Page 38 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Neunkirchen, Ausgabe Nr. 312, April 2024
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 AWO Saarland feiert 100-jähriges Bestehen
Festakt im Saarbrücker Schloss würdigt Wohlfahrtsverband mit historischem Erbe
die Lebenswirklichkeit dieser Zeit. Heute gibt es die Not von damals erneut. Marcel Dubois erinnerte an Suppenküchen, mit de- nen die AWO einmal startete, und an AWO- Wintercafés in den Landkreisen heute. Du- bois dankte den rund 10.000 Menschen im AWO-Ehrenamt und den mehr als 5000 Be- schäftigten im professionellen Sozialdienst- leitungsbereich der AWO, die damit zu den größten Arbeitgebern im Land gehören. Mi- nisterpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) lobte die AWO: „100 Jahre Arbeiterwohlfahrt im Saarland sind 100 Jahre gelebte Solidarität, Toleranz und Gemeinsinn im Sinne der Ar- beiterschaft und der freiheitlichen, antitota-
Juchacz-Nachfahrin Lydia Struck, die Ur- großnichte von Marie Juchacz und zugleich Kulturantrophologin, zeichnete ihre Ge- schichte nach. 2023 fuhr Struck aus Studi- enzwecken die „Route des Exils“ nach – also die Fluchtroute der Sozialdemokratin. Die führte auch nach Saarbrücken, wo Hitler we-
 Die AWO Saarland wurde 100 Jahre alt und zahlreiche Weggefährten waren im Vorfeld nach ihrer persönlichen Sicht auf die AWO gefragt worden. Die emotionalen Zitate bewegten auf der großen Leinwand die rund 300 Gäste im Festsaal des Saarbrücker Schlosses, Worte von Paul Quirin oder Reinhard Klimmt zeugten von Stolz und Verbun- denheit mit einer Organisation, die im Saarland so viel bewegt hat.
 Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Saarland fei- erte ihr hundertjähriges Bestehen mit einem Festakt. Glückwünsche kamen unter ande- rem von der saarländischen Ministerpräsi- dentin Anke Rehlinger (SPD), dem Regio- nalverbandsdirektor Peter Gillo und der Vor- sitzenden des Präsidiums des AWO-Bundes- verbandes Kathrin Sonnenholzner. Innenmi- nister Reinhold Jost war gekommen, die Bil- dungsministerin Christine Streichert-Clivot und Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung. Der Landesvorsitzende Marcel Dubois be- grüßte die Gäste und darunter die Vorsitzen- den der Synagogengemeinde Saar, Ricarda Kunger. Ihr drückte er seine Solidarität aus: „Wir stehen in diesen schwierigen Zeiten an Ihrer Seite.“ Kunger sprach später im Inter- view von ihrer engen Verbundenheit mit der AWO, da die Haltung der AWO gegen Adolf Hitler zu Repressalien, Verfolgung und Er- mordung von AWO-Aktiven in der Zeit des Nationalsozialismus geführt hätten. Dubois sprach im Festakt, der auf den Jahrestag des Krieges in der Ukraine fiel, auch dem von Russland überfallenen Land im Osten wei- tere Solidarität der AWO zu. Einige der An- wesenden waren vor dem Festakt noch Gäs- te der Ukraine-Demo in Saarbrücken gewe- sen. Die AWO Saarland wurde am 13. Fe- bruar 1924 aus sozialer Not heraus gegrün- det, knapp fünf Jahre nach Entstehung des Hauptausschusses in Berlin. Die besondere Situation des Saarlandes, das von 1920 bis 1935 Mandatsgebiet des Völkerbunds war, verzögerte die Gründung. Die AWO konnte sich im Saargebiet zunächst nicht betätigen. Und so muss „100 Jahre AWO“ im Saarland etwas später gefeiert werden, als im übrigen Bundesgebiet. Die SPD-Politikerin Marie Ju- chacz gründete die AWO in Berlin, doch das Saarland sollte später für sie eine große Rolle spielen. Denn mit der Machtergreifung Adolf Hitlers musste Marie Juchacz ins Exil.
Im Dialog standen Kathrin Sonnenholzner (Präsidentin der Bundes-AWO), Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und AWO Landesverband Saarland-Vorsitzender Marcel Dubois (von links) © AWO/BeckerBredel
gen des Saarländischen Sonderstatuts zu- nächst noch keinen Zugriff hatte. Ein Büch- lein über diese Geschichte wurde beim Fest- akt ausgegeben, ein Sonderdruck der AWO zum Jubiläum mit Texten von Dr. Roland Märker und Delf Slotta. Sie zeichnen die Gründung der AWO durch Marie Juchacz in Berlin und Angela Braun-Stratmann im Saarland nach und geben tiefe Einblicke in
litären und sozialdemokratischen Tradition. Seit 100 Jahren kämpfen haupt- wie ehren- amtlich tätige Menschen als AWO-Saar für soziale Gerechtigkeit. Mit Blick auf das Er- starken populistischer, rechtextremer Kräfte, die sich offen gegen die Demokratie und den Zusammenhalt in Europa aussprechen, wird klar: die Arbeit der AWO ist auch nach 100 Jahren überaus relevant und wichtig.
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