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Schüler-Jugendaustausch in Tiflis

„Handwerk und regionale Tradition – Rollenbilder“ versus Digitalisierung der Welt

Wo bleibt der Mensch? Was macht den Menschen und seine Fähigkeiten heute im Zeitalter der „Ver-“digitalisierung noch aus? Diese Thematik wurde aus dem Austausch im Juni 23 in Homburg aufgenommen und in verschiedenen Regionen Georgiens mit seinen besonderen Traditionen vertieft sowie mit handwerklichen kleinen Workshops selbst erfühlt und in Frage gestellt. Wird doch der Fachkräftemangel im Handwerk in Deutschland wie in Georgien immer augenscheinlicher. 

12 Schüler*innen des Saarpfalz-Gymnasiums Homburg machten sich mit Betreuerin Anne Löhrer, Koordinatorin Simone Lukas, Freunde Georgiens wie das Ehepaar Gisela und Jürgen Helwig, Familienforscher Werner Schümers nebst einer interessierten Mutter, Frau Bischel, erneut auf den Weg ihre Partnerschule, die 21. Öffentliche Schule wie auch die Evangelisch - Lutherische Jugendgemeinde in Tiflis kennenzulernen um sich auf deren Lebens- wie Schulalltag ( insges. 28 georg. Jugendliche mit ihren Verantwortlichen) neugierig einzulassen. 

So ging es gleich die ersten beiden Tage nach Kachetien um georgische Spezialitäten, deren Handwerkskunst zu erleben und selbst auszuprobieren. Gespannt wurde das traditionelle Brotbacken im offenen Lehmofen, das Herstellen der Kveri (Amphoren) zum Keltern von Wein beobachtet, selbst Wein geerntet um aus dessen Saft schließlich die leckere Wein-Nuss-Spezialität Churchilla eigenhändig herzustellen. Natürlich wurden in der Weinstadt Kvareli auch Winzer mit ihren Weinmanufakturen besucht um den von Gott gegebenen Schatz der Georgier in seiner Herstellung und Lagerung zu erfahren. In der Herberge der Gemeindejugend ging es aber des nachts noch weiter um gemeinsam weitere Spezialitäten wie den Käsebrotfladen Chachapuri und Chinkali (Maultaschen) gemeinsam zu backen bzw. zu kochen. Da die Füllungen vielfältig und das Teigtaschenformen gutes Geschick benötigen, wurde dies auch beim Abschlussabend mit Eltern und Schülern der 21. Öff. Schule Tiflis wiederholt. So jetzt die Chance, dass die SPG`ler wieder beim Hoffest der Schule weitere Spezialitäten Georgiens auch zum Mitmachen den Mitschülern anbieten können. 

Die Verständigung war einfach, da alle neugierig aufeinander waren und man sich auch sonst sehr gut mit Deutsch, Englisch, Russisch behelfen konnte. Anliegen war aber auch den Vergleich zu deutschen Traditionen, Mentalitäten, Rollenbilder in der Gesellschaft herzustellen und die deutsche Sprache zu fördern. Neben Präsentationen der deutschen Schüler zu ihrer Heimat, Berufsträumen, Schulsystem vor Schülern der Kl.10 und 12, besuchten sie selbst den georgischen Unterricht und unterstützten den Deutschunterricht durch ihre aktive Teilnahme. Sie staunten über den recht lockeren Unterricht und die Nähe der Lehrer zu ihren Schülern, die sich manchmal bereits seit Kl.1 kannten. Informatik als Fach sehr gut ausgerüstet, vermisste man dann aber die wirklichen Fachräume und Labore für die Naturwissenschaften und künstlerische Praxis. Eine Schule voller lautstarken Lebens, wo man kulant im Flur kräftig in die Tasten eines Klaviers „hauen“ kann, Kinder in den Pausen herum stürmen oder laut singen, weil ein Pausenhof fehlt. Nur eine kleine Gartenoase als Miniinnenhof lässt Einzelne durchatmen. Georgische und deutsche Schüler haben mit dem Hausmeister Sviadi wieder durch Gartenarbeit Licht und romantisch-wilde Ordnung hineingebracht und den Durchgang traditionsgemäß seit 2015 mit ihren Handabdrücken freundschaftlich verziert. 

Beeindruckt beobachteten unsere Schüler den ganz selbstverständlichen und liebevollen Umgang mit behinderten Mitschülern. Fachfrauen kümmern sich ebenso intensiv um die Integration, Bildung dieser Kinder. So kam das von uns mitgebrachte Bastelmaterial und kleine Bewegungsspiele gerade recht. Leben mit einer Behinderung in Georgien ist für die Betroffen wie für die Familien dennoch extrem problematisch, insbesondere gesellschaftlich wie politisch. Freundlich begrüßt wurde die Gruppe aber auch im Goethe-Institut von Tiflis, was gerade für die Georgier ihre bemerkenswerten Möglichkeiten im Haus und an Bildungsangeboten für deutsche Sprache anbietet, aber auch für unsere deutsche Jugend Kulturauslandsjahre als Assistenten in Bildungseinrichtungen Georgiens als unschätzbare sozio-kulturelle Bereicherung anbietet. Wie sehr trotz der allgemeinen Schwierigkeiten in Georgien, diese an ihrer Tradition hängen, wurde beim Besuch zweier Berufsschulen, in Kvemo Alvani und in Tiflis „Mermisi“, deutlich, wo es hauptsächlich um Kunsthandwerk wie Emaillieren, Blaudruck, Filzen, Weberei und Textilgestaltung nebst Schneiderei, Holzbearbeitung u.a. geht. Neben einer hauptsächlichen Ausbildung in drei Jahren, sind aber auch diverse Miniausbildungen wie Fortbildungen in wenigen Monaten möglich. Handwerkskunst, die durch Glaube, Folklore und lebensfroh leuchtenden Farben geprägt ist. Die Schüler konnten sich aber auch an der Töpferdrehscheibe mehrfach selbst erproben und eine deutsch-georgische Ausstellung in der Kunstakademie in Tiflis nebst seinen prunkvoll aus Holzschnitzereien und Spiegelsplittern gestalteten Palasträumen eines ehemaligen Kaufmanns aus dem 17./18. Jh. bestaunen. Noch liegt das meiste Kunsthandwerk gerade im textilen Bereich in den Händen der Frauen und die weiteren Gewerke in den Händen des Mannes, wobei viele Handwerksberufe in ihrer Vielfalt, die unser tägliches Leben benötigt, bequem und notwendig machen, bei den Jugendlichen der Großstadt wie auch unserer Kleinstadt kaum oder gar nicht bekannt sind. Entsprechend hervorzuheben ist die besondere Arbeit der Eberhard – Schöck-Stiftung, die diesen besonderen Austausch neben der KMK-PASCHschulen, u.a. kräftig unterstützt hat. Ohne Unterstützung und Förderung durch Fachkräfte und weiteren Institutionen sind diese Schüleraustausche und Begegnungen mit ihren pädagogisch wertvollen Aspekten, Projekten, als Beitrag für eine friedliche Zukunft und toleranter Völkerverständigung, gegenseitigem Lernen, nicht durchführbar. Gerade, wenn es auch darum geht, die Länder in ihren verschiedenen Facetten kennenzulernen, Vorurteile abzubauen und mannigfache Bilder für sich mitzunehmen. So war besonders spannend, historisch wie ethnografisch wichtig ergänzend (neben Ethnografischem Museum) der Besuch der ehemaligen Felsenhöhlenstadt Uplisziche, die in ihrer Mystik und unglaublichen Ausstrahlung weiterlebt. Sie macht die Geschichte des ehemals ständig von Feinden überrannten Landes, des schwierigen Lebens in Bergregionen, der Lösungen fürs Überleben, angepasster Architektur, Kulte bereits vor der Zeitenwende deutlich, die im historischen Vergleich zu Europa oft auch weit voraus war, aber auch tiefen Aberglaube aufzeigt. Das gigantische Chronicle - Monument am Tiflisser „Meer“ ergänzte die Eindrücke und formulierte noch einmal durch unbeschreibliches handwerkliches wie künstlerisches Können historische Größe durch die dargestellten Skulpturengiganten wie auch die mit Heiligengeschichten und Ikonen voll Farben prächtige, ausemaillierte kleine orthodoxe Kirche direkt daneben. 

Sorge aus der Betrachtung: Künstliche Intelligenz, Priorität der ständigen Bereitschaft am und zum Handy lassen „Gesichter der Generationen“, Geist, Emotionen und soziale Kompetenz, direkte menschliche Zugewandtheit und Austausch, eigene Phantasie und manuelles Können immer weiter in Frage stellen, egal wo. Georgien, ein Land, was voller extremer Kontraste, Schönheit, Familienbewusstsein, Tradition versus angestrebter westlicher Moderne, überwältigender Natur und unbeschreiblicher Gastfreundschaft bleibt. Ein „verlorenes“ Paradies? 

Simone Lukas (Koord. Georg.austausch, SPG Homburg, Lehrkraft: BK, Ge; Romanistik) 

Schenk, Silvia
19. Okt 2023