Page 28 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 301, Mai 2023
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eine Galerie von 60 Fuß Länge und am Ende jeweils ein achteckiger Pavillon. Die Rück- front des Gebäudes war mit unzähligen Ge- weihen, Gehörnen und Keilerwaffen ge- schmückt. Ins Obergeschoss konnte er wohl nicht mehr kommen, weil vermutlich die Treppe schon von Materialsuchern abgebaut und abtransportiert war.
Auch Goethe, der Neunkirchen im Sommer 1770 einen Besuch für eine Nacht abstattete und dabei längere Zeit im Dunkeln einsam auf der Terrasse des Schlosses saß, schilderte seine Empfindungen bei diesem Besuch im 10. Buch von Dichtung und Wahrheit: „Wir betraten bei tiefer Nacht die im Tal- grunde liegenden Schmelzhütten und ver- gnügten uns an dem seltsamen Halbdunkel dieser Bretterhöhlen, die nur durch des glü- henden Ofens geringe Öffnung kümmerlich erleuchtet werden. Das Geräusch des Was- sers und der von ihm getriebenen Blasebäl- ge, das fürchterliche Sausen und Pfeifen des Windstroms, der, in das geschmolzene Erz wütend, die Ohren betäubt und die Sinne verwirrt, trieb uns endlich hinweg, um in Neukirch einzukehren, das an den Berg hi- nauf gebaut ist.
Aber ungeachtet aller Mannigfaltigkeit und Unruhe des Tages konnte ich hier noch keine Rast finden. Ich überließ meinen Freund ei- nem glücklichen Schlafe und suchte das hö- her gelegene Jagdschloss. Es blickt weit über Berg und Wälder hin, deren Umrisse nur an dem heitern Nachthimmel zu erkennen, de- ren Seiten und Tiefen aber meinem Blick un- durchdringlich waren. So leer als einsam stand das wohlerhaltene Gebäude; kein Kas- telan, kein Jäger war zu finden. Ich saß vor den großen Glastüren auf den Stufen, die um die ganze Terrasse hergehn. Hier, mitten im Gebirg, über einer waldbewachsenen finsteren Erde, die gegen den heitern Hori- zont einer Sommernacht nur noch finsterer erschien, das brennende Sternengewölbe über mir, saß ich an der verlassenen Stätte lange mit mir selbst und glaubte niemals ei- ne solche Einsamkeit empfunden zu haben“. Außerdem gibt es eine Beschreibung des Freiherrn von Knigge in seinen „Briefen auf einer Reise von Lothringen nach Niedersach- sen“ in denen er etwa 1786 schrieb:..... „Das massive Gebäude ist in der Form eines halben Mondes gebaut, hat auf beyden Flü- geln nur ein Erdgeschoß, dahingegen in der Mitte noch eine Etage aufgesetzt. Jeder Ge- genstand, den man hier erblickt, hat Bezug zur Jagd...
Das Schloß ist von Aussen gänzlich bekleidet mit einer ungeheuren, daran festgenagelten Menge von Geweyhen der gejagten Hirsche. Der Hof bringt den Herbst hier zu, und dann ist von nichts wie von Jagd die Rede. Einige Zimmer aber sind verziert mit Tafeln, auf welchen man hinter Glas das Verzeichnis der in jedem Jahr parforce gejagten Hirsche
sauber eingeschrieben sieht, nebst den ge- nauen Nachrichten von den dabey vorge- fallenen Umständen.
Mir gefiel unter anderem die Einrichtung ei- nes Schlafzimmers, in welchem, dem Fenster gegenüber, ein erhöhter Alcoven angebracht ist. Die Rückwand dieses Alcovens besteht gänzlich aus einem großen Spiegel. Vor die- sem steht dann das Bette so, dass der Fürst, wenn er in demselben liegt, die durch das Fenster in dem Spiegel sich darstellende Ge- gend wie in einem Landschafts-Gemälde er- blickt.“ Bei dem Barockschloss Jägersberg handelte es sich nach all diesen Erkenntnis- sen um ein sehr repräsentatives und pracht- volles Gebäude.
Zum exakten Standort des Schlosses werden in der Literatur zwei Ansichten vertreten. Während Heinz und auch Schwenk die An- sicht vertreten, der Mittelrisalit des Schlosses habe genau über dem Kellergewölbe des heutigen Anwesens Schloßstrasse 22 gestan- den, auch ein Teil des aufsteigenden Mau-
erwerks dieses Gebäudes stamme noch vom Schloss, verlegt Reinhard Schneider den Standort auf Grund von Messungen des Lei- ters der Außenstelle Neunkirchen des Lan- desamtes für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesens, Hans Werner Dußing, ca. 9 – 11 m weiter nach Nordwesten und damit in den Hofbereich der heutigen Häuser der Schloßstrasse. Dußing selbst räumt aber ein, „dass letzte Gewissheit erst Sondierungen oder Grabungen bringen könnten“. Nach Prof. Heinz existieren zwei Pläne auf denen die Lage und das Ausmaß des Ba- rockschlosses und des Schlossparks sowie der Nebengebäude sehr deutlich werden: 1) der Nordheim – Plan von 1797 2) Plan der Hofgärtner Koellner
Fortsetzung folgt, Quellenangaben am Ende der Reihe
Ein Bericht von Armin Schlicker und Horst Schwenk
Gesamtplan des neuen Schlosses StA SB, Nachlass Lohmeyer AS 650/20
Herzlich willkommen in Neunkirchen!
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