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Drama gewinnt in Neunkirchen

Großartige Gala zum Günter Rohrbach Filmpreis

Mit der festlichen Gala in der Neuen Gebläsehalle ging die Veranstaltungsreihe im Rahmen des 12. Günter Rohrbach Filmpreises zu Ende. Im Finale der mit insgesamt 26.000 Euro dotierten Auszeichnung standen die Filme „Die Wannseekonferenz“ von Matti Geschonneck, „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ von Aelrun Goette, „Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“ von Stefan Sarazin und Peter Keller sowie „Wunderschön“ von Karoline Herfurth.

Bereits zum 12. Mal wurde in Neunkirchen der Günter Rohrbach Filmpreis verliehen, zu dem es in diesem Jahr 71 Einreichungen gab. Nach der Bekanntgabe der von der Vorjury ausgewählten Shortlist mit acht Filmen hat die Jury unter dem Vorsitz von Iris Berben, die vier Finalisten-Filme ausgewählt. Der Günter Rohrbach Filmpreis 2022 ging an das Drama „Die Wannseekonferenz“, die Produzenten Friederich Oetker, Reinhold Elschot und Oliver Berben wurden gemeinsam mit Regisseur Matti Geschonneck ausgezeichnet. Dotiert ist der Hauptpreis mit 10.000 Euro. Die Laudatio zum Siegerfilm hielt die Jury-Vorsitzende Iris Berben: „Die Jury war sich sehr sicher und sehr einig, obwohl ich persönlich aus familiärer Verbindung nicht mit abstimmen durfte. Warum? Weil es dem Regisseur gelungen ist mit einem außergewöhnlichen Ensemble, einer fast erschreckenden Ruhe und Geduld, einer bestechenden Genauigkeit, weil es Matti Geschonneck gelungen ist vollkommen unaufgeregt einen aufregenden Film zu drehen, der seine eigene Sensibilität setzt. Und weil die Produzenten die Idee hatten und sich mit dieser Idee auf eine gemeinsame Reise machten.“  Berben dankte auch Günter Rohrbach für seinen Einsatz für den deutschen Film: „Lieber Günter Rohrbach, Dankeschön, dass sie über die Jahrzehnte immer bereit waren den deutschen Film und das Fernsehen mit Mut, mit Neugier, mit Wagnis und Unkonventionellem, Unerwartetem, mit Haltung politischer und auch persönlicher, aber vor allem übergroßer Liebe und Leidenschaft zu unterstützen.“ Der Film entstand anlässlich des 80. Jahrestages der historischen Wannseekonferenz, die von den Nationalsozialisten abgehalten wurde. 15 führende Vertreter der SS, der NSDAP sowie der Ministerialbürokratie kommen am Mittag des 20. Januar 1942 in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin zusammen. Eingeladen hat Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“. In der etwa 90 Minuten dauernden Besprechung wird der millionenfache Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas geplant und organisiert. Der Film „Die Wannseekonferenz“ folgt dem von Adolf Eichmann verfassten Besprechungsprotokoll, von dem nur ein Exemplar erhalten ist und das als Schlüsseldokument der Judenvernichtung gilt. Regisseur Matti Geschonneck und die Produzenten haben großes Können und große Entschlossenheit bewiesen. Ihr Film über die Planung des Völkermordes an den Juden ist ein sachlich-kühles Kammerspiel ohne Musik in Echtzeit. Die Bilder muten dokumentarisch an, sie zeigen mit unerbittlicher Genauigkeit die 15 männlichen Teilnehmer dieser Konferenz. Die werden nicht als Monster dargestellt, sondern als durchaus gebildete Bürokraten. „Die Wannseekonferenz“ ist Fiktion entlang historisch belegter Tatsachen und große Kunst. Sie macht deutlich, wozu Menschen fähig sein können, gerade in Diktaturen. Als beste Darsteller wurde das Schauspiel-Trio Marlene Burow, Sabin Tambrea und David Schütter geehrt. Sie erhielten je 2.000 Euro für ihre hervorragenden schauspielerischen Leistungen in dem Film „In einem Land, das es nicht mehr gibt“. In dem starken DDR-Drama verkörpern die drei Darsteller drei völlig unterschiedliche Figuren. Sie haben ihre Rollen mit großer Hingabe und Leidenschaft angenommen, mit Einfühlungsvermögen und beachtlicher Ausdrucksstärke gefüllt. Für ihren Film „Wunderschön“, ein Film nah am Leben, gelingt Karoline Herfurth der Spagat zwischen Unterhaltung und Tiefgang, Feel-Good-Movie und Beschäftigung mit gesellschaftlich wichtigen Themen. Sie erhielt für ihre Gesamtleistung den mit 5.000 Euro dotierten Preis des Saarländischen Rundfunks. Peter Keller und Stefan Sarazin erhielten für ihr Drehbuch von „Nicht ganz koscher - Eine göttliche Komödie“ den mit 3.500 Euro dotierten Preis der Saarland Medien GmbH. Ein Roadtrip durch den Sinai, wie er absurder nicht sein kann: „Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“ ist ein ebenso turbulenter wie nachdenklicher Film um unterschiedliche Kulturen und Fragen nach dem Thema Identität. In dem schwungvollen Drama „In einem Land das es nicht mehr gibt“ von Aelrun Goette konnte Regina Tiedeken ihre beiden Leidenschaften Kostümbild und Modedesign miteinander verbinden. Sie erhielt den Preis des Oberbürgermeisters und 2.500 Euro. Zu den Ehrengästen zählten auch vier ehemalige Preisträger, die ihre Preise aufgrund der Pandemie erst in diesem Jahr in Empfang nehmen konnten. Dies waren der Schauspieler Alexander Scheer (2018 Darstellerpreis in „Gundermann“), Rosalie Thomass (Darstellerinnenpreis 2019 für „Rufmord“), Außerdem konnten den beiden letztjährigen Preisträgern, der Schauspielerin Maria Hofstätter (Darstellerinnenpreis „Fuchs im Bau“) und dem Kameramann Benedict Neuenfels (Preis des Oberbürgermeisters „Ich bin dein Mensch“), ihre Trophäen überreicht werden. Moderiert wurde der Günter Rohbach Filmpreis von Peter Lohmayer, der mit seiner unterhaltsam-nonchalanten Art durch die Gala führte. Musikalisch begleitete die Schauspielerin und Sängerin Serena Gruß mit Band den Abend.
Serena Gruß moderierte auch im Vorfeld des Gala-Abends schon die Verleihung des Drehbuchpreises 2022 der Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung, die am Abend vor der Gala in der Stummschen Reithalle stattfand. Zum zweiten Mal wurde dieser Preis vergeben und man freute sich über die Einreichung von sage und schreibe 49 Exposés. Der Vorsitzende der Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung freute sich sehr über die große Resonanz, zeige sie doch dass der Drehbuchpreis Zuspruch bei Talenten und Einsteigern finde. Es war keine leichte Aufgabe für die Jury aus diesen vielen Einsendungen die Sieger auszuwählen. Zweimal wurde der dritte Preis vergeben, er ging einmal an Christiane Gern für ihre Geschichte „Wieviel darf es denn sein?“, die sich in der Umgebung der ländlichen Metzgerei mit dem Thema ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen auseinandersetzte. Der zweite 3. Preis wurde an Maitri Wermund für ihren Film „Stille Wasser“ verliehen, der sich mit der Kunstfälscher-Szene befasst. „Um jeden Preis“, so heißt der Kurzfilm von Lukas Golletz, der den zweiten Platz belegen konnte. In dem Film geht es um Amanda, die im Auftrag einer Unternehmensberatung einen Paketdienst unter die Lupe nehmen soll. Sie liefert dort eine Person aus, die einen Betriebsrat gründen will. Den ersten Platz konnte „Die Ewigkeitslast“ von Stefan Linn für sich verbuchen. In dem Drehbuch geht es um die Last, die Bergmann Frank seit frühester Kindheit mit sich herumträgt. Der Drehbuchpreis der Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung war unter dem Thema „Arbeitswelt und Gesellschaft“ ausgeschrieben. Die Jury setzte sich aus vier Personen zusammen, Angela Heuser vom Verband für Film- und Fernsehdramaturgie (VeDRA), Script Consultant, Coach und Dramaturgin. Ebenso waren Marga Böhle, Journalistin und Filmkritikerin und Thomas Wöbke, freier Filmproduzent und einer der Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie im Jahr 2003, wieder dabei. Neu in der Jury war Gert Heidenreich, Schriftsteller, Hörspielsprecher und Drehbuchautor. Er hat u.a. für das Drehbuch „Die andere Heimat“ zusammen mit Edgar Reitz im Jahr 2014 den Deutschen Filmpreis in Gold für Bestes Drehbuch und bereits 2013 den Bayerischen Filmpreis, ebenfalls Bestes Drehbuch, erhalten.

Über den Günter Rohrbach Filmpreis können Sie weitere Informationen unter https://www.guenter-rohrbach-filmpreis.de/ abrufen. Hier finden Sie auch den Link zur Günter Rohrbach Filmpreis Stiftung. ot

Schenk, Silvia
21. Nov 2022