Page 12 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 305, September 2023
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Ein Bericht von Wolfgang Melnyk und Horst Schwenk
Briefmarken erinnern an den
„Schwarzen Freitag 1933“
Schreckenstage in Neunkirchen als der Gasometer explodierte 3. Teil
Geschäftsbericht 1934: „Der Verkehr im Lau- fe des Geschäftsjahre 1933 verlief nicht gleichmäßig. Bis zum Sommer war eine ge- ringe Belebung der allgemeinen Geschäfts- lage festzustellen, die ihre Hauptursache in den Arbeiten hatte, welche infolge der In- standsetzung, der durch die Gasometerex-
Redener Straße, beschädigte Stallungen und Scheune Archiv Schwenk, 195-24
plosion auf der Hütte zerstörten Häuser, not- wendig geworden waren. Der Zustrom der Schaulustigen zur Unfallstelle brachte in den Monaten Februar, März, April, Mai und teil- weise bis in den Juni hinein eine erhöhte Benutzung der Straßenbahn. Dies wirkte sich in einer Besserung der Fahrgeldeinnahmen aus. 167 Familien mit rund 700 Personen waren obdachlos geworden. Diese fanden zunächst Unterkunft bei Verwandten oder in Notquartieren.
Die Presse
Am Samstagabend wurden die Vertreter der Presse von der Generaldirektion des Neun-
Am Tag danach
Die Glaser, Schreiner und Dachdecker hat- ten am Samstag einen Arbeitstag wie noch nie in den letzten Jahren. Glaser aus der nä- heren und weiteren Umgebung waren nach Neunkirchen gekommen. Heimische Gla- serwerkstätten sahen sich zum Teil gezwun- gen den Betrieb auf die Straßen zu verlagern, da ihre Werkstattkapazität einfach nicht aus- reichte. Bis zum Abend war der überwie- gende Teil der kleinen Scheiben ersetzt. Nur die großen Schaufensterscheiben konnten noch nicht beschafft werden. Der Bahnhof hatte Hochbetrieb. Nachdem die Kunde von diesem schrecklichen Unglück durch die Zeitungen und den Rundfunk weit verbreitet
Schlawerie, Rückfront von Wohnhäusern Archiv Schwenk, 104-29
worden war, strömten an den nächsten Tagen Tausende nach Neunkirchen. Zum einen wollten sich Viele nach ihren Verwandten erkundigen, zum anderen trieb aber auch die Neugierde zahlreiche Menschen in die Hüttenstadt. Vom Bahnhof zog ein unauf- hörlicher Zug Menschen zum Unglücksort. Ein Bild wie man es sonst nur beim Schicht- wechsel zu sehen bekam. Man hatte Land-
jäger aus dem ganzen Land nach Neunkir- chen kommandiert, um für Ruhe und Ord- nung zu sorgen und den unaufhörlichen Menschenstrom vom Unglücksort fernzuhal- ten. Nur Geistliche, Pressevertreter und Pho- tographen wurden neben den Rettungskräf- ten zum Unfallort vorgelassen. In allen Teilen des Saargebietes und darüber hinaus zeigte sich eine große Anteilnahme. Bereits am Vor-
Die Luftaufnahme der Unglücksstätte zeigt das gesamte Ausmaß der Katastrophe Archiv Schwenk, 100-14
mittag des 11. Februar war der Trierer Weih- bischof Dr. Mönch nach Neunkirchen ge- kommen. Er hatte aus früheren Seelsorger- zeiten noch intensive Kontakte nach Neun- kirchen. Dieses Unglück hatte deutliche Aus- wirkung auf die beförderten Personen der Neunkircher Straßenbahn. So heißt es im
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