Konsequent werben für Rechtstaatlichkeit und Demokratie
Blick auf 80 Jahre Warschauer Aufstand und die Erinnerungskultur im Saarpfalz-Kreis
Der Warschauer Aufstand hat sich in diesem Jahr zum 80. Mal gejährt. Mit Beginn am 1. August dauerte er über sechzig Tage an.
Eine Zeit, in der die Bevölkerung mit heldenhaftem Mut tapfer Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht leistete, allen voran die Mitglieder der Polnischen Heimatarmee. Sie verteidigten ihre Heimat und ihre Mitmenschen, sie mussten dennoch aufgrund der aussichtslosen Lage kapitulieren. Die Rache des nationalsozialistischen Regimes an den Menschen und an der Stadt Warschau war grausam. Landrat Dr. Theophil Gallo, Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Saar e. V. und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands, betont: „Für uns Deutsche erwächst aus dem Unumkehrbaren des Geschehenen und aus der Vergebung der polnischen Freunde die Verantwortung dafür zu sorgen, dass solche Dinge niemals mehr geschehen. Es gilt zu verhindern, dass Kriminelle an die Macht und in die Lage kommen, solche Verbrechen zu begehen. Wir sollten uns aber anlässlich dieses Jahrestages auch die bestehende und gute Freundschaft zur polnischen Bevölkerung vergegenwärtigen. Im Saarpfalz-Kreis sind es unsere Partnerschaften mit den bisher acht polnischen Landkreisen, die sich in Sachen Völkerverständigung als vorbildlich erweisen.“
Landrat Dr. Gallo erinnert im Zusammenhang mit den Gräueltaten in Polen während des Zweiten Weltkrieges nochmal an das Schicksal von Józef und Wiktoria Ulma und ihrer sieben Kinder hin, eine Familie aus Markowa, die von den Nazis ermordet wurde, weil sie über zwei Jahre acht Juden versteckt hielten. Auch ihr Todestag jährte sich am 24. März zum 80. Mal. Die Katholische Kirche sprach Familie Ulma im vergangenen Jahr selig. Landrat Dr. Gallo war es ein Anliegen, mit einer Gedenkstätte im Saarpfalz-Kreis an die Familie Ulma zu erinnern Das Kloster Gräfinthal in der Gemeinde Mandelbachtal bot sich dafür an, da sich dort das Grab von Anna Leszczynska, der Tochter des polnisch-litauischen Königs Stanislaus I. Leszczynski befindet. Die Einweihung der Gedenkstätte erfolgte im März dieses Jahres. Im Klostergarten wurden neun Apfelbäumchen, für jedes Familienmitglied eines, gepflanzt und mit Namenschildern versehen. „Die Bäume sollen Früchte tragen und mithelfen, dass Nächstenliebe, Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit das Leben der folgenden Generationen bestimmen. Mit dieser Gedenkstätte lassen wir in Gräfinthal auch die jüngere Vergangenheit sprechen. In den Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und insbesondere nach dem Fall der Mauer im November 1989 hat sich im deutsch-polnischen Verhältnis viel zum Positiven verändert und es lohnt sich auf ganzer Linie, davon bin ich fest überzeugt, weiter an ein verständnis- und respektvolles Miteinander zu glauben und daran zu arbeiten. Mit der Familie Ulma erinnern wir uns an das Unumkehrbare, das sich nicht wiederholen darf. Mit unseren im Saarpfalz-Kreis geknüpften Partner- und Freundschaften stellen wir das gemeinsame Ziel des Friedens und des friedlichen Miteinanders an oberste Stelle und stärken damit den für uns alle existentiell notwendigen Zusammenhalt in Europa.“
Zwei Jahre „Homburger Bündnis“, ein Jahr „Trippstadter Erklärung“
Vor zwei Jahren, am 4. Juli, wurde auf Initiative des Landrates das Internationale Bündnis für Frieden und Zusammenhalt in Europa, das „Homburger Bündnis“, geschlossen, an dem sich 19 Landkreise und Regionen aus Frankreich, Deutschland, Polen, der Ukraine und aus den USA beteiligen. Es hat sich u. a. die Erinnerungskultur zur bleibenden Aufgabe gemacht. „Dazu zählt auch, dass wir vor allem unsere Jugend darüber aufklären, was geschehen ist und sie dabei unterstützen, sich an friedenstiftenden Prozessen zu beteiligen. Es ist für uns alle existenziell und dringend notwendig, konsequent für Europa zu werben, für Rechtsstaatlichkeit und für Demokratie. Der 1. August ist ein besonderer Tag in Rahmen der Dekade der Erinnerung, ein weiteres Mahnmal für die Ziele, die wir uns zusammen mit unseren polnischen Freunden gegeben haben. Es freut mich insbesondere, dass unsere Nachbarkreise Kaiserslautern und Kusel mit der „Trippstadter Erklärung“ vom 30. Juni 2023, die ich in Olesno mitunterzeichnet habe, diese Vorgehensweise voll unterstützen“, betont Dr. Gallo abschließend.
Informationen zu den Kreispartnerschaften und zur Europaarbeit des Saarpfalz-Kreises sind bei der Leiterin der Stabsstelle Europa, Dr. Violetta Frys, unter Tel. (06841) 104-8273 oder unter den E-Mail-Adressen europa@saarpfalz-kreis.de sowie violetta.frys@saarpfalz-kreis.de erhältlich