Aus ehrlicher Überzeugung engagiert
Seit fünf Jahrzehnten tätig in der Kirchengemeinde
Seit nunmehr fünf Jahrzehnten engagieren sich Gerhard und Jutta Korb aus Neunkirchen-Wiebelskirchen in der örtlichen Kirchengemeinde. Gerhard Korb feiert gar in diesem Jahr sein goldenes Presbyterjubiläum. Kein Wunder also, dass das Ehepaar einiges zu berichten hat. Dabei spielt auch ein gewisser Erich Honecker eine Rolle. Aber der Reihe nach.
„Ich war gerade erst 21 geworden, der jüngste Presbyter im ganzen Saarland“, blickt Gerhard Korb auf seine erste Wahl ins Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Wiebelskirchen zurück. Dieses Frühjahr wird der pensionierte Berufsschullehrer sein goldenes Presbyterjubiläum für 50 Jahre im Amt feiern. Das ist nicht nur für die heutige Zeit etwas Besonderes. Schließlich ist in der Evangelischen Kirche der Zeitraum, in dem man „presbyterwahlfähig“ ist, begrenzt. Volljährigkeit ist die Voraussetzung für das passive Wahlrecht, nach oben hin wartet die Altersgrenze von 75 Jahren. Im März 1972, als Korb ins Presbyterium gewählt wurde, lag das Mindestalter sogar noch bei 21 Jahren. Viel Spielraum bleibt da also nicht. Umso bemerkenswerter ist das Engagement des 71-Jährigen. Gerhard Korb verfügt entsprechend über einen großen Erfahrungsschatz, was die Arbeit im Presbyterium angeht – und weiß, dass sich vieles verändert hat. „Als ich ins Presbyterium kam, war dort eine einzige Frau“, erinnert sich Korb. Inzwischen sei das Geschlechterverhältnis ausgeglichen. Überhaupt sei das Klima heute anders, nämlich „weniger pfarrerdominiert“. Die Ehrenamtlichen würden viel stärker eingebunden. Und noch etwas habe sich gravierend verändert: das Interesse am Amt. „Früher gab es immer weit mehr Kandidaten als Plätze im Presbyterium.“ Heute könne man froh sein als Gemeinde, wenn überhaupt eine echte Wahl zustande kommt. Bei all den Veränderungen ist laut Gerhard Korb aber ohnehin eines entscheidend: „Wichtig ist, dass man seine Arbeit aus Überzeugung macht.“ Um sich gänzlich auf sein kirchliches Ehrenamt konzentrieren zu können, habe er deshalb immer wieder Angebote von Vereinen und aus der Kommunalpolitik ausgeschlagen. Sein Motto: Wenn ich etwas mache, dann richtig. Und auch ohne Amt im Verein oder der Kommunalpolitik kann der 71-Jährige eine Menge vorweisen. 40 Jahre Mitglied der Kreissynode des Kirchenkreises, 35 Jahre Kreissynodalvorstand, 20 Jahre Gesamtleitung des damaligen Evangelischen Jugendwerks an der Saar und 20 Jahre Wiebelskircher Finanzkirchmeister sind nur eine Auswahl der Funktionen, die er in seiner jahrzehntelangen Schaffensphase wahrgenommen hat bzw. noch wahrnimmt. Aber wie erreicht man ein goldenes Presbyterjubiläum? Gerhard Korb hat dazu eine klare Meinung: „Die Familie muss die Arbeit mittragen.“ In seinem Fall war das kein Problem. Denn seine Frau Jutta lernte er – wo sonst? – in der evangelischen Jugendarbeit kennen. Seit 50 Jahren, vierzig davon verheiratet, sind beide gemeinsam in der Kirche engagiert. Nicht im Presbyterium, denn die Kirchenordnung lässt nicht zu, dass mehrere Mitglieder einer Familie gemeinsam im Leitungsgremium sind. Für das Ehepaar war das aber nie ein Problem. „Er hat seins gemacht, ich habe meins gemacht und vieles haben wir zusammen gemacht“, meint Jutta Korb dazu. Während Gerhard Korb sich in die Leitungsgremien einbrachte, blieb seine fünf Jahre jüngere Frau in der Gemeinde vor Ort, wurde Lektorin und unterstützte, wo es nötig war. Man merkt den beiden an, dass sie ein eingespieltes Team sind, das sich gut ergänzt. Er bedächtig, abwägend, sie herzlich und beschwingt. Gemeinsam haben sie vieles „bei Kirchens“ geleistet: Zuallererst natürlich die Jugendarbeit, bis es damit nach vielen Jahren genug war. Noch immer kümmern sie sich um die jährliche Kleidersammlung für Bethel, die sie Ende der 1970er-Jahre in Wiebelskirchen ins Leben gerufen haben. Sie wirken mit im Gottesdienstausschuss der Kirchengemeinde und leiten den Gesprächskreis für Erwachsene. Bei der saarlandweiten Nacht der Kirchen an Pfingsten kümmern sie sich um die Organisation des Wiebelskircher Programms. Auch bei Dorffesten und Jubiläen bringen sie sich ein. Unvergessen der gemeinsame Auftritt als legendärer Ortsgründer Wibilo und Gattin Kunigunde beim ökumenischen 1250-jährigen Dorfjubiläum. Highlights, die in Erinnerung bleiben werden. In 50 Jahren gibt es neben Sonnen- natürlich auch Schattenseiten. „Schlimm und belastend war die Arbeit immer, wenn es um persönliche Dinge ging“, sagt Gerhard Korb. Konflikte etwa zwischen Presbytern und Pfarrerin bzw. Pfarrer oder untereinander, einmal sogar „um die Gunst des Pfarrers“. Und dann in den letzten Jahren auch noch sein persönliches Problem, als Finanzkirchmeister „qua Amt immer der Bremser und Mahner“ sein zu müssen. Am Ende sieht sich Gerhard Korb aber noch nicht. Seine Amtszeiten in Presbyterium und Kreissynodalvorstand will er auf jeden Fall abschließen. Aber danach noch ein letztes Mal kandidieren? „Mal sehen.“ Zu tun gäbe es noch genug. „Kirche muss wieder mehr in die Öffentlichkeit gehen, hin zu den Leuten“, ist sich Korb sicher. Und welche Rolle spielt bei all dem nun Erich Honecker? In den 1970er- und 80er-Jahren engagierten sich die Korbs im Deutsch-Deutschen Jugendaustausch. Für die Besuche in der DDR gab es damals klare Regeln. „Es war genau festgelegt, wo wir uns dort aufhalten durften“, erzählt Gerhard Korb. Einmal hätten sie sich darüber hinweggesetzt, um einen Nachbarort von Wittenberg zu besuchen. Prompt wurden sie von einer offiziell wirkenden Dame angesprochen, woher sie denn kämen. „Aus dem Heimatort des Staatsratsvorsitzenden“, gaben die Saarländer als Antwort – und kamen damit durch.
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Text: Rieke Eulenstein