Page 32 - Ausgabe 037 / September 2015
P. 32
Anzeige
Historisches aus unserer Region
Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
3. und letzter Teil
einquartiert waren. Sie scheinen nicht be- sonders gut medizinisch versorgt worden zu sein, weil über 300 von ihnen starben. Sie kamen größtenteils aus dem Zweiglager des Stalag XII F Johannis-Bannberg bei Forbach bzw. Bolchen (Boulay), in dem auch der spä- tere Staatspräsident François Mitterand als Gefangener interniert war. Die Toten wurden fast täglich mit einem bewachten Karren auf einem kleinen Weg und über die Straße nach Kirrberg und weiter auf einem Waldweg ab- transportiert und auf einem städtischen Grundstück „Gewanne Rossberg“ in Mas- sengräbern beigesetzt.
Gründung der Saar-Universität 1947
Bereits 1946 fanden medizinische Kurse in Homburg statt. 1947 wurde die Universität des Saarlandes nicht wie zu vermuten in der Landeshauptstadt, sondern in Homburg mit zunächst 4 Fakultäten (Medizin, Naturwis- senschaft, Jura und Philosophie) eingerichtet. Zahlreiche französische und saarländische Persönlichkeiten verfolgten den Festakt, der geleitet wurde vom damaligen Kultusminister
Ein saarpfälzisches Kleinod:
die Klinikkirche auf dem Campus
Allgemeine Geschichte
Aufgrund Überbelegung der beiden Klingen- münster und Frankenthal wurde zur Vermei- dung langer Wege in der Westpfalz von über 32 Bewerbern (darunter der „Websweiler- hof“ und der „Bruchhof“) die Stadt Homburg ausgewählt, Heimstadt für psychisch Kranke und geistig Behinderte zu werden. Diese ehemalige „Kreisanstalt für Irre“ geht auf ei- nen Beschluss des Königlich-Bayerischen Landrates von 1903 zurück, man wollte wegen Überlastung der Anstalten von Klin- genmünster und Frankenthal ein Standort- dreieck mit Homburg in der Westpfalz schaf- fen zur Vermeidung unnötig langer Wege. Die damalige Bezirksstraße nach Kirrberg, die das Anstaltsgelände durchquerte, wurde eigens verlegt. Bauzeit: 1904-09. Eröffnung
nach Merzig in die Nervenheilanstalt über- führt. Allerdings blieben einige geistig Be- hinderte als Personal in Homburg. 1922 Um- quartierung der letzten Kranken vom bis dato Königlich-bayerischen Distriktskrankenhaus ins Landeskrankenhaus. Von 1939 bis 1945 dienten Gebäude des Krankenhauses wieder als Kriegslazarett für deutsche Soldaten. Teil- weise wurden die Verstorbenen auf dem hauseigenen Terrain bei der Leichenhalle bei- gesetzt, in den 50er Jahren jedoch auf eigens angelegte Soldatenfriedhöfe umgebettet.
Kriegsgefangenenlager
In der Nähe der Augenklinik befand sich ein Kriegsgefangenenlager mit Lazarett (nicht zu verwechseln mit dem Lazarett unterhalt der Kirche: das nahm nur Wehrmachtsangehö- rige auf!), in dem hauptsächlich Ukrainer
Mitten im Klinikbetrieb:
Eine Oase der Ruhe und Besinnung
vor genau 105 Jahren Mitte Mai 1909. Kos- tenvoranschlag: 5,7 Mio (5.715.000) Reichs- mark – 6 Jahre Bau. Die Stadt Homburg stell- te dem Regierungspräsidium bzw. der Kreis- regierung für den Bau einen Großteil des 350 Hektar umfassenden Geländes kostenlos zur Verfügung, weil sie die überregionale Bedeutung einer solchen Anstalt erkannte. Mit nur 2 Gegenstimmen bekam Homburg von 32 Städten den Zuschlag. Öffentliche Besichtigung Mitte Mai 1909 (Bahnhof gin- gen Billets aus – Neugierige betätigten die Schließtüren und kamen nicht mehr heraus - Am 1. Juni Eröffnung und reguläre Inbe- triebnahme (Auf 1.000 Kranke kamen 200 Betreuer/Innen). Hoher Baukomfort kenn- zeichnet die Anlage. Heute am stilechtesten erhalten sind der Festsaal (Aula), die alte Ver- waltung, die Simultankirche und die ehema- lige Friedhofskapelle. Ab 1914 wurde ein Lazarett hier eingerichtet – nach 1919 wohn- ten französische Zollbeamte in den Arztwoh- nungen. Bis 1920 waren die letzten Kranken
Inneres der Kirche
SD1303
Wird die Konkurrenz immer härter? Nicht gleich weinen! Wehren Sie sich mit Werbung
® im Stadtmagazin „es Heftche“ .
MehralseinMonatsmagazin– Informativ,lehrreich,unterhaltsam
®
06821-30305
Ausgabe 037 / September 2015
32
Historisches