Page 39 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 306, Oktober 2023
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von Stumm, die Generaldirektoren des Neunkircher Eisenwerks, die Direktoren der anderen Saarwerke, die Vertreter der fran- zösischen Bergwerksdirektion, eine Abord- nung der Stadt Straßburg mit dem ersten Bür- germeister Huber, eine Delegation der fran-
Trauerfeierlichkeit am Unteren Markt, 14. Februar 1933 Archiv Schwenk, 38-15
zösischen Zollbeamten im Saargebiet, De- legierte aus Luxembourg und Belgien, Re- gierungsvertreter aus Bayern, Baden und Württemberg sowie zahlreiche Reichstags- und Landtagsabgeordnete. Nach den Trau- eransprachen von Dr. Stoltenhoff und Dr. Mönch setzte sich der Trauerzug zum Schei- ber Hauptfriedhof in Bewegung. Vom Unte- ren Markt aus ging es steil den Hüttenberg hinauf. Streng nach Konfessionen getrennt bildeten die Wagen mit den evangelischen Opfern die Spitze. Zwischen den Wagen der beiden Konfessionen hatte man die Vertreter der Regierungen und Behörden eingeordnet. Dann folgten die Wagen mit den katholi- schen Opfern. Der Vorbeizug des Trauermar- sches dauerte fast eine Stunde. Auf dem Scheiber Hauptfriedhof war den Toten ein gemeinsames Grab bereitet worden, das sich zum Teil auf den evangelischen und zum anderen Teil auf den katholischen Friedhof erstreckte. Die Beisetzungsfeier verlief ohne jede Störung. Die große ausgedehnte Grab- anlage wird seitdem über all die Jahrzehnte von der Stadtverwaltung gepflegt und in Ordnung gehalten.
Anteilnahme und Spenden, Ausgabe von Briefmarken
Die Tragödie von Neunkirchen fand weltweit große Anteilnahme. Bereits in der Nacht und am nächsten Tag setzte eine riesige Flut von Beileidstelegrammen und Briefen ein. An- gefangen beim Reichspräsidenten von Hin- denburg, der auch noch 100 000 Mark zur ersten Linderung der Not an die Stadtkasse überwies; für die Reichsregierung schrieb der Außenminister Freiherr von Neurath an den Präsidenten der Regierungskommission, der Reichskanzler Adolf Hitler telegrafierte direkt an den Bürgermeister der Stadt Neun- kirchen, bis zu Papst Pius XI, der dem Bi- schof von Trier sein Beileid ausgesprochen und für die Hinterbliebenen 5000 Mark ge- spendet hat. Der evangelische Oberkirchen- rat hat der hiesigen Kirchengemeinde tele- graphisch sein Beileid ausgesprochen und 3000 Mark zur Verfügung gestellt. Der Prä- sident der Regierungskommission Knox hat ein Beileidsschreiben an den Bürgermeister gerichtet und der Volkswohlfahrt einen Kredit
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000 Mark zur Linderung der Not zur Verfü- gung. Die Stadt Saarbrücken spendete 100 000 Franken, Straßburger Bürger spendeten 10 000 Franken, gleichzeitig teilte die Stadt mit, dass sie 50-60 Kinder der Obdachlosen auf mehrere Wochen unentgeltlich unterhal- te. Auch die Städte Berlin und Paris telegrafierten ihre Anteilnahme nach Neun- kirchen. Der Exkaiser Wilhelm sandte sein Beileidstelegramm an die Gräfin von Siers- torpff. Viele Kinder aus Niederneunkirchen wurden vom „Verein für das Deutschtum im Ausland“ (VDA) in seinen Jugendheimen un- tergebracht. Eine Gruppe von 20 Kindern fand im Jugendheim Margarethe Cronau im Erzgebirge Unterkunft.
Die Postverwaltung des Saargebietes gedach- te der Opfer mit einer Briefmarkenausgabe. Am 1. Juni 1933 erschienen drei Wohltätig- keitsmarken zugunsten der Opfer des Explo- sionsunglücks vom 10. Februar 1933 in Neunkirchen. Diese drei Marken mit dem- selben Markenbild aber in verschiedenen Farben, Portostufen und Zuschlagswerten zeigen die Unglücksstelle mit dem Werks- gelände im Hintergrund. Die Inschrift lautet: Neunkirchen, 10. Februar 1933. Diese in- zwischen viel gesuchten Briefmarken sind die einzigen Briefmarken, die bisher mit ei- nem Hinweis auf Neunkirchen erschienen sind. Unter dem Vorsitz des Ministers Koß- mann wurde ein Hilfswerk gebildet, um den Opfern zu helfen. Rund 700 Personen waren obdachlos geworden. Für sie galt es schnells- tens neuen Wohnraum zu schaffen. Eine neue Wohnsiedlung wurde auf Initiative der Gräfin Sierstorpff - Tochter des Karl Freiherr von Stumm - gebaut. Diese Siedlung ist heu- te noch unter dem Namen Explosionssied- lung oder auch rote Siedlung - wegen der Farbe der Häuser - bekannt.
Fortsetzung folgt; Quellenangabe am Ende der Reihe
Ein Bericht von Wolfgang Melnyk / Horst Schwenk
  Trauerfeierlichkeit, Scheiber Friedhof Archiv Schwenk, 340-29
zur Verfügung gestellt. Auch die Länder Preu- ßen, Bayern und Bremen haben ihre Anteil- nahme ausgedrückt, dabei hat der Bremer Senat aus seinem Fond 5000 Mark zur Ver- fügung gestellt. Beileidtelegramme kamen vom Völkerbund, aus Österreich, Frankreich, Belgien, England, Spanien ja sogar aus Süd- amerika. Der Geschäftsträger von Guatemala veranstaltete zusammen mit anderen Ge- sandtschaften aus Südamerika einen Wohl- tätigkeitsball zugunsten der Opfer in Neun- kirchen. Auch die Reichsbahn zeigte sich von ihrer großzügigen Seite und stellte 10
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