Page 13 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 302, Juni 2023
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 integriert wurden. Auch der Keller des An- wesens Schlossstraße 20 ist Teil des alten Schlosskellers. Das Haus Schlossstraße 22 liegt beinahe genau in der Mitte zwischen Seilergase und Kochgasse, während diese beiden Gassen nahezu rechtwinklig zur Schlossstraße verlaufen. Diese beiden Gas- sen liegen etwa im Bereich der beiden Sei- tenflügel des Schlosses, sodass in der weit gespannten U-Form der bei-
den Gassen und der zwi-
schen ihnen liegenden Häu-
serzeilen der Schlossstraße
(Nr. 18 – 24) der Grundriss
des Barockschlosses noch
leicht nachempfunden wer-
den kann. Die Grundstücks-
grenzen nach hinten be-
zeichnen noch heute deut-
lich den Abschluss der obe-
ren Schlossterasse. Nach
Horst Schwenk hat das ver-
schwundene Barockschloss
noch heute eine auffällige
Nachwirkung auf das Stadt-
bild. Er verweist dabei auf
das weithin sichtbare Ge-
bäude in der Schloßstraße, das sich wie ein behäbiger Klotz über die Häuserreihe erhebt. Zum Gesamtensemble des Barockschlosses gehörte noch das Jägermeisterhaus. Etwa 1746 oder 1747, als die Pläne für das neue Schloss schon weit fortgeschritten waren, entstand auch der Plan, für den Jägermeister in der Nähe des Schlosses ein Haus zu bau- en. Der Plan für das Haus stammt wie der Schlossplan von Friedrich Joachim Stengel. Das zweigeschossige Gebäude entstand ca. 200 m östlich des Schlosses auf der gegen- überliegenden Straßenseite in Höhe des heu- tigen Rathauses. Es hatte einen quadrati- schen Grundriss, war fünfachsig und hatte ein Walmdach. Die Eingangstür in der Mit- telachse war reich verziert und repräsentativ. Es diente nach seiner Fertigstellung zu Jagd- zeiten dem fürstlichen Oberforstmeister Georg Wilhelm von Maldiß (1705 – 1760) und seinen Nachfolgern als Dienstsitz und Wohnung. Wer die Eigentümer in der nach- napoleonischen Zeit waren ist nicht bekannt. 1899 war es im Eigentum der kgl. preußi- schen Bergbehörde, die es bis 1921 an die evang. Kirchengemeinde als Pfarrerwohnung vermietete. Danach war es in der Völker- bundeszeit bis 1935 im Besitz der französi- schen Grubenverwaltung. Im Anschluss war es städtisches Eigentum und wurde Sitz der Kreisleitung der NSDAP. 1945 wurde es durch alliierte Bomben stark beschädigt, die Ruine später leider abgerissen. Es war das einzige repräsentative Gebäude der Stadt, das aus der Fürstenzeit bis kurz vor Kriegs- ende unverändert erhalten geblieben war. 1955 wurde an dieser Stelle die neue Pau- luskirche erbaut. Nach allen noch vorhan-
denen Unterlagen, den angestellten Nach- forschungen und Vermessungen und unter Verwendung von Motiven, die an der Ruine des im 2. Weltkrieg zerstörten Stengelbaus des Jägermeisterhauses in der Nähe des Schlosses vorhanden waren, konnte Prof. Heinz an eine zeichnerische Rekonstruktion des Barockschlosses herangehen. Er war sich bei seinen Arbeiten 1952 sicher, dass sich
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Eingangsportal des Jägermeisterhauses © AS 650/1
durch einige kleinere Gra- bungen der einstige Ver- lauf von Grundmauern leicht hätte feststellen las- sen. Aus diesem Grunde hat er das Ergebnis seiner damaligen Arbeiten unmit- telbar dem Landeskonser- vator zur Kenntnisnahme zugestellt. Weder auf die- sen Hinweis, noch auf spätere Interventionen ist jedoch im Sinne von Nachforschungen bzw. von Erhaltung noch vor- handener Relikte etwas geschehen. Nachdem nun in den letzten Jahren hin-
Blick von der Königsbahnstraße: Das Haus
der Schlossstraße 22 (der frühere Mittelteil des Barockschlosses) überragt noch heute die umliegenden Häuser © Schwenk 650/16 Bernhard, Das Renaissance-Schloß am Obe- ren Markt und seine Darstellungen, in Neun- kircher Hefte 3, hrsg. v. Verkehrsverein Neunkirchen-Saar 3) Stadtarchiv Neunkir- chen, „Urkundenreproduktion“ Nr. B/157 4) Hoppstädter Kurt: Im Kleinstaat des 18. Jahrhunderts in: Wiebelskirchen – Ein Hei- matbuch, Wiebelskirchen 1955, S. 94 5) Landesarchiv Saarbrücken, Bestand NSB Nr. 2776 6) „Geometrischer Grundriß des Trac- tus I des Neunkircher Bannes von Heinrich Nordheim, Landesarchiv Saarbrücken, Be- stand Katasterkarten 7) Landesarchiv Saar- brücken, Bestand NSB Nr. 4350 8) Colonel Thomas Thornton, Eine Jagd- und Schlösser- Reise durch Lothringen, in die Saargegend und die Westpfalz im Jahr 1802, hrsg. v. His- torischer Verein Stadt Neunkirchen, Neun- kirchen, 2012 9) Adolf Freiherr von Knigge: Briefe auf einer Reise aus Lothringen nach Niedersachsen geschrieben, Hannover 1793 10) Heinz, Dieter: Die Rekonstruktion des Neunkircher Barockschlosses, in: Festschrift für Karl Lohmeyer, Saarbrücken 1954, S. 176 - 186 11) Schneider, Reinhard: Ein saarlän- disches Sanssouci. Das untergegangene Neue Schloss in Neunkirchen, in: Stadtbuch 2005 (wie Anm. 6) S. 425 – 448 12) Es gibt bis heute im Bereich der ehemaligen nas- sauischen Oberämter Saarbrücken und Ott- weiler zahlreiche Sagen über den „wilden
Jäger Maltitz“.
Ende. Ein Bericht von Armin Schlicker und Horst Schwenk
ter dem Gebäude Schlossstraße 22, also auf dem Areal der vorherigen Schlossterrasse, auch noch der Bau eines mehrgeschossigen Wohnhauses genehmigt wurde, gab Prof. Heinz sein Bemühen auch im Hinblick auf sein Alter entnervt auf. Während seines Vor- trages ließ er seine Enttäuschung über das Verhalten des Landeskonservators in der An- gelegenheit „Barockschloss Jägersberg in Neunkirchen“ deutlich erkennen. Obwohl die beiden Schlösser sicher einmal fürstli- chen Glanz nach Neunkirchen brachten, ist eine nachhaltige Wirkung auf die Entwick- lung der Stadt nicht mehr feststellbar. Schade eigentlich, dass solche repräsentativen Bau- ten aus dem Stadtbild gänzlich verschwun- den sind und auch die wenigen noch erhal- tenen Relikte nur durch private Initiativen erhalten (oder auch zerstört) werden. Quellenverzeichnis: 1) Hessisches Haupt- staatsarchiv 101/Nr. 3011/2715 2) Krajewski
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