging seinen gewohnten Rhythmus wie an anderen Werktagen. Im Wetterbericht hieß es: Fortdauer des milden regnerischen Wetters, später Wetterbesserung, Tempera- turrückgang. Auch im politischen Weltge-
Saarbrücker Straße - im Hintergrund der Ga- someter in voller Größe 1932 Archiv Schwenk, 193-22
schehen war die Lage eher diesig. Das Saar- gebiet wurde seit 1920 im Auftrag des Völ- kerbundes von den Franzosen verwaltet. Im Reich hielt der am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler gewählte Adolf Hitler an die- sem Freitag im Berliner Sportpalast seinen „Aufruf an das deutsche Volk“. In Neunkir- chen konnte man damals bei Bata für 20 Franken Schuhe kaufen. In der Bahnhofstra- ße gab es im Central-Kaufhaus Gebr. Sper- ling alles für den Haushalt. Im Kunst- und Radiohaus Maekel am Oberen Markt wur- den Radiogeräte angeboten - derweil begann im Äther die Schlacht zwischen Franzosen und Deutschen um die Vorherrschaft im Saargebiet. Die Turngemeinde von 1860 Neunkirchen veranstaltete einen „heiteren Werbe-Turnabend“ im Saalbau. Die Borussia hat sensationell die Profielf von Wacker Wien 4:0 geschlagen. Im Corona lief der Film „Abenteuer im Engadin“ und das Astra
in Ottweiler präsentierte Greta Garbo als „Mata Hari.“ Im Urania in Landsweiler flimmerte der „Blonde Traum“ mit Lilian Har- vey und Willi Fritsch über die Leinwand. Lieder wie „Was macht der Mayer am Hi- malaya“ und „Unter den Pinien von Argen- tinien“ sowie „Mein Onkel Bumba aus Ka-
Saarferngas, Gasometer, Benzolfabrik Archiv Schwenk 39-5
lumba“ und „Mein Papagei frisst keine har- ten Eier“ wurden dank der stetig steigenden Zahl von Radiogeräten immer populärer. Die Weltwirtschaftskrise 1930 hatte auch die Stadt Neunkirchen und ihre Bürger in große Bedrängnis gebracht. Die Zahl der Hilfe- empfänger hatte sich innerhalb von wenigen Jahren verdreifacht. Doch bereits 1933 wa- ren die schlimmsten Folgen überwunden. Die Arbeitslosenquote im Reich lag immer
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