Image
Image
Display Image
array(1) { [0]=> array(3) { ["image"]=> object(Cms\Media)#53 (2) { ["cache":protected]=> array(0) { } ["id":protected]=> int(63321) } ["title"]=> string(313) "Nach der Unterzeichnung der Trippstadter Erklärung: Dr. Georgia Matt-Haen, Landrat Otto Rubly, Landrat Dr. Theophil Gallo, Landrat Ralf Leßmeister, Landrat Roland Fabianek, Vizelandrätin Ewa Smolinska, Bürgermeister Rostyslav Zaremba, Vizelandrat Stanislaw Belka und Dr. Violetta Frys (vordere Reihe v.l.n.r.)" ["copyright"]=> string(14) "Mariola Flank " } }

Ein Jahr Homburger Bündnis

Ein Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate

Vor gerade mal einem Jahr, am 4 Juli 2022, wurde das „Internationale Bündnis für Frieden und Zusammenhalt in Europa“ in Homburg geschlossen. Das bisher europaweit wohl einmalige „Homburger Bündnis“ trägt 24 Unterschriften. Sie stammen von den Präsidenten des französischen Nachbar-Departements Moselle, der drei Landkreis-Dachverbände in Polen, der Ukraine und Deutschland, der europäischen Dachorganisation CEPLI, von EuRegio SaarLorLux+, dem US-amerikanischen Partnerkreis Henrico County/Virginia, dem Landkreis Neunkirchen sowie von sieben polnischen und acht ukrainischen Landkreisen. Sie alle tragen das Bündnis mit, um damit ihre gegenseitige Unterstützung und den Zusammenhalt zu fördern.

Der ursprüngliche Anlass war die Würdigung der Jahrestage dreier Partnerschaften des Saarpfalz-Kreises, auf die das Homburger Bündnis nunmehr aufbauen und erweitert werden sollte. Der Anlass war mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges noch notwendiger geworden, ging es doch um die Unterstützung der unter dem Krieg leidenden zivilen Bevölkerung der Ukraine. Landrat Dr. Theophil Gallo blickt zurück: „Der Saarpfalz-Kreis konnte durch seine bestehenden Kontakte in dem Partnerrajon Lemberg sofort unterstützen und dank seiner polnischen Partnerlandkreise an der Grenze noch gezielter Hilfstransporte initiieren, begleiten und steuern, deren Güter in den Regionen, die von den Bündnispartnern benannt wurden, schneller verteilt werden konnten“. Dank der Zusammenarbeit der Bündnispartner wurden im Saarpfalz-Kreis zwei Ferienfreizeiten im Dezember 2022 und im März dieses Jahres organisiert, an denen insgesamt drei Wochen lang 75 Kinder und Jugendliche, überwiegend Kriegswaisen und Kinder aus vom Krieg stark betroffenen Familien sowie 12 Betreuerinnern und Betreuer teilnahmen. Die Kinder und Jugendlichen, die aus den Kriegsgebieten stammten, waren in die Partnerregionen geflüchtet und zum Teil in den ukrainischen Heimen untergebracht. Für diese traumatisierten jungen Menschen waren die Ferienfreizeiten in Deutschland eine wohltuende und notwendige Maßnahme. 

Aktuell sind weitere Hilfsmaßnahmen im Gange – insbesondere werden nach dem Dammbruch auf dem Dnjepr Stromgeneratoren zur Gewinnung von Trinkwasser benötigt, aber auch Hygiene- und Reinigungsmittel und vieles mehr. Eine weitere Ferienfreizeit wird vom Kreis für den Herbst dieses Jahres geplant. Es ist unvorstellbar, wie gerade Kinder und Jugendliche durch die Kriegseinwirkungen traumatisiert werden und leiden; eine Herausforderung ungeahnten Ausmaßes für die Ukraine. 

„Das „Homburger Bündnis“ ist kein bloßes Dokument, sein Inhalt wird von allen Beteiligten seit seiner Gründung vor einem Jahr konsequent beachtet und gelebt“, so der Landrat weiter. 

Das erste Arbeitstreffen fand bereits am Tag der Gründung statt, das nächste folgte knapp zwei Monate danach am 1. September an der polnisch-ukrainischen Grenze anlässlich der 1. Internationalen Konferenz „Das wirtschaftliche Potenzial des polnisch-ukrainischen Grenzgebiets in den Landkreisen Lubaczów und Javoriv". Landrat Dr. Gallo referierte dort zur Zusammenarbeit europäischer Kommunalverwaltungen im Rahmen des Homburger Bündnisses, weitere Redner waren Pavlo Bakunets, Abgeordneter der Werchowna Rada der Ukraine (des Ukrainisches Parlaments) und Dawid Lasek, Generalsekretär des Verbandes der Euroregion Karpaten im Dreiländereck Polen/Ukraine/Slowakei, der mit unserer Großregion im deutsch-französisch-luxemburgisch-belgischen Grenzgebiet zusammenarbeiten möchte. Im Landkreis Przemysl kam es zu einem Treffen mit Delegierten aus der ungarischen Region Eger, mit denen man gemeinsam Blumen am österreichisch-ungarischen Friedhof aus dem Ersten Weltkrieg niederlegte. 

Ende November 2022 besuchte eine kleine Delegation von „Karpaty Wschodnie“ im Landkreis Bieszczady den Saarpfalz-Kreis. Der Bündnispartner Landrat Marek Andruch konnte sich mit dem Geschäftsführer des Biosphärenzweckverbandes Dr. Gerhard Mörsch zur Verwaltungsstruktur der Biosphäre, zu den Prinzipien der Partnerbetriebe und zum Konzept der Vermarktung regionaler Produkte im Bliesgau austauschen. Das polnische Biosphärenreservat hat als das erste trinationale UNESCO-Biosphärenreservat, das 1992 im Bieszczady-Gebirge auf dem Gebiet Polens, der Slowakei und der Ukraine eingerichtet wurde, ebenfalls viel zu bieten, wie Sommer-Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche aus dem Saarpfalz-Kreis, die dort im Herzen des Reservats am Solina Stausee noch vor dem Ausbruch des Kriegs konzipiert wurden und nach dessen Beendigung realisiert werden.  

Neben weiteren Hilfstransporten und den beiden Ferienfreizeiten für die ukrainischen Kinder folgten weitere Begegnungen im Rahmen des Bündnisses, so im März 2023 infolge der Teilnahme einiger Partnerregionen auf der SaarLorLux-Tourismusbörse in St. Ingbert. Die Ausstellungsstände der Landkreise Przemysl, Lubaczow und Lancut sowie der Euroregion Karpaten stießen bei den Besuchern der Messe auf großes Interesse. Auch Andrij Sulym, der Vorsitzende des Bezirksrats des Rajons Lemberg, war als Vertreter der ukrainischen Bündnispartner dabei. Er nahm auch zusammen mit weiteren Landräten und Akteuren aus Polen, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien, an der Generalversammlung der EuRegio SaarLorLux+, des interkommunalen Vereins der Großregion teil, der am 20. März 2022 die Aufnahme der Bündnispartner als Ehrenmitglieder der EuRegio beschlossen hat.

Nur wenige Tage später war Krakau Ort eines weiteren Treffens, organisiert vom dortigen Landrat Wojciech Palka. Unter dem Dach des Homburger Bündnisses versammelten sich nicht nur Mitglieder, sondern auch Repräsentanten der Woiwodschaft Kleinpolen, der Woiwode Lukasz Kmita und Vizemarschall Lukasz Smolka. Neben vielen Vertreterinnen und Vertretern der polnischen und ukrainischen Partnerkreise vor Ort hatten sich Landrat Dr. Theophil Gallo und die Europabeauftragte Dr. Violetta Frys online zugeschaltet, um am Vortag der Übergabe eines durch die Bündnispartner gemeinsam organisierten großen Hilfstransportes für die Ukraine die Möglichkeiten weiterer Hilfe für das durch Krieg gezeichnete Land zu klären.

Auch am 23. März wurde eine neue Partnerschaft geschlossen zwischen dem polnischen Krzeszowice und dem ukrainischen Schowkwa, quasi ein Ableger des Homburger Bündnisses auf Gemeindeebene der Landkreise Krakau und Lemberg. „Alle Landkreise und Rajone des Bündnisses bieten ihren Städten und Gemeinden die Möglichkeit, weitere Partnerschaften zu schließen, dies funktioniert unkompliziert und wir können mit dem „Homburger Bündnis“ in Person der Europabeauftragten Dr. Frys, die mit allen Partnerlandkreisen und -Rajonen in persönlichem Kontakt steht, bei den vielfältigen Vorhaben beraten und unterstützen“, betont Landrat Dr. Gallo. 

Das gute, konstruktive Zusammenwirken im Rahmen des „Homburger Bündnisses“ wurde am 12. Mai dieses Jahres beim Treffen der Bündnispartner in Homburg deutlich sichtbar. Beim Festakt wurde den Partnern die Ehrenmitgliedschaft bei EuRegio offiziell verliehen und ein neues Bündnis mit weiteren Partnern geschlossen. Diesmal schlossen sich Vertreterinnen und Vertreter von Museen aus Deutschland, Polen und der Ukraine zusammen, um das Modell des Homburger Bündnisses für ihre Zusammenarbeit, für den thematischen Austausch und zum Wohle der Menschen in ihren Regionen zu nutzen: „Der Zusammenhalt der Gefahrengemeinschaften der Bergleute und der Bohrarbeiter zeigen uns, wie wichtig es ist, dass unsere Regionen in Europa zusammenhalten im Bewusstsein, dass wir zusammengehören und aufeinander angewiesen sind, dass wir füreinander einstehen wollen, um in diesem Sinne friedlich miteinander zusammenzuleben“, zitierte Dr. Gallo aus der Gründungsurkunde. Mit ihrer Unterschrift bekundeten die Vertreterinnen und Vertreter des Saarländischen Bergbaumuseums Bexbach, des polnischen Museums der Öl- und Gasindustrie Bóbrka sowie des ukrainischen Steinkohlemuseums Lemberg Lvivvuhillya die Werte sowie die Erinnerung an die guten Traditionen beider Berufe für nachfolgende Generationen zu erhalten. Auch Frankreich will sich mit dem Beitritt des „Parc Explor Wendel“, einer der größten Ansammlungen von Gebäuden zur Kohleförderung in Europa, beteiligen und im Sinne des Weimarer Dreiecks die Zusammenarbeit mit den deutschen und polnischen sowie ukrainischen Partnern aufnehmen. 

An diesem Tag kamen die Bündnispartner zudem überein, das Europäische Jahr der Jugend 2022 auf eine „Dekade der Jugend“ auszuweiten. „Wir wollen auf allen Ebenen die nachfolgenden Generationen unterstützen, friedlich miteinander zu leben und einander zu helfen, wenn Hilfe gebraucht wird“, fasste Landrat Dr. Gallo den Beschluss zusammen, der mit einer „Dekade der Erinnerung“ einhergehen soll. „Die Pflege der Erinnerungskultur ist notwendig, um sich auf die geschichtliche Wahrheit nüchtern einlassen zu können und Wiederholungen von Gräueltaten zu vermeiden“ sagte Dr. Gallo, dem Oleg Volski, Bürgermeister von Schowkwa, eine ukrainische Flagge mit Unterschriften von ukrainischen Soldaten aus Bachmut, die er getroffen und denen er vom Bündnistreffen berichtet hatte, als Zeichen des Dankes überreichte. 

Ein weiterer Meilenstein der Begegnung war die Generalversammlung des Verbandes der Polnischen Landkreise, an der Landrat Dr. Gallo erneut als Vertreter des Deutschen Landkreistages online und Dr. Frys, Leiterin der Stabsstelle Europa, vor Ort im polnischen Karpacz teilnahmen. Auf der Ebene aller polnischer Landkreise ging es im Wesentlichen um die weitere gemeinsame Unterstützung der Ukraine, die seitens des Saarpfalz-Kreises von der Stabsstelle Europa koordiniert wird.

Der Unterstützung der Wirtschaft in der vom Krieg betroffenen Ukraine diente Mitte Juni im Partnerlandkreis Lubaczow die 2. Internationale Wirtschaftskonferenz, an der das Panel „Zusammenarbeit der europäischen Gebietskörperschaften im Rahmen des Internationalen Bündnisses für Frieden und Zusammenhalt in Europa“ dem „Homburger Bündnis“ gewidmet war und zu dem sich viele Bündnispartner versammelten. Die Organisation und Arbeit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz, die von Frank Luxenburger, Mitglied des Kreistages und des Aufsichtsrats der WFG Saarpfalz, vor Ort präsentiert wurde, wurde von den polnischen und ukrainischen Kommunalpolitikern mit Interesse wahrgenommen. Für Dr. Violetta Frys war vor Ort der Austausch mit den Partnerkreisen wertvoll. Landrat Dr. Gallo war per Video zugeschaltet, er begrüßte ausdrücklich die gemeinsame „Erklärung zur Unterstützung von KMU aus dem polnisch-ukrainischen Grenzgebiet“ als Ausdruck der Fortführung der europäischen Integration, die bereits in den 1950er Jahren in Westeuropa begonnen hatte. 

Das Homburger Bündnis zieht Kreise über das Saarland hinaus. So haben Ralf Leßmeister, Landrat des Landkreises Kaiserslautern, zusammen mit seinem polnischen Partnerkreis Olesno und dessen ukrainischem Partner, der Samtgemeinde Bogorodchany, Landrat Dr. Theophil Gallo und Landrat des Landkreises Kusel Otto Rubly nach Olesno in der Woiwodschaft Oppeln in Oberschlesien zur feierlichen Unterzeichnung der „Trippstadter Erklärung“ Ende Juni eingeladen.

Bereits im vergangenen November hatte sich die Gruppe in dieser Zusammensetzung im Landkreis Kaiserslautern getroffen. Bei einem Gespräch in Trippstadt waren die Möglichkeiten künftiger Zusammenarbeit ausgetauscht und die Inhalte der Trippstadter Erklärung festgelegt worden. Darin erklären die Unterzeichnenden angesichts des Krieges in der Ukraine ihre Bereitschaft, bereits bestehende partnerschaftliche internationale Beziehungen weiter auszubauen und Formen der Kooperation zu schaffen, die es ermöglichen, Wissen und Erfahrungen gemeinsam in Arbeitsgruppen, Austauschen und Projekten umzusetzen. Auch ähnlich wie im Homburger Bündnis wird zudem erklärt, dass die Unterzeichner durch die Kooperation mit den Beteiligten aus der Ukraine den Status des EU-Beitrittskandidaten auf der kommunalen Ebene umsetzen und auch hierdurch die Ukraine unterstützen möchten. Die künftig erweiterte Kooperation im Rahmen des Homburger Bündnisses auf die über 20-jährige deutsch-polnische Partnerschaft der Landkreise Kaiserslautern und Olesno aber auch des Landkreises Kusel mit dem ebenfalls in der Woiwodschaft Oppeln gelegenen Landkreis Brzeg stellt für die Bündnispartner eine Bereicherung dar. Zu der kleinen Delegation aus Deutschland gehörten auch die Europabeauftragte des Saarpfalz-Kreises Dr. Violetta Frys und die Partnerschaftsbeauftragte des Landkreises Kaiserslautern Dr. Georgia Matt-Haen, die dessen Partnerschaft mit Olesno persönlich betreut. „Es ist in den letzten zwölf Monaten unglaublich viel im Rahmen des Homburger Bündnisses geschehen, es ließen sich noch viele kleinere Projekte aufzählen, wie etwa das Grabungscamp mit polnischen Studierenden in Schwarzenacker. Aber wir sind auf dem richtigen Weg, die Resolution der Deutschen UNESCO-Kommission „UNESCO-Netzwerke stärken heißt Kultur des Friedens stärken“ vom 27. Juni 2023 bestätigt dies eindrucksvoll und ist für uns Anerkennung und Ansporn, diese Linie weiter einzuhalten“, fasst Dr. Gallo seinen Rückblick zur Europaarbeit des Saarpfalz-Kreises zusammen.

Weitere Informationen zu den Kreispartnerschaften und zur Europaarbeit des Saarpfalz-Kreises sind bei der Leiterin der Stabsstelle Europa Dr. Violetta Frys unter Tel. (06841) 104-8273 oder unter den E-Mail-Adressen europa@saarpfalz-kreis.de sowie violetta.frys@saarpfalz-kreis.de erhältlich. © Pressestelle Saarpflaz-Kreis

Schenk, Silvia
04. Jul 2023