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seinem Wahlspruch: „Im Dienste des Vater- landes verzehre ich mich“. Sein hohes inter- nationales Ansehen machte ihn zum Maßstab für seine Nachfolger im Amt, das er autoritär ausführte.
Interessant, aber durchaus typisch für die Zeit, ist die Beziehung der Homburger zu Bismarck: In der Stadt befand sich während des Deutsch- Französischen Krieges 1870/71 vom 6. bis 9. August 1870 das preußische Hauptquartier. Im ehemaligen Haus des Bierbrauers und Gastwirts Leschhorn am Marktplatz wohnte in dieser Zeit der preußische Ministerpräsident und spätere Reichskanzler Fürst Otto von Bis-
stimmt sei. Der preußische Ministerpräsident entgegnete: „Würden Sie denn Bismarck auch kein Stück Kuchen geben?“ Daraufhin meinte Frau Weitmann: „1866 hätte er nichts von mir bekommen, aber jetzt würde ich ihm ein Stück geben.“ Als er seine Identität preisgab, erhielt er die Antwort: „Da könnte ja jeder kommen und sagen, er wäre Bismarck. Aber dennoch soll er heute ein Stück haben.“ Mit diesen Worten schnitt sie ihm ein Stück Ku- chen ab, das er sich angeblich auf der Straße gut schmecken ließ.
Zu seinem 80. Geburtstag 1895 wurde der ehemalige Reichskanzler im Stadtrat zum er- sten Homburger Ehrenbürger gewählt – wie in rund 400 anderen Städten. Zudem weihte man ihm auf dem Marktplatz ein Denkmal in Form eines Obelisken, das im Dezember 1909 auf den Schlossberg versetzt wurde. Dass dem Preußen Bismarck im bayrischen Homburg auf diese Weise gehuldigt wurde, lässt sich mit seinem Aufenthalt in der Kleinstadt im Au- gust 1870 und mit seinem hohen Ansehen als Reichsgründer erklären.
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Der einstige Bismarck-Kult ist heutzutage im- mer noch feststellbar. Es gibt zahlreiche Bis- marckstraßen, - brücken und -denkmäler. Die Gräber der Kriegsteilnehmer aus der Kaiserzeit verschwinden jedoch immer mehr von unse- ren Friedhöfen. Dennoch finden wir in einigen Städten noch Überreste, die sich allerdings meist in einem renovierungsbedürftigen Zu- stand befinden. Der wohl am besten erhaltene saarländische „Ehrenfriedhof 1870/71“ befin- det sich in Saarbrücken in der Nähe des Deutsch-Französischen Gartens.
Dort kann man das Grab der legen- dären Katharine Weißgerber („Schult- ze Kathrin“, 1818-1886) besuchen, die sich während des Deutsch-Französi- schen Krieges am 6. August 1870 in- mitten des Kampfgetümmels selbstlos und mutig um die verwundeten Sol- daten beider Nationen gekümmert hatte. Eberhard Jung
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marck. Mit seiner Genehmigung durfte später der Wirt das Gasthaus „Restauration Bismarck“ nennen. Vor 70 Jahren, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde das Haus bei ei- nem Bombenangriff zerstört. Heutzutage be- findet sich in dem neu errichteten Gebäude (Marktplatz 12) die Marktapotheke.
Über Bismarck erzählt man sich in Homburg die folgende Anekdote: Als er im August 1870
 Kaiser Wilhelm II. (porträtiert von
Alina Keßler) entließ 1890 Bismarck
in Homburg weilte, ging er durch die Deut- sche Straße und traf dabei die Homburgerin Frau Weitmann, die gerade einen Kuchen vom Bäcker nach Hause tragen wollte. Sie nahm Bismarck lediglich als unbekannten Kürassier- offizier wahr, der sie fragte, ob er auch ein Stückchen von dem schönen Kuchen bekom- men könne. Die Homburgerin aber lehnte ab, weil er für ihre einquartierten Soldaten be-
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