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Briefmarken erinnern an den „Schwarzen Freitag 1933“ Teil 2

Schreckenstage in Neunkirchen als der Gasometer explodierte

Die Schadensbilanz

Fünfzehn Häuser waren total zerstört, viele weitere Gebäude wurden mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen. Während dies alles rund um die Hütte geschah, wurden auch die Bewohner der Innenstadt in Angst und Schrecken versetzt. Man hatte auch hier den fürchterlichen Schlag der Explosion entsetzt wahrgenommen. Bis in die Außenbezirke waren die Straßen und Gehwege mit Glas übersäht. Ziegel rutschten von vielen Dächern und hier und da stürzten Schornsteine in sich zusammen. Auch hier dauerte es nur wenige Sekunden, bis die Katastrophe das ganze Stadtbild veränderte und alles in Bewegung brachte. Geschäftsleute ließen ihre Läden im Stich, Familien verließen ihre Wohnungen. Sie alle hatten nur eins im Sinn, möglichst schnell wegzukommen. Als dann auch noch das Gerücht von einer weiteren Explosion die Runde machte und die Sicherheitskräfte die vermeintlich gefährdeten Bereiche räumen ließ, hieß es für die Menschen nur noch fort von hier. Bis auf den Steinwald ergoss sich der Menschenstrom. In den nächsten Tagen konnte erst das volle Ausmaß der Katastrophe überschaut werden. Die Häuser an der Saarbrückerstraße in unmittelbarer Nähe des Gasometers waren völlig dem Erdboden gleichgemacht. Die Werksanlagen sind in unmittelbarer Nähe total zerstört worden. Ganz Niederneunkirchen glich einer Trümmerstadt. Schwere Zerstörungen gab es in der Schlawerie, wohin man auch blickte, überall Trümmer, Scherben und Reste des Gasometers. Verheerend sah das neue Schulhaus aus. In den Dächern steckten die gewaltigen Teile der Kesselwand, Teile bis zu einer halben Tonne schwer. Die Bleche des Gasometers hatte der Luftdruck weit ins Gelände gewirbelt. Die Saargefei, ein ziemlich neues Werksgebäude am Oberschmelzer Weg war schwer beschädigt. Fast kein Haus der Hüttenbergstraße blieb unbeschädigt. Durch die Gasometerexplosion auf dem Neunkircher Eisenwerk am 10. Februar 1933 wurde die Oberleitung an der Saarbrücker Straße auf einer Länge von 500 Meter zerstört und sieben Straßenbahnmaste abgebrochen. An den Motorwagen Nummer zwei und siebzehn wurden Scheiben eingedrückt und dabei wurde ein Wagenführer durch Glassplitter im Gesicht leicht verletzt. Der Verkehr auf dieser Strecke musste für einige Tage vollständig eingestellt werden. Durch den Anschluss der Oberleitung an der Saartalbahn an der Endstation in Spiesen konnte von dieser Seite ab dem 14. Februar Strom bezogen werden. Damit war der Betrieb Spiesen - Boxbergweg wieder möglich. Von hier ab erfolgte die Weiterbeförderung der Fahrgäste mit Bussen bis zum Stummdenkmal. Auf der Strecke Anfang Wellesweiler Straße - Schlachthof wurde ein Pendelbetrieb eingerichtet. Nach der Instandsetzung der Oberleitung wurde am 26. Februar 1933 der reguläre Betrieb Schlachthof – Spiesen wieder aufgenommen. An den Bahnanlagen waren ebenfalls schwere Schäden entstanden. Stellwerke waren beschädigt worden, ein Wiegehäuschen zertrümmert. Bis weit über die Fischbachstrecke hinaus war das Bahngelände mit Trümmerstücken übersäht. Werkstätten waren nur noch Ruinen und ein Güterwagen wurde durch ein Trümmerstück zerschlagen. Die Bahnhofsvorhalle bot einen seltsamen Anblick. Die Kuppel wurde durch die Explosion erschüttert und man musste aus Sicherheitsgründen ein hohes breites Holzgerüst errichten, um die Decke zu stützen. Am „Oberen Markt“ wurde der eiserne Mast einer Straßenlaterne aus dem Fundament gerissen.

Zeitzeugen berichten

Frau Birnbacher - eine Zeitzeugin aus der Langenstrichstraße berichtete uns über ihre Erinnerungen an diese schrecklichen Stunden: Freitags gab es bei uns immer Kakao und Käse, so stand auch an diesem Tag gegen 18.00 Uhr meine Mutter am Herd und rührte den Kakao. Mein Bruder Waldemar, drei Jahre und ich, sieben Jahre standen um den Herd herum, schauten zu und freuten uns auf das Abendessen. Eigentlich waren wir schon nachmittags auf den Geburtstag meines Onkels Jakob Braun eingeladen, der in der Hüttensiedlung in der Saarbrückerstraße gegenüber dem Gasometer wohnte. Doch wie es eben bei Selbstständigen ist, wollte mein Vater Wilhelm Braun, der eine Damen- und Herrenmaßschneiderei hatte, noch auf einen Kunden warten wegen einer Anprobe. Dieser Umstand hat uns wohl das Leben gerettet. Jedoch als dieser fertig war, zog sich mein Vater um und wollte noch allein zur Geburtstagsfeier. Er hatte schon das Taxi bestellt. Plötzlich gab es einen entsetzlichen Knall, wir wurden alle zu Boden gerissen durch die Erschütterung und den starken Druck. Von überall hörte man Schreie und die Sirenen heulten ununterbrochen. In unserem Haus in der Langenstrichstraße gegenüber des St. Josef-Krankenhauses waren 29 Fensterscheiben und einige Türen kaputt. Luftlinie sind es nur wenige hundert Meter von uns bis zum Hüttengelände. Das Geburtstagskind Onkel Jakob, sein Bruder Karl aus Thallichtenberg und eine Tante sowie weitere Gäste überlebten die Explosion leider nicht. Die anderen Gäste wurden in verschiedene Krankenhäuser transportiert. Vom St. Josef-Krankenhaus rief man uns an und fragte, ob wir nicht unsere Verwandten Lina Braun und ihre Tochter Ella – die Frau und Tochter des verunglückten Onkel Jakob – bei uns aufnehmen könnten, da sie total überfüllt seien. Meine Eltern waren natürlich einverstanden und Tante Lina und Ella wurden zu uns rübergebracht. Ella hatte viele Glassplitter abbekommen und meine Mutter holte ihr während der ganzen Nacht 23 Stück mit der Pinzette aus dem Körper. Viele Verwandte aus Neunkirchen, Thallichtenberg und sogar aus Frankfurt kamen noch in der Nacht und am nächsten Tag bei uns vorbei, um zu hören, wie es uns und den Verletzten ginge. Diejenigen, die nicht aus Neunkirchen stammten, hatten aus dem Radio von dem Unglück erfahren. Lina Braun und Ella wohnten noch einige Monate bei uns, solange bis die Rote-Kreuz-Siedlung auf dem Steinwald fertig gebaut war und sie dort untergebracht wurden. Heute, da ich alt und sehr krank bin, fällt es mir besonders schwer darüber zu berichten. Der 10. Februar 1933 ist mir, obwohl ich damals noch ein Kind war, im Gedächtnis geblieben, als wäre er gestern gewesen und ich werde ihn auch nie vergessen können. Ich habe jahrelang sehr darunter gelitten und muss auch heute noch weinen, wenn ich an die Gasometerexplosion denke. Dieses Erlebnis finde ich noch schlimmer, als den letzten Bombenangriff auf Neunkirchen 1945, den wir im Bunker verbrachten und bei dem unser Haus völlig zerstört wurde.

Fortsetzung folgt, Quellenangeben am Ende der Reihe

Ein Bericht von Wolfgang Melnyk / Horst Schwenk

Schenk, Silvia
24. Jul 2023

Serie: Historischer Verein Stadt Neunkirchen e.V.
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