Page 24 - Ausgabe 107 / Juli 2021
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 Jugendliche auf der Suche nach Vorbildern
Impressionen von Alexander dem Großen bis Alex Deutsch
tal war, wirkt sein überliefertes Image wegen seiner genialen Kriegskunst und seines un- bändigen Tatendrangs heutzutage eher po- sitiv. Er fungierte zudem als Vorbild für antike Machtgiganten wie Caesar und Augustus, in
Schaufenster in der Trierer Innenstadt mit Werbung für die spektakuläre Nero-Ausstellung (2016)
der Neuzeit für Napoleon und sogar Gene- räle des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Ambivalent ist ebenfalls der Ruf der ägypti- schen Königin Kleopatra, die mit Esprit und ihrer legendären Verführungskunst mächtige römische Imperatoren wie Caesar und Mar- cus Antonius um den Finger wickelte – als hätte sie damals schon den modernen Welt- bestseller „Machiavelli für Frauen“ von Har- riet Rubin (1998) gelesen. Ein Althistoriker, der sich mit diesen Charakteren aus der An- tike wissenschaftlich auseinandersetzte, war Prof. Dr. Peter Robert Franke (1926-2018). Er selbst war als Hochschullehrer ein Vorbild für Generationen von Studierenden an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, wo er ein Vierteljahrhundert lang (von 1967 bis 1992) mit großer Leidenschaft Alte Ge- schichte und antike Numismatik unterrich- tete. Seine Zuhörerschaft machte er unter anderem auch mit Vorbildern aus der antiken Mythologie vertraut, zum Beispiel mit dem
  „Bei den Kindern muss angefangen werden, wenn es im Staate besser wer- den soll.“ Diese Forderung von Martin Luther ist rund 500 Jahre alt und be- sonders im Umfeld der gegenwärtigen Corona-Pandemie hochaktuell. Kinder und Jugendliche leiden unter diesem Ausnahmezustand, brauchen Nähe, Fürsorge und Vorbilder zur Lebensbe- wältigung. In unserer schnelllebigen und unsicheren Zeit benötigen vor al- lem junge Menschen, die wenig Le- benserfahrung haben und nach Orien- tierung suchen, geeignete Leitfiguren.
 Das sind zunächst einmal die Eltern, die nä- heren Verwandten und Bekannten, dann aber auch Lehrer(innen) und Repräsen- tant(inn)en aus Politik, Kultur und Gesell- schaft. Was erwarten wir von diesen Vorbil- dern? – Sie sollen Eigenschaften besitzen,
reits als junger Mann zum genialen Welter- oberer, wurde von seinen Zeitgenossen „der Große“ genannt und in Teilen seines Welt- reiches göttlich verehrt (Apotheose). Sogar als größenwahnsinniger Diktator unterstützte er noch seinen ehemaligen hochgeachteten Lehrer und dessen Forschungen. An diesem ehrfürchtigen und solidarischen Respekt (Pie- tät) mangelte es dem charakterschwachen, übermütigen römischen Kaiser Nero (54-68), der nicht nur seinen verdienstvollen ehema- ligen Lehrer Seneca (65) umbringen ließ, sondern zuvor schon als Mutter- und Bru- dermörder in Verruf geriet. Man traute ihm nach allerlei Skandalen alles zu und dämo-
Der Althistoriker Prof. Dr. Peter Robert Franke im Gespräch mit Eberhard Jung (li.), dem Leiter der AG Geschichte, und begeisterten Schülerinnen (v.l.): Annabelle Krick, Corinna Welsch und Alina Keßler nach einem Vortrag in Saarlouis 2012)
nisierte ihn – wohl zu Unrecht – sogar als Brandstifter von Rom (64). Nach seinem Tod wollten die Zeitgenossen die Erinnerungen an ihn tilgen. Das misslang zwar, aber noch heute lebt der zügellose Tyrann als personi- fizierter Teufel und Brandstifter im Bewusst- sein der Menschheit weiter. Die Stadt Trier widmete ihm 2016 eine viel besuchte Aus- stellung und warb mit dem Slogan: „Trier brennt für Nero.“ Obwohl auch Alexander der Große jähzornig, rücksichtslos und bru-
 Alexander der Große als Bezwingerdes Gordischen Knotens, porträtiert von Melissa Pirrung (damals 9c) im „Miteinander“-Buch der AG Geschichte (2010)
mit denen man sich identifizieren kann, die bewun- derns- und nachah- menswert sind. Das können geisti- ge oder körperliche Überlegenheit sein, Kreativität, Schlag- fertigkeit und Be- währung in schwierigen Situa- tionen. Sie glänzen mit positivem oder gar heldenhaftem Auftreten: Weis- heit, Gerechtigkeit, Fairness, Zivilcou-
rage, Treue, Verantwortungsbewusstsein, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Fleiß, Geduld, Gastfreundschaft, Toleranz, Friedensbereit- schaft, Herzlichkeit, Souveränität, Durchset- zungsfähigkeit, Erfolg usw. Solche Koryphä- en gab es schon in der Antike. Ein renom- miertes Beispiel ist der griechische Univer- salgelehrte Aristoteles (384-322 v. Chr.), ei- ner der einflussreichsten Philosophen und Naturforscher der Weltgeschichte. Er vermit- telte am makedonischen Königshof seinem wissbegierigen Schüler Alexander (356-323 v. Chr.) die zeitgenössischen Vorbilder aus den Epen Homers, der „Ilias“ und „Odys- see“. Alexander schwärmte vor allem von den Kriegshelden beim Kampf um Troja, ins- besondere Achilles, und versuchte mit Eifer, sie nachzuahmen. So entwickelte er sich be-
     (m/w/d)  (m/w/d)
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