Orte der lebendigen Demokratie besuchen

Landtagspräsidentin Heike Winzent zu Besuch bei der Siebenpfeiffer-Stiftung

Für ihre Amtszeit hat sich Landtagspräsidentin Heike Winzent zum Ziel gesetzt, alle 52 saarländischen Kommunen zu besuchen, um sich vor Ort über deren Verwaltungen, Unternehmen und Institutionen zu informieren. 

Es sei ihr ausdrücklich ein Anliegen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, sich mit Anstand und Respekt zu begegnen und zu diskutieren. Wie Landrat Dr. Theophil Gallo mit seinem Projekt „Landrat macht Schule“ sucht sie auch den Dialog mit Schülerinnen und Schülern – ob in deren Schule oder im Landtag. „Politik darf nicht den Anspruch haben, dass die Menschen zu ihr kommen. Man muss auf sie zugehen“, so die Landtagspräsidentin. Im Rahmen ihrer „Sommertour“ besucht sie u. a. Orte der lebendigen Demokratie und Organisationen, die das Thema Demokratie begleiten. Ihr Weg führte sie deshalb zur Siebenpfeiffer-Stiftung, die ihren Sitz in der saarpfälzischen Kreisverwaltung hat. 

Bei Martin Baus, dem Geschäftsführer der Stiftung, informierte sie sich über die nach dem ersten Homburger „Landcommissär“ Dr. Philipp Jakob Siebenpfeiffer benannte und 1988 gegründete Organisation, ihre Gremien und Förderer, Forschungsthemen und Aktivitäten. Die Stiftung gibt eine Schriftenreihe heraus, die sich mit den prägenden Persönlichkeiten des Vormärz, aber auch mit der Demokratiegeschichte insgesamt befasst. Pressefreiheit, Zensur, Rechtsgeschichte und die Vorstellungen von Europa im 19. Jahrhundert sind dabei Themen. Nachgerade zur Rechtsgeschichte wurde u. a. von Landrat Dr. Theophil Gallo vor nunmehr über 30 Jahren intensiv über den Verlauf und die Hintergründe der Verhandlungen des Assisengerichts in Landau im Zuge der Verhaftung und der Verurteilung Siebenpfeiffers nach dem Hambacher Fest geforscht. Kolloquien, aber auch öffentliche Veranstaltungen zu aktuellen Themen wie das Festbankett anlässlich der Gründung des Press- und Vaterlandsvereins - einer Art Journalistengewerkschaft - und die Verleihung des Journalistenpreises für couragierte Aufklärung gehören zur Arbeit der Stiftung. Landrat Dr. Gallo hob hervor: „Die wegweisenden Errungenschaften von Menschen wie Siebenpfeiffer oder Johann Georg August Wirth, die 1832 mit dem Hambacher Fest den Impuls und die Basisarbeit für unsere Demokratie geleistet haben, müssen wir bewusst machen, aber auch bewahren und deshalb immer aktiv am Thema bleiben“. Die Parlamentspräsidentin betonte: „Ich möchte in dieser schwierigen Zeit dafür werben, dass wir uns alle für unsere Demokratie einsetzen“. Der Landtag als Herzkammer der Demokratie stehe Besuchergruppen offen, um an Plenarsitzungen und Gesprächen mit Abgeordneten teilzunehmen. 4.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr nutzten das Angebot, das weiter ausgebaut und für das weitere Formate entwickelt werden sollen.

Martin Baus gab auch einen haptischen Einblick in die Sammlung der Stiftung. Originale der gedruckten Siebenpfeiffer-Rede und Wirths mit Zensur-Leerstellen versehende Vormärz-Zeitung „Deutsche Tribüne“ konnte in Händen gehalten und gelesen werden. Diese liberale Tageszeitung wurde bis zu ihrem völligen Verbot in Homburg und in Zweibrücken in der Druckerei von Georg Ritter produziert. Einen tieferen Einblick in die Lebensumstände und das Wirken von Wirth vermittelte Monika Link alias dessen Ehefrau Regina bei einer Stippvisite im Siebenpfeiffer-Haus. Regina Wirth, Mutter von drei Kindern, war selbst Teilnehmerin des Hambacher Festes und organisierte von Homburg aus das Demonstration in der Pfalz mit. Sie empfing die die Landtagspräsidentin und den Landrat an der originalen Druckerpresse, auf der Wirth seine „Deutsche Tribüne“ herstellte. Diese Presse wird im nächsten Jahr bei der bayerischen Landesausstellung „Unser bester König? Ludwig I!“ in Regensburg präsentiert – als wichtiges Zeugnis der demokratischen Opposition in der Pfalz, die sich dem Monarchen couragiert entgegengestellt hatte.

Online erhalten Sie unter http://www.siebenpfeiffer-stiftung.de/ viele Informationen über die Siebenpfeiffer - Stiftung. © Saarpfalz-Kreis