Komplex und interessant
Die Geschichte der Wasserversorgung in Bexbach Teil 2
Der Fichtenmayersche Löwenbrunnen
Seit 1921 stand in der Ortsmitte zwischen Kaufhaus Pirrung (Funz‘l) und Haus Bartels (ehem. Rosenapotheke, heute Neubau) der von Bürgermeister und Knappschaftsarzt Dr. Georg Fichtenmayer gestiftete sog. Löwenbrunnen, der auf Antrag von Hans-Joseph Britz Jahre später vor dem Rathaus platziert wurde.
Da die historische Brunnenfigur, die Dr. Fichtenmayer von einer Baufirma aus Kaiserslautern geschenkt bekam, einige Zeit spurlos verschwunden war, hatten sich Anfang der 90er Jahre sein Sohn Sanitätsrat Dr. Hans Fichtenmayer und dessen Schwester Trudel Bosch geb. Fichtenmayer an die Stadtverwaltung gewandt, mit der Bitte, ihnen den Brunnen zu überlassen: Er würde bei ihnen mehr in Ehren gehalten als in Bexbach. Dieser Brief war der Auslöser zur Neuaufstellung vor dem Rathaus. Da Fichtenmayer ein Anhänger der naturheilkundlichen Lehre des bayerischen Pfarrers Kneipp war und öfters die Kneipp-Wasserkuren in Bad Wörrishofen aufsuchte, findet sich bis heute die Inschrift „Des Wassers Kraft uns Heilung schafft“ auf dem Brunnenstein. 1930 kam der Brunnen samt Anlage in Bahnhofsnähe, 1972 gelangte er für einige Jahre in den Eingangsbereich des Blumengartens, dann „entführten“ ihn unbekannte Zeitgenossen auf eine Wiese unmittelbar vor der Bundeswehrkaserne Oberbexbach, von wo aus er plötzlich zur Gänze verschwand. Es ist dem Heimatkundler und Rektor i.R. Josef Johann zu verdanken, dass er damals die Brunnenfigur in die alte Ausstellungshalle im Blumengarten (heute Seniornenheim Am Blumengarten) verbringen ließ und sie somit rettete. Fichtenmayer – in Bexbach ebenso rührig wie umstritten – war zwar nur für 2 ½ Jahre ehrenamtlicher Ortsbürgermeister, leistete jedoch viel und vorausschauend für das Gemeinwesen. Trotz aller Widerstände ließ er 1921, im ersten Jahr seines Amtes, durch Siemens ein erstes elektrisches Ortsnetz installieren, das von den Pfalzwerken Ludwigshafen über das Kraftwerk Homburg beliefert wurde. Außerdem ist der Straßenbau in der Dorfmitte durch ihn modernisiert und befestigt worden. Die Ausstattung der Gemeindewerke auf den neuesten Stand geht ebenfalls auf sein Engagement zurück.
Wiesental, Lenhards Wäldchen und Feilbachaue
Im Bexbachtal zwischen Roth- und Haselermühle, auch Brandwiesen oder „Peif Tuwack“ genannt und am „Maulewoog“ wurden Brunnenbohrungen vorgenommen. Der Begriff „Peif Tuwack“ geht auf jene schweren Zeiten um 1840 zurück, als Hunderte Mittelbexbacher, meist junge Männer mit oder ohne Familien nach Amerika auswanderten, um dort ihr Glück zu versuchen. In der Heimat trieb die Not manche dazu, eine Wiese für – im übertragenen Sinne – eine Portion Tabak zu verkaufen. Bis heute stehen dort Pumpenanlagen, so eine direkt neben dem DJK-Sportplatz. Nach Kriegsende und dem Anstieg der Bevölkerung war die Anlage weiterer Brunnen nötig geworden. Diese erfolgten in der Gewanne Wolkswiesen-Kaisersweiher nahe der Rothmühle, sowie in den Unteren Stegwiesen nahe dem heutigen Seniorenheim „Menetatis“. Auf dem Lichtenkopf kam ein großes Wasserbassin mit 2 Kammern und rund 3000 m³ Kapazität zur Aufstellung. Durch das Bexbacher Wasserwerk wurden auch Oberbexbach, Niederbexbach, Frankenholz, Kleinottweiler und Teile des Kreises Ottweiler versorgt. Aufgrund der regelmäßigen chemischen Vernichtung von Unkraut auf den Schienenstrecken seitens der Bundesbahn kam es bei Routineuntersuchungen im Bereich der Rothmühle 1989 wegen zu hoher Nitratgehalte zu einer Stilllegung des bis dato leistungsfähigsten Brunnens. Altlasten durch den sog. „Schlammweiher“ unterhalb der Bergehalde sorgen für problematische Werte. An der Sandgrube Ruby „Am Steinbruch“ gelangten versickernde Abwässer ins Grundwasser und selbst am Brunnen direkt auf dem Stadtwerketerrain wurden Schadstoffe gemessen. Damals bescheinigte eine Studie des Saarländischen Umweltministeriums Bexbach und seinen Brunnen das höchste Gefährdungspotential in der Region. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Harald Sorg setzte auf einen neuen Brunnen in der Feilbachaue bei Kleinottweiler. Ihm war die Wasserversorgung wichtiger als die Unterschutzstellung der Aue. Er konstatierte damals: „Die Feilbachaue ist das einzige Gebiet, das zur Trinkwasserförderung genutzt werden darf. Die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung steht vor der Unterschutzstellung der Aue. Die Versorgung der Stadt ist oberstes Gebot.“ Mittlerweile ist dieses Gebiet offiziell als Naturschutzgebiet bis zur Hochwiesmühle ausgezeichnet. Ganz nahe liegt entlang der Kleinottweiler Straße „Lenhard’s Wäldchen“, ein großes intaktes Waldstück, das laut Planungen der Stadt abgeholzt werden soll, um Industrie- und Gewerbeansiedlung zu ermöglichen. Dass Wald und Wasser wichtige Bestandteile unserer Natur sind, scheint geflissentlich übergangen zu werden - es handelt sich um das größte zusammenhängende Waldstück im Gemeindebezirk Bexbach-Mitte, das erst kürzlich vom Saarpfalz-Kreis als Ort der Kühle in das sog. Hitzeregister aufgenommen wurde. Nicht ohne Grund: Ein nicht verdichteter Wald, also ein Wald, der noch nicht von schweren Holzerntegeräten (Harvestern) aufgesucht und verfestigt wurde, lässt das Regenwasser bis in die Grundwasserschichten ungehindert durchsickern, verhindert Überschwemmungen und sorgt für ein ökologisches Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht stellt in der Jetztzeit mit ihren Klimakatastrophen ein unschätzbares Gut dar. Ersatzanpflanzungen hingegen finden oft weitab des Ursprungsortes statt und müssen Jahrzehnte anwachsen, um den Vorgängerwald zu ersetzen. Als Negativbeispiel für großflächige Waldabholzungen dient das Rodungsgebiet an der Autobahnabfahrt Homburg nur einige hundert Meter von Lenhard’s Wäldchen entfernt. Mit ein wenig gutem Willen sind Ansiedlungen von Gewerbebetrieben hinter der Bahnlinie auf Feld und Brachflächen möglich. Dieses Gebiet ist bereits durch die Straße „Industriering“ erschlossen. Im Übrigen gibt es Betriebsleerstände am Höcherberg. Die Stadt Homburg erfasst vorbildhaft seit Jahren solche Leerstände in einem eigens angelegten Gewerbekataster. Bevor also ein intakter Wald großflächig abgeholzt und eine Naturlandschaft zerstört wird, sollte man Alternativmöglichkeiten ins Auge fassen. Die Natur und nicht zuletzt die Menschen und Bewohner von Bexbach werden es danken.
Ende/ Hans-Joseph Britz