HOM BUCH
Das Lesefest vom 4. bis 10. September 2023
Philipp Jakob Siebenpfeiffer, der kritische und streitbare “Landcommissär” von damals, dessen Demokratiegeschichte seinen Anfang damals in Homburg nahm, hätte hier bestimmt seine Freude gehabt. An den insgesamt 7 Tagen der HomBuch (von Montag bis Sonntag) fanden neben dem Hauptschauplatz Siebenpfeifferhaus zwei Veranstaltungen andernorts statt, nämlich in der Galerie Julia Johannsen und im Schlossberg Hotel.
Den Anfang am Montag machte mit Desirée Nosbusch eine umwerfende Power-Frau und wohl jedem Deutschen gut bekannte Schauspielerin und Moderatorin. In ihrer Autobiografie “Endlich noch nicht angekommen” kann sie auf eine beachtliche Karriere zurückblicken sowie ein bewegtes Leben. Dienstags dann kam, wie schon 2020, Jörg Bong, der manchen besser bekannt sein dürfte als der Krimiautor “Jean-Luc Bannalec” mit seinen bretonischen Geschichten um Kommissar Dupin. Diese HomBuch stellte er mit “Die Flamme der Freiheit” ein Buch über die deutsche Revolution von 1848/1849 vor. Hierin schildert er die damalige Situation mit den vierunddreißig deutschen Staaten, den vier freien Städten und der Zeit der beginnenden Aufstände gegen herrschende Polizei- und Militärmornarchie. Ein zutiefst eindrückliches Werk, da sich Geschichte auch fortwährend wiederholt. Am Mittwoch kam Philipp Köster vom Fußballmagazin “11Freunde” zu einem lockeren Gesprächsabend mit dem Ur-Gestein Karl-Heinz "Charly" Körbel. Dieser gilt mit seinen über 600 Bundesligaspielen als ungeschlagener Rekordhalter diesbezüglich und plauderte mit Philipp Köster über seinen Werdegang bei verschiedenen Vereinen, die “gute alte Zeit” und was es damals schon im Fußballgeschehen so alles zu erleben gab. Zwischendrin heiterten zusammengeschnittene Kurzfilmchen zu diversen Fußballthemen das ohnehin schon begeisterte Publikum noch weiter auf. Im Publikum an diesem Abend fanden sich neben Sponsor Dr. Peter Theiss auch die Trainerschar und viele Fußballspieler der 1. Mannschaft des FC 08 Homburg wieder. Es war ein herrlich illusterer Abend, an dem auch viel gelacht wurde. Am Donnerstag der HomBuch-Woche gastierte die Diplom-Psychologin und Spiegel-Bestseller-Autorin Stefanie Stahl im Siebenpfeifferhaus und gab Einblicke in ihr neuestes Buch “Wer wir sind: wie wir wahrnehmen, fühlen und lieben – alles was Sie über Psychologie wissen sollten”. Die charismatische Dame begegnete ihrem beeindruckten Publikum mit einer lockeren Coolness und schilderte in einen Mini-Workshop mit dem Publikum, worauf es bei dem Menschen ihrer Erfahrung nach in punkto “4 Grundbedürfnisse” ankommt. Die Bücher von Frau Stahl stehen in einer Vielzahl auf der Spiegel-Bestseller-Liste und haben durchweg sehr positive Kritiken im Internet sowie der Presse erhalten. Ihre Leserschaft sehnt sich demnach geradezu nach immer neuen Werken dieser Ausnahmeautorin, die es vermag, so viele Menschen zur Selbsthilfe und -erkenntnis anzuregen. Am Freitag lud das Schlossberghotel in seinen Ballsaal zum Konzert ein. “die feisten – Jetzt!” ist das aktuelle Programm des famosen Duos “Rainer” und “C” (Rainer Schacht und Mathias Zeh), das 2017 den deutschen Kleinkunstpreis hielt. Die 2-Mann-Kombo zeichnet sich durch einen ganz besonderen Musikstil aus. “ZweiMannSongComedy“ nennen es die beiden und präsentieren ihre zum Großteil selbst komponierten Songs minimalistisch mit verschiedenen akustischen Instrumenten oder einfach nur a capella. Ihr Lied “Junggesellenabschied mit über 50” ging viral, wie man heutzutage zu neudeutsch ja gerne sagt. Ein Hammerlied und auch der Abend im Homburger Schlossberghotel dürfte den meisten Konzertbesuchern noch lange positiv im Gedächtnis haften bleiben. Tags darauf fand am Samstag eine Lesung & Vernissage in der Galerie Julia Johannsen statt. Der aus dem Saarland stammende Journalist, Schriftsteller und Filmemacher Wolfgang Brenner las vor aus “Loreley”, seinem neuesten Buch und einer Geschichte über Einsamkeit in der Großstadt. “...alles deutet darauf hin, dass sich die übergewichtige Schülerin Gudrun aus dem Fenster des vierten Stocks gestürzt hat. Nur Kriminalkommissarin Loreley Kubitko glaubt das nicht. Vielleicht, weil sie selbst stark übergewichtig ist ?…” Der Berliner Kritiker Michael Langenstein: „Gute Charaktere, überraschende Wendungen, tolle Dialoge, prima Erzählstil und last but not least eine wirklich ausgefallene Kommissarin.“ Zur Buchvorstellung wurde die Ausstellung „Was ist schön ?“ eröffnet. Im Siebenpfeifferhaus fand am Samstag die Verleihung des Deutsch-Französichen Freundschaftspreises statt. Dieser erging 2023 an die Autorin Nina Georg. In ihren Büchern vermittele sie das Verbindende diesseits und jenseits der Grenze, so die Jury. Seit 2018 wird auf der HomBuch der Deutsch-Französische Freundschaftspreis verliehen. Ausgezeichnet werden "Autoren, die sich besonders um das deutsch-französische Verhältnis bemühen", erklärte der diesjährige Schirmherr David Lindemann, Chef der Staatskanzlei des Saarlandes und Bevollmächtigter für Europaangelegenheiten. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert und die Schriftstellerin Nina George verkörpere mit ihrem literarischen Schaffen, etwa in "Das Lavendelzimmer" oder "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" die deutsch-französische Freundschaft, sagte Hans-Joachim Burgardt der Organisator der HomBuch. George sei seine persönliche Wunschkandidatin gewesen. Sie sei eine Botschafterin für Deutschland und Frankreich, so Lindemann. Sie lebe in Frankreich und Deutschland, sie bringe den Menschen die französische Kultur und Lebensart näher, und das komme im Saarland gut an. Die Bücher der gebürtigen Bielefelderin werden in 37 Sprachen übersetzt und manche haben es sogar auf die Bestsellerliste der New York Times geschafft! Des Weiteren engagiert sich die frisch gekürte Preisträgerin auch für andere, vor allem für Kolleginnen und Kollegen in Belarus und in der Ukraine – und das mit viel Herzblut und Energie. Dafür gibt es auch Anerkennung aus der saarländischen Staatskanzlei: "Ihr politisches Engagement ist auch nicht gering zu schätzen. Es ist wichtig, dass sie den entsprechenden Akteuren eine Stimme gibt und für die Rechte und insbesondere für die Urheberschaften kämpft." Organisator Hans-Joachim Burgardt hofft nun mit Nina George, wie auch schon mit den vorherigen Preisträgern Jean-Luc Bannalec oder Alexander Oetker, eine neue HomBuch-Botschafterin gewonnen zu haben. Ihr neuestes Werk “Das Bücherschiff des Monsieur Perdu” ist im dieses Jahr im April erschienen beim Knaur Verlag. Mit dem Sonntag wurde das Ende des diesjährigen Lesefestes eingeleitet. Der Wirtschafts- und Politikredakteur Felix Lee war zu Gast und sprach im Rahmen der Sendung „Fragen an den Autor“ des SR 2 Kulturradios mit Moderator Kai Schmieding vom Saarländischen Rundfunk über sein Buch “China, mein Vater und ich. Über den Aufstieg einer Supermacht und was Familie Lee aus Wolfsburg damit zu tun hat.”. Als “Werkbank der Welt” beschreibt der 1978 geborene Lee in seinem Buch den Werdegang Chinas. Als Kind nach Taiwan geflohen, lebte er einst auf der Straße, bis ihn ein Lehrerpaar aufnahm und er schließlich zum Studium nach Deutschland ging. Eine zentrale Frage in seinem Buch lautete: “Partner, System-Gegner, Rivale? Wie sollen wir mit China umgehen?” Der deutsch-chinesische Journalist Felix Lee erzählt in diesem Buch die Geschichte des Aufstiegs der Supermacht und ihre Entwicklung neu - am Beispiel seiner eigenen Familie. Denn es war sein Vater, der das VW-Geschäft Chinas maßgeblich ins Rollen brachte. Ein sehr persönliches, aber auch sehr kritisches Buch, das ein bemerkenswertes Kapitel deutsch-chinesischer Wirtschaftsgeschichte beleuchtet und dabei auch klar Umwelt- und Menschenrechtsfragen benennt. Der Beitrag wurde selbstverständlich mitgeschnitten und ist abhörbar in der ARD-Audiothek. Suchbegriffe: Felix Lee SR 2 Kulturradion Fragen an den Autor. Nach dieser guten Woche voll von Kunst, Kultur und literarischen Highlights dürfen wir gespannt sein, ob die kommende HomBuch sich im nächsten Jahr wieder über eine Woche erstrecken wird. Den Besucherinnen und Besuchern, der fast durchweg ausverkauften Veranstaltungen, dürfte es gut gefallen haben, dass es eine ganze Woche lang jeden Tag eine Veranstaltung gab, ohne mehrere Terminwünsche zusammenquetschen zu müssen. Die Entscheidung hierüber fällt wohl in den nächsten Tagen durch die “Hom&Buch Kulturmanagement GmbH”. Wie es auch ausgehen mag, ist eines jetzt schon mit Sicherheit zu sagen: Die überregional bekannte “HomBuch” ist mittlerweile als Institution vom Buchmarkt-geschehen in Deutschland schlichtweg nicht mehr wegzudenken. Eigens für sie kommen viele Besucher aus ganz Deutschland und dem saarländischen Umland extra hierher nach Homburg angereist, um den Akteurinnen und Akteuren bei diesem schönen Lesefest nah zu sein. Und auch eines Weiteres sein nicht zu vergessen: Ein besonderer Dank gilt all den Sponsoren, insbesondere dem Hauptsponsor Dr. Theiss Naturwaren, ohne die man eine Veranstaltung dieses qualitativen Anspruchs nicht darstellen könnte. Alle Freunde und Fans der HomBuch freuen sich wohl schon jetzt auf die Gäste und Autoren in 2024.
Informationen über die HOMBUCH finden Sie online unter https://www.hombuch.de. Text und Fotos: Chris Ehrlich