Page 39 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 121, September 2022
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  Wandgemälde im Wormser Hotel Boos: Siegfried als Drachentöter
konnten sich davon zum Nachdenken in- spirieren lassen und beim Flanieren disku- tieren über Macht- und Bettgelüste, eheliche Pflichten und Versagensängste, die Tarnkap- pe als Hilfsmittel, das Wortspiel „nageln“ oder „an den Nagel gehängt werden“ (König Gunther, gedemütigt von Brünhild), die Be- deutung des Keuschheitsgürtels, Scheinhar- monie, Nibelungentreue usw. Wer Hinter- grundinformationen zu den spektakulären Aufführungen begehrte, wurde bei den „Backstageführungen“ vor, auf und hinter
Der Siegfriedbrunnen in Worms
der Wasserbühne sowie bei der Stadtführung „Auf den Spuren der Nibelungen“ optimal bedient.
Worms war bekanntlich einer der wichtigs- ten Schauplätze des Nibelungenliedes. Sein mittelalterlicher Autor hat reale Gegeben- heiten in seine Darstellung eingebunden, z.B. den romanischen Wormser Dom und nebenan den Bischofssitz mit Kaiserpfalz als Repräsentationsort. Vor allem der Stauferkai-
Eberhard Jung, der Verfasser dieses Beitrags, im Hotel Boos vor dem Wandgemälde „Die Ankunft Brünhilds in Worms“
schen Kaisertum und dem aufstrebenden Papsttum. Auch Luther musste sich in Worms vor dem Kaiser verantworten (1521). Diese glorreiche Vergangenheit spiegelt sich an vie- len Stellen der Stadt wider. Besonders häufig sind die Bezüge zur Nibelungensage: Es gibt einen Siegfriedbrunnen in Domnähe, ein Hagendenkmal am Rheinufer, ein Hotel Kriemhilde, eine Siegfried-, Hagen-, Kriem- hild-, Giselher-, Gernot- und Nibelungen- straße, einen Nibelungen-Juwelier, -turm, - ring, eine Nibelungenbrücke, -schule, ein Nibelungenmuseum und unzählige andere Anspielungen an die Sage. Im Wormser Ho- tel Boos haben die Besitzer Peter und Sohn Patrick Boos in mühevoller, kreativer Arbeit zwei Tiffanyfenster mit je rund 1000 Glas- teilen angefertigt. Das erste zeigt Siegfried im Kampf mit dem Drachen, das zweite stellt die zwei badenden Frauen (Donaunixen) dar, denen Hagen die Kleidung wegnahm
ser Friedrich Barbarossa (1152 bis 1190) för- derte die Stadt im „Wonnegau“, die eine zentrale Bedeutung in seinem Reich ein- nahm. Hier fanden Hoftage und Kirchenfeste statt, hier fielen politische und juristische Entscheidungen. Es gab enge personelle Ver- flechtungen zwischen der Reichskanzlei und den Kirchenfürsten. Wormser Bischöfe wa- ren als Diplomaten, Heerführer und Stützen der Königsherrschaft im Einsatz. Das Worm- ser Konkordat beendete als Kompromisslö- sung im Jahre 1122 den machtpolitischen Investiturstreit zwischen dem römisch-deut-
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und die ihm anschließend den Untergang der Nibelungen prophezeiten. Ein drittes Tif- fanyfenster als Auftragsarbeit zeigt, wie Ha- gen den Nibelungenschatz im Rhein ver- senkt. Im Eingangsbereich des Hotels befin- den sich drei Wandgemälde mit Szenen aus der Nibelungensage, das ein Heidelberger Künstlerehepaar nach den Vorstellungen der Besitzer herstellte. Sie handeln von der An- kunft Brünhilds in Worms, von Siegfrieds Kampf mit dem Drachen und Siegfrieds Er- mordung. Mehrere Sandsteinreliefs stellen weitere Szenen aus dem Nibelungenlied dar. Der literarisch ambitionierte Peter Boos hat sogar ein eigenes Nibelungenliederbuch mit neuen Texten zu bekannten Melodien he- rausgegeben, und im Hotelrestaurant findet man zahlreiche Mittelalter-Utensilien und Kunstgegenstände. Außerdem sind einige Fe- rienwohnungen nach Gestalten aus dem Ni- belungenlied benannt (Alberich-Apartment usw.). Patrick Boos versichert: „Wir sehen es als unsere Passion an, etwas von diesem Kul- turgut an unsere Gäste weiterzugeben. Ger- ne sind wir das Hotel, in dem die Legende lebt.“ Zur Erinnerung erhalten die Hotelgäste eine Urkunde aus der Sicht von Alberich, dem König der Zwerge, mit symbolisierten Goldstückchen aus dem Nibelungenschatz.
Worms ist sicherlich immer eine Reise wert. Hier gibt es ein reichhaltiges Kulturleben. Man kann sich auch auf die Spuren des Re- formators Martin Luther oder der jüdischen Geschichte begeben. Hier gibt es den ältes- ten erhaltenen jüdischen Friedhof Europas mit rund 2500 Grabsteinen, eine wiederauf- gebaute Synagoge und andere Zeugnisse jü- dischen Lebens.
Und vom 24.9. bis 30.12.2022 kann man im Museum der Stadt Worms im Andreasstift die Sonderausstellung „Spiel um die Macht. Von Canossa nach Worms“ besuchen – an- lässlich des 900. Jahrestags der Beendigung des Investiturstreites durch das Wormser Konkordat (1122).
Eberhard Jung
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