Page 30 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 133, September 2023
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Mitglieder der Ortsgemeinde, der Verwal- tungsrat und das Bischöfliche Ordinariat in Speyer waren die Initiatoren des Verkaufs. Obwohl man hätte annehmen können, dass sich unter den Beteiligten Experten in Sachen Baufragen finden, vergaß man im Kaufver- trag einen entsprechenden Passus, was das Läuten angeht. Münck sagte damals: „Die Glocke ist dort noch vorhanden. Sie war meines Wissens aber nicht Gegenstand der Verkaufsverhandlungen.“
Tatsächlich unterscheiden
Juristen beim Verkauf eines
Objektes, ob es sich um
eine unbewegliche Sache
(Immobilie) oder eine be-
wegliche Sache (Mobilie)
handelt. Immerhin wurde
1921 von Glockengießer
Pfeifer folgender Schriftzug
eingegossen: „Eigentum
der römisch-katholischen Kirchengemeinde Mittel-
bexbach“. Da der Kaufver-
trag nur die Immobilie des
Jugendheimes samt Turm
zum Gegenstand hat, ge-
hört die Glocke als beweg-
licher Gegenstand nicht
dazu. Geklärt ist diese An-
gelegenheit leider nach 17
Jahren (!!!) noch immer
nicht. Verwaltungsratsmit-
glied Gerhard Kribelbauer
sagte im Nachklang des
Verkaufs und der allgemei-
nen Kritik daran, dass man
schlicht die Glocke verges-
sen habe. Seit 2006 wird
im ökumenischen Mitei-
nander in der ehemaligen
Michaels- jetzt protestan-
tischen und fälschlicher-
weise als Jakobuskirche
betitelten Niederbexba-
cher Kirche regelmäßig die
Heilige Messe gefeiert. Al-
lerdings bleiben die Glo-
cken stumm, wenn die Beerdigung eines Ka- tholiken auf dem Friedhof stattfindet. Das ist umso trauriger, als direkt neben dem Got- tesacker die altehrwürdige Benedictusglocke nicht läutet auf dem letzten Gang. Immerhin waren dem „Gleggelche“ ganze 44 Jahre des Läutens vergönnt. Ihr Klang wäre eine Be- reicherung für die Menschen, die im schö- nen Stadtteil Niederbexbach wohnen. Die Glockensachverständige des Bistums Speyer und der Protestantischen Landeskirche der Pfalz Birgit Müller bezeichnet die Glocke nicht nur als historisch bedeutsam, sondern bescheinigt ihr eine hervorragende Herkunft aus der Glockengießer-Dynastie Pfeifer. Ih- ren Wert beziffert sie zwischen 20-30.000 Euro und betont ausdrücklich die Denkmal-
eigenschaft. Der aus Homburg stammende langjährige Pfarrer von Großbundenbach, Dr. Bernhard Bonkhoff, hat in seinem fulmi- nanten Werk „Die Glocken des Saarlandes“ die Benedictusglocke und die Glockengie- ßerfamilie Pfeifer geschichtlich beleuchtet und wertgeschätzt.
Blick in die Zukunft
So stellt sich nun die Frage, wie es weiter-
gehen wird mit der historischen Glocke. Dass sie seit langem nicht mehr läutet, ist sehr bedauerlich. Sie hat ihren Zweck ohne Grund eingebüßt und dadurch ist sowohl der Stadtteil Niederbexbach als auch die Ge- samtstadt um ihre Klangfülle „beraubt“ wor- den. Es herrscht Handlungsbedarf insofern, als auf der einen Seite kirchlicher Grundbe- sitz aufgrund der sinkenden Kirchensteuer veräußert werden soll und hier ein sakraler
 Auch die Zeitungen berichteten seinerzeit über die Bexbacher Glocke
Hans-Joseph Britz
Wertgegenstand nicht ge- nügend Beachtung erfährt. Die bronzene Benedictus- glocke von 1921 sollte in Niederbexbach wieder ih- rem ursprünglichen Zweck zugeführt werden und zum Beispiel als Totenglocke zur Beerdigung die Ange- hörigen auf ihrem letzten Gang begleiten. Sie könnte – wie in Oberbexbach – für den gleichen Zweck auf dem Bexbacher Friedhof nahe der Trauerhalle Auf- stellung finden. Beide Möglichkeiten sind mit ein wenig gutem Willen durchführbar. Sie könnte auch als kleines „Wunder“ – das Wunder besteht in ihrer Rettung vor der Ein- schmelzung im Zweiten Weltkrieg - in der St. Mar- tins-Kirche in Bexbach ih- ren Platz einnehmen, links neben dem Haupteingang nahe der Büste des hoch- verdienten Dr. Ludwig Nie- der. Immerhin gehörten er und seine Schwester Anna zu ihren Stiftern und Eh- renbürger Nieder hielt so- gar die Predigt zur Glo- ckenweihe.
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