Page 25 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 130, Juni 2023
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rum mehrheitlich der griechisch-katholi- schen Kirche ihres Landes angehörten, han- delte. Die Untersuchungen hierzu laufen seit Jahren über das Gedenkportal „Memorial“. Ukrainer und Russen standen damals auf der gleichen Seite und kämpften gemeinsam ge- gen deutsche Soldaten. Das kehrte sich 2014 mit der Krim-Besetzung und 2022 nach dem Angriff Russlands auf den ehemaligen „klei- nen Bruder“ Ukraine völlig ins Gegenteil.
Gedenkstätte und Mahnung zum Frieden
Seit kurzem beschäftigt sich die aus Merle- bach im benachbarten Lothringen stammen- de junge Historikerin Chrystalle Zebdi-Bartz mit dieser Thematik. Eines ihrer Forschungs-
Friedhof noch immer die Gräber von 29 rus- sischen Soldaten. Auf dem ehemaligen Fried- hof „Rossberg“ wurden 1955 über 300 Ske- lette nach Besch umgebettet und auf dem Stadtfriedhof fanden mehrere Hundert Bei- setzungen statt. Allein die Relation der Zah- len wird dem Gedenken nicht gerecht. Ein weiterer Fauxpas liegt in der Bezeichnung „ Märtyrer“. Soldaten waren und sind keine Märtyrer, denn das würde bedeuten, dass sie freiwillig für ihr Land kämpfen und ster- ben. Das wollten jene Soldaten, die „für Volk und Vaterland“ ihr Leben ließen, sicherlich nicht. Der Begriff „Märtyrer“ stammt aus dem religiösen Bereich und steht für jene, die ihr Leben für den Glauben opferten. Auch Bürgermeister Forster fragte sich beim Anblick des Kreuzes im Homburger Wald, weshalb es gerade hier an diesem Ort im Wald stehe. Die Hintergründe wurden bei der Einsegnung beleuchtet. Es wird erwägt, eine kleine Tafel mit kurzen Erläuterungen in deutscher, ukrainischer und russischer Sprache neben dem Kreuz aufzustellen. Viel- leicht können nach Beendigung des Ukrai- nekonfliktes auch wieder die ukrainische und die russische Fahne an dieser Stätte we- hen.
Archimandrit Andreas Abraham Thiermeyer, ein gebürtiger Bayer, zelebrierte den ost- kirchlichen Ritus der Kreuzweihe in Verbin- dung mit einem Totengedenken, der sog.
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„Pannychida“. In die Fürbitten focht er ein Gebet für die Täter ein und empfahl auch sie Gottes Gerechtigkeit. Die Gesänge der Feier gingen manchen der Anwesenden ins Herz, da sie auf uralten byzantinischen Tra- ditionen beruhen, wie sie bis heute in den slawischen Ostkirchen gebräuchlich sind. Daher auch die Ikonen und ein typisches ukrainisches gesticktes Tuch beim Kreuz. Rektor Petrynko stellte den Anwesenden die weltweite Einmaligkeit des „Collegium Ori- entale“ Eichstätt vor, in dem derzeit rund 50 Studenten der verschiedensten Ostkirchen von Äthiopien bis Rumänien und von Indien bis zur Ukraine studieren, teilweise mit ihren Familien, denn die mit Rom unierten Ost- kirchen kennen keinen Pflichtzölibat wie die Westkirche. Als Priester in ihre Heimat zu- rückgekehrt wirken sie als Versöhner unter den Religionen, die sich oftmals bekämpfen. Beim anschließendem Beisammensein freute sich Landrat Gallo, seit Jahren partnerschaft- lich mit Ostpolen und der Ukraine verbun- den, über das erste Kennenlernen und möch- te die Kontakte erweitern. Für Archimandrit Thiermeyer war die Kreis- und Universitäts- stadt ohnehin kein fremdes Terrain, er hatte in Homburg einen guten Freund aus den Ta- gen des gemeinsamen Studiums in Hom- burg, den früheren Organisten St. Michael, den mittlerweile verstorbenen Karl Dejon.
© Hans-Joseph Britz
 Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer, der Gründungsrektor des „Collegium Orientale“ in Eichstätt, nahm im traditionellen Ornat die feierliche Weihe vor © Jürgen Kruthoff/Stadtverwaltung
objekte ist das Stalag XII Boulay. Zur Kreuz- segnung kam sie eigens nach Homburg. Landrat Gallo erwog angesichts der anwe- senden Geistlichkeit aus der Ukraine die Möglichkeit, einen Stipendiaten oder eine Stipendiatin für das Thema ausländischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter be- geistern zu können, um mehr Licht ins Dun- kel der Geschichte zu bringen. Rektor Olek- sandr Petrynko versprach, an den Universi- täten von Eichstätt und Lwiw/Ukraine dies- bezüglich tätig zu werden.
Das ostkirchliche Dreibalkenkreuz „Am Rossberg“ wird zukünftig Gedenkort und An- laufstelle für Vertreter slawischer Länder sein. Es steht auch für die Hunderte in Homburgr während des Zweiten Weltkrieges verstor- benen und auf dem städtischen Friedhof, in den Stadtteilen oder auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof begrabenen Soldaten. Leider wurden in der Vergangenheit bestehende Gräber aufgelöst, so dass nur noch einige wenige Granitkreuze an diese Zeit erinnern. Auch der Gedenkort Landeskrankenhaus wird seinem Anspruch nicht gerecht. Auf ei- ner kleinen Tafel, sang- und klanglos 2021 von der Staatskanzlei angebracht, wird stell- vertretend für alle in Homburg umgekom- menen russischen Soldaten an „29 russische Märtyrer“ des 2. Weltkriegs erinnert. Aller- dings enthält diese Tafel grobe Fehler und Ungenauigkeiten. Tatsächlich befinden sich an nicht gekennzeichneter Stelle auf diesem
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