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Würzburg geschieden.
Die 263. Infanterie-Division war im August 1939 im Wehrkreis XII in Idar-Oberstein auf- gestellt worden, nahm am Westfeldzug teil und verblieb anschließend als Besatzungs- truppe in Frankreich. Der Westfeldzug be- gann für den Großverband am10.05.1940 mit dem Vormarsch durch Südbelgien und die Ardennen als Armee-Reserve der 4. Ar- mee im Bereich der Heeresgruppe A. Weni-
Major Kessler © Privatarchiv F.W. Strohm
ge Tage später gelang der Durchstoß durch die belgischen und französischen Grenzbe- festigungen, dem Abwehrkämpfe im Ab- schnitt von Peronnela Fere folgten. Am 31.05.1940 wurde Hauptmann Kessler mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Anfang Juni 1940 wurde die 263. ID dem V. Armeekorps der 6. Armee unterstellt. Nach harten Kämpfen wurde die Weygand-Linie durchbrochen und Nyon eingenommen, an- schließend die Aisne überschritten sowie die Pariser Schutzstellung durchstoßen. Die Ein- heit von Arnold Kessler zeichnete sich hier- bei erneut aus, sodass ihm nur 12 Tage nach Erhalt des EK II das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen wurde. Die weiteren Kampfhand- lungen führten ihn über die Marne und in Verfolgungskämpfen über die Seine, die Loire und die Indre. Nachdem am 26.06.1940 der Waffenstillstand an der Cher eingetreten war, nahm die Division bis zum 22.07. Sicherungsaufgaben wahr und wurde danach bis April 1941 im Küstenschutz an der französischen Atlantikküste eingesetzt. Stationierungsorte im Großraum Bordeaux waren u.a. Royan und Arachon. Am 31.07.1940 wurde Hauptmann Kessler das Verwundetenabzeichen in Schwarz und am 21.10. das Allgemeine Sturmabzeichen in Silber zuerkannt. Auch gehörte er zu den wenigen Trägern des nur 7 mal verliehenen Ehrensäbels des Oberkommando des Heeres für gutes Schießen mit der 3,7cm Panzerab-
wehrkanone (Pak), der Hauptwaffe seiner Abteilung. Im Juni 1941 folgte die Teilnahme am Unternehmen „Barbarossa“, dem Russ- landfeldzug, im Rahmen der Heeresgruppe Mitte mit dem Vormarsch über Minsk, Bo- rissow bis zu den Flüssen Dnepr und Desna. Am 01.05.1941 wurde die 263. Infanterie- Division nach Polen verlegt, dort dem IX Ar- meekorps unterstellt und trat am 21.06.1941 im Verband der 4. Armee mit der Heeres- gruppe Mitte im Rahmen des „Unterneh- mens Barbarossa“ zum Russlandfeldzug an. Bereits am Folgetag kam es zu den ersten Kampfhandlungen beim Durchbruch der Grenzstellungen am Bug und der Verfolgung über den oberen Narew. Die Panzer-Ab- wehr-Abteilung war zwischenzeitlich in Pan- zer-Jäger-Abteilung umbenannt worden und unter ihrem Kommandeur Kessler am 28.06.1941 an der Einnahme von Wolkow- ysk und am 10.07.1941 an der Besetzung von Minsk beteiligt. Der weitere Vormarsch ging zum Dnepr und führte zur Schlacht bei Roslawl vom 2. bis 9.August. Im August 1941 kam es zu größeren Kampfhandlungen im Frontbogen von Jelnja und anschließend im Zuge des Unternehmens „Taifun“ zum Angriff auf Moskau bis zum Fluss Nara. Den Rückzug trat die Division aus dem Raum Juchnow bei Spas-Demensk an. Arnold Kess- ler nahm bis Ende 1941 als Kommandeur der Panzer-Abwehr-Abteilung mit Auszeich- nung an allen Einsätzen der Infanterie-Divi- sion teil und wurde mehrfach verwundet. Es folgten Abwehrkämpfe an der Dessna so- wie im Jelnjabogen und vom 2. bis 8. Okto- ber die Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk. Der Vorstoß über die Flüsse Protwa und Nara verlangsamte sich infolge des Win- tereinbruches der dafür mangelhaft ausge- rüsteten Armee, sodass die Operationen nach schweren Abwehrkämpfen südlich von Moskau zum Stillstand kamen und die Front Ende Dezember 1941 zurückgenommen werden musste. Bei diesen Kämpfen immer an vorderster Front war der am 01.01.1942 zum Major beförderte Arnold Kessler schwer verwundet und nach operativen Eingriffen in das Reserve-Lazarett nach Bad Kissingen verlegt worden. Nach seiner Genesung im März 1942 fand er zunächst als Komman- deur der Panzer-Jäger-Ersatz-Abteilung 33 ei- ne Verwendung in Landau, um nach der Wiederherstellung seiner Kriegsverwen- dungsfähigkeit (kv) ab dem 27.10.1942 als Kommandeur der Panzer-Jäger-Abteilung 14 im Verband der 14. Infanterie-Division er- neut in Russland und zwar im Raum Rshew eingesetzt zu wer-den. 4 Wochen später er- neut verwundet, blieb er jedoch bei der Truppe, bis er im Februar 1942 infolge einer schweren Erkrankung in das Reservelazarett Ehrwald in Tirol verlegt werden musste. Nach dem Ende seiner 3-monatigen medi- zinischen Behandlung übernahm er erneut
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die Panzer-Jäger-Ersatz- und Ausbildungs- Abteilung 33 in Landau und wurde am 10.09.1943 mit dem Verwundetenabzeichen in Silber ausgezeichnet. Am 01.11.1943 wurde Major Kessler in seiner neuen Ver- wendung als Kommandeur der Panzer-Jäger- Abteilung 10 mit seiner Einheit im Großraum
Saarlandische Tageszeitung, 25. September 1944
© Privatarchiv F.W. Strohn
Bordeaux, der ihm noch aus dem Frank- reichfeldzug bekannt war, stationiert. Mit der am 05.06.1944 erfolgten Umbenen- nung des Truppenteils in Panzer-Jä- ger-Abtei- lung 61 ver- bunden war die Einglie- derung in die 11. Pan- zerdivision. Diese Elite-
division, auch als „Gespensterdivision“ be- kannt, war als Reserve des Oberkommandos der Wehrmacht im südfranzösischen Raum Carcassonne-Toulouse in Erwartung der al- liierten Invasion stationiert worden. Am 15.08.1944 landeten die Alliierten unter ei- gener absoluter Luftüberlegenheit an der südfranzösischen Küste bei Fréjus. Ihnen standen nur schwache deutsche Kräfte der 19. Armee gegenüber, die mit der an das östliche Rhone-Ufer verlegten 11. P.D. le- diglich über eine Panzerdivision verfügte. Die letzten Augustwochen waren geprägt durch Abwehrkämpfe im Raum Aix-en-Pro- vence, den Rückzug durch das Rhone-Tal und Lyon bis Chalons-sur-Saone und harten Gefechten bei schweren Verlusten im Raum Besançon-Belfort. Auch Major Kesslers Ein- heit wurde über die Rhone übergesetzt und befand sich anschließend im Verband mit dem Panzer-Grenadier-Regiment 111 in schweren Kämpfen. Der Auftrag der 11. Pan- zerdivision an seine Abteilung lautete: Ver- legung nach Chamvans und Baume-les-Da- mes, Sicherung der führenden Brücke über den Doubs, einem Nebenfluss der Saone. Im Schwerpunkt der Gefechte eingesetzt, wurde sie unter Verlust aller schweren Waf- fen aufgerieben und hörte faktisch auf zu existieren. Davor war die Panzer-Jäger-Ab- teilung 61 wie folgt gegliedert: Stab, 1 Pan- zer-Jäger-Kompanie mit schweren Panzer- Abwehr-Kanonen 755 cm, 1 Sturmgeschütz- Kompanie,1 leichte Flugabwehr-Kompanie mit 3,7 cm-Geschützen.
Ein Bericht von Friedrich Wilhelm Strohm
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