Page 20 - Stadtmagazin "es Heftche"® Neunkirchen | Ausgabe 327, Juli 2025
P. 20
Anzeigen
Schweiz tausende von Exilukrainer*innen seelsorglich betreut, bat den Großerz- bischof von Kiew, den Teilnehmern des CSDs nicht seine Ablehnung zu bekunden, sondern sie im Zeichen der Menschen- würde, christlicher Anteilnahme und Ge- rechtigkeit anzunehmen. Daraufhin wurde er seitens des Kirchenobern abgemahnt. Ungeachtet der Disziplinarmaßnahme setzt er sich jedoch weiterhin für die Men- schen ein, unabhängig ihrer sexuellen Ver-
von rechten und rechtspopulistischen Or- ganisationen. Der CSD setzt deshalb ein sichtbares Zeichen: Für Vielfalt, Respekt und gleiche Rechte für alle. Er macht deut- lich, dass queeres Leben nicht nur Teil der Gesellschaft ist, sondern Schutz, An- erkennung und politische Unterstützung verdient und benötigt. Die Vergangenheit hat gezeigt, wie Menschen aufgrund ihrer Veranlagung gedemütigt, verabscheut, ausgegrenzt und im Dritten Reich sogar er-
urteilten Personen in Kraft. Ein Forschungs- projekt der Universität des Saarlandes von Dr. Frederik Stroh und Dr. Kirsten Ploetz zu dieser Thematik steht kurz vor dem Ab- schluss. Opfer aus Bexbach und Homburg Zwei Beispiele zur Diskriminierung Homo- sexueller Menschen aus Bexbach und Homburg: In Bexbach stand der Vor- sitzende des Katholischen Jünglingsvereins während der NS-Zeit vor Gericht wegen des § 175. Da nach dem Krieg keine Ent- schädigungsforderungen gestellt wurden, ist sein Schicksal so gut wie unbekannt. Er wurde verurteilt und sah seine Heimat nicht wieder. Der aus Homburg stammen- de protestantische Geistliche Friedrich Klein wurde in Berlin wegen des gleichen Vergehens verhaftet. Die Kirche entzog ihm 1943 die Ordinationsrechte, er selbst wurde an die vorderste Kriegsfront ver- setzt, wo er 1944 tödlich verwundet wurde. 2020 wurde er seitens des Konsis- toriums Berlin-Brandenburg als erster ver- folgter homosexueller Pfarrer rehabilitiert und sogar mit einer Gedenktafel an der Immanuel-Kirche Prenzlauer Berg geehrt. In seiner Geburtsstadt Homburg ist er weit- gehend unbekannt; seine Familie lebte in der Kanalstraße, in der gleichen Straße, in der auch der 1980 von Neonazis er- mordete jüdische Lehrer und Rabbiner Shlomo Lewin wohnte. Beide kannten sich.
Das Bläserensemble der Landespolizei Saar bekundet seine Solidarität mit queeren Menschen © Britz
Bisher existiert kein Foto von Fried- rich Klein. 1932 bis 1934 wirkte er als protestantischer Geistlicher in Niederbexbach. Gibt es noch Foto- grafien von Konfirmationen oder an- dern Festen, auf denen er zu sehen ist, bitte im Pfarramt Niederbexbach (06826-2784, Pfarrerin Ganster-John- son) oder bei Hans-Joseph Britz (06841-101177) melden. © Britz
anlagung. CSDs sind wichtig für eine Demokratie Warum der CSD 2025 immer noch wichtig ist, in Zeiten eines spürbaren gesellschaftlichen Rechtsrucks, zu- nehmender Queerfeindlichkeit und popu- listischer Hetze? Er gewinnt derzeit ganz neu an Bedeutung. Errungenschaften wie die Ehe für alle, das Selbstbestimmungs- gesetz oder Schutz vor Diskriminierung stehen immer wieder zur Debatte – oder werden offen infrage gestellt, besonders
mordet wurden bzw. ins Konzentrations- lager mussten. Diese Männer mit dem „Rosa Winkel“ im Gegensatz zum Gelben Stern der Juden hatten es wahrlich nicht leicht und erst vor knapp 30 Jahren wurde der Straftatbestand des berüchtigten Para- graphen 175 Strafgesetzbuch „Widernatür- liche Unzucht“ abgeschafft. Erst 2017 trat das Gesetz zur strafrechtlichen Re- habilitation der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher Handlungen ver-
Werde auch Du Fan
Finde uns auf Facebook
facebook.com/esHeftche
Hier wird
tanzen
zum erlebnis
Saarland
Alle Infos & Kurse findet ihr online
Ausgabe 327 / Juli 2025
20
Auch im Internet www.es-heftche.de