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ten des Führers, Bürckel mitgeteilt und wie- der einen Tag später erfolgte die Bekanntga- be in den Zeitungen, obwohl es sich schon in Windeseile im ganzen Land verbreitet hat- te. Man sah darin ein überwältigendes Be- kenntnis zum nationalsozialistischen Deut- schen Reich.
• Für Frankreich: 2.083 Stimmen 0,4%
• Für Status quo: 46.513 Stimmen 8,84%
• Für Hitler-Deutschland: 477.119 Stimmen
90,76%
Von insgesamt 83 Abstimmungsbezirken, meist gleichzusetzen mit den Bürgermeiste- reien, votierten 26 mit über 95% für den An- schluss an das faschistische Deutschland. Auf der „Hitliste der besten Bürgermeiste- reien“ finden wir zwei heutige Stadtteile von Bexbach: Höchen mit 97,5 % und Oberbex- bach/Frankenholz mit 95,6 %. Die Zahlen für Homburg lauten (in Klammern die Sta- tus-Quoler): Homburg Stadt 5.658 (789), Er- bach-Reiskirchen 3.178 (293), Jägersburg 1.358 (104), Mittelbexbach 4.011 (222), Limbach-Niederbexbach 2.786 (250). In der Saarpfalz standen die Höcher an dritter Stelle neben Mimbach und Webenheim. Erwäh- nenswert auch das katholische Kirrberg. Ortsarchivar Dejon konnte es selbst kaum glauben: Obwohl nicht zur Saar gehörend, hatten auch hier alle Häuser geflaggt: Fähn- chen, Girlanden und Tannengrün drückten den sehnlichsten Wunsch aus, bald wieder nach Homburg zurückkehren zu können.
Der Tag der „Befreiung“: 1. März 1935
Dem Volkswillen entsprechend verfügte der Völkerbundrat die Rückgliederung mit Wir- kung zum 1. März 1935. Das war der offi- zielle Tag der Rückkehr. Gegen eine Zahlung von 900 Millionen Goldfranken erwarb das Deutsche Reich das Eigentum an den Saar- gruben zurück. Am selben Tag hielt Hitler eine Ansprache in Saarbrücken. Er nannte den Tag einen „Glückstag für die ganze Na- tion“. Für das nationalsozialistische Regime brachte die Rückkehr des Saargebietes einen beträchtlichen Prestigegewinn. Im Deut- schen Reich wurde das Gebiet nicht wieder an Preußen und Bayern zurückgegliedert, sondern unter dem Namen „Saarland“ der Reichsführung unmittelbar unterstellt. Reichskommissar für die Rückgliederung des Saargebietes war seit dem 11. Februar 1935 Josef Bürckel aus Neustadt. Er bekleidete den Posten bis zum 31. März 1941.
Der „Tag der Befreiung“ in Bexbach
Adolf Hitler war nur einmal in Homburg oder besser gesagt: er durchfuhr die Stadt, ohne einmal anzuhalten am 1. März 1935, dem „Tag der Befreiung“, wie die NS-Presse berichtete. In besonders festlichem Schmuck prangte bei den Befreiungsfeiern Mittelbex-
bach. Am Ortseingang vom Bahnhof aus Richtung Rotmühle her wurden in Höhe der Druckerei Nieder-Hügel die drei Wahrzei- chen des Höcherbergs als sieben Meter hohe Großmodelle aufgebaut: der Höcherberg- turm, der Schachtturm der Grube Bexbach sowie der Hindenburgturm. An der Straßen- kreuzung der heutigen Rathaus-, Oberbex- bacher- und Bahnhofstraße standen jeweils drei Ehrenbögen sowie ein überdimensio- naler Obelisk auf dem Marktplatz. Entwurf und Ausführung stammten vom Bezirksbau- amt in Homburg, doch von den auf „Jahre
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ben, einen Minister empfangen zu dürfen. Leider wurde dieser Wunsch nicht erfüllt. Dagegen traf der SS-Motorsturm hier ein, der bis Sonntag nachmittag blieb...am Abend stellte sich in der Bahnhofstraße der Fackel- zug auf, der sich fast in allen größeren Stra- ßen des Ortes kreuzte. Der ganze Ort war festlich illuminiert“. Sonntags gab es einen sog. „Propagandamarsch“ des „Bund Deut- scher Mädels“ (BDM) sowie der „Hitlerju- gend“ (HJ) durch den Ort. Zeitungszitat: „Diese Wiedervereinigungsfeiern mit dem Deutschen Reiche werden der Bevölkerung des gesamten Saargebietes ein ewiger Ge- denkstein bleiben.“
Hitler freut sich auf einer weit verbreiteten Postkarte, dargestellt mit dem Telefonhörer in der Hand, über die Mitteilung des Ergebnisses und sagt: „Um so größer ist unser Stolz, dass nach fünfzehnjähriger Vergewaltigung die Stimme des Blutes am 13. Januar 1935 ihr machtvolles Bekenntnis aussprach!“ Die „Stimme des Blutes“ war schon bald nicht nur zu hören, sondern zu spüren. Das Blut- bad, das der Führer des Großdeutschen Rei- ches unter Völkern und Menschen anrichtete, wurde so groß wie keines zuvor. Die immer wiederkehrende Frage vom Anfang dieses Beitrags: Wollten die Saarländer damals zu Deutschland oder zu Hitler hat sich spätestens nach der viel zu späten deutschen Kapitula- tion vom 8. Mai 1945 selbst beantwortet. Sie kamen in ein System von Gewaltherrschaft und Unterdrückung, von absurdem Rassen - und Größenwahn, von Kriegstreiberei und re- ligiösem Völkermord. Wenn es auch die aller- meisten Saarländer nicht wollten, sie waren zehn Jahre ein Teil dieses Systems. Das hat vollkommen genügt und bleibt hoffentlich ei- ne Mahnung für ewige Zeiten.
Quellen:
Homburger Zeitung, Saarpfalz, Volksstimme, Fotosammlung (alle im Stadtarchiv Hom- burg); Aufzeichnungen von Hugo Fell; Chaussy: Oktoberfest. Das Attentat. Berlin 2014; Private Sammlung Britz, Sammlung Bellaire u.a. HJB
Vorm Gasthaus Klein in Mittelbexbach OGL Steter und Bürgermeister Nesseler am 1. März 1935
hinaus erbauten Ehrenpforten“, so die Hom- burger Zeitung, hielt sich keine einzige! Samstags wurde sämtlichen schulpflichtigen Kinde in den Schulen klassenweise das „Neue Reich“ nähergebracht, die National- hymne und das Saarlied gesungen; es folgten Schulgottesdienste in der katholischen und evangelischen Kirche. Im Kronesaal erwar- tete die Kinder danach eine Brezel, danach marschierten sie wieder klassenweise mit der Bergkapelle durch Bexbach. „Am Nach- mittag sammelte sich in den Ortsstraßen eine gewaltige Menschenmenge an, in dem Glau-
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