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dem zermürbenden Stellungskrieg hatten sie aufgrund der fatalen Kriegspropaganda si- cherlich keine realistische Vorstellung. Ori- ginell sind die Spitznamen einzelner Solda- ten: August Diehl hieß „Schäfer-Peresch Au- gust“, weil einer seiner Vorfahren namens
Beerdigung eines Kameraden in Russland
Peter von Beruf Schäfer war. Albert Stucky war „de Wiese-Stucky“, denn seine Familie besaß beachtliche Ländereien. Alois Sutter wurde als Maler („Tüncher“) „Dinjer-Alois“ genannt, Karl Didion „Konsum-Karl“, weil die Familie ein Geschäft in Kirrberg besaß („Kon- sum-Bienche“). Ein Foto zeigt beide in Aktion bei einer Schießübung, wohl in der „Maschi- nengewehrschule“ des Lagers Hammelburg.
Nikolaus Sutter (links) mit zwei Helfern bei Zimmermannsarbeiten zum Abstützen eines Schützengrabens
Ein besonders schönes Hochzeitsfoto exis- tiert von dem Zimmermann Nikolaus Sutter, genannt „Holz-Nickel“, zusammen mit sei- ner Braut Anna Schanding nach ihrer Trau- ung am 29.9.1915. Auf einem späteren Bild ist er in einem Schützengraben zu sehen, wo er mit zwei Helfern Holzstützen zur Sta-
bilisierung der Gänge anfertigte.
heiratete ein zweites Mal (Katharina Sutter) und erreichte ein hohes Alter. Geradezu ein biblisches Alter von 95 Jahren blieb Valentin Didion (genannt „Kattels Valdin“ bzw. „de Babbe“) aus der Bachstraße 22 vergönnt.
Hochzeit des Kirrberger Zimmermanns Nikolaus Sutter (genannt „Holz-Nickel“) mit Anna Schanding (29.9.1915)
Bis vor seinem Tod im Jahre 1993 erzählte er in Gesellschaft immer wieder von seinen unvergesslichen Erlebnissen im Ersten Welt- krieg: Sein Pferd wurde beim Frankreichfeld- zug tödlich getroffen, stürzte und fiel auf ihn.
Verwundete im Lazarett
Dabei wurde sein rechter Fuß eingequetscht und verursachte Schmerzen bis an Valentins Lebensende. Noch schlimmer traf es seinen zwei Jahre älteren Bruder Wilhelm: Er wurde am 19. Juli 1918 bei Neuilly (Vorort von Pa- ris) verwundet und starb am Folgetag in Val-
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entins Armen im Feldlazarett 306 im Alter von 22 Jahren. Er hinterließ eine trauernde Verlobte, die sich in ihrem weiteren langen Leben nie wieder auf einen anderen Mann einließ. Kirrberger Schicksale! Insgesamt be- klagt die Gemeinde 47 Gefallene und acht Vermisste, die heutzutage noch - zusammen
      Valentin Didion („de Babbe“) überlebte den Krieg und erreichte ein biblisches Alter
mit den Opfern des Zweiten Weltkriegs - auf einer Gedenktafel und in einem Erinnerungs- buch in der Kirche verzeichnet sind. Mit Ge- dichten und Fotos versucht auch die AG Ge- schichte, sie vor dem Vergessen zu bewahren.
Weitere Informationen und Dokumente befinden sich in dem umfangreichen Buch „Der Große Krieg. Gedichte und Denkmäler zum Ersten Weltkrieg“, das nur im Saarpfalz-Gymnasium Hom- burg und beim Herausgeber Eberhard Jung erhältlich ist. E-Mail: ebjuspg@
  hotmail.com.
Eberhard Jung
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 Schießübung von Kirrberger Soldaten. Von links knieend: Alois Sutter („Dinjer-Alois“) und Karl Didion („Konsum-Karl“), rechts liegend: Jakob Mick
Er überlebte den Krieg und betrieb Am Kal- kofer Weg 17 ein kleines Sägewerk, seine Frau Anna starb jedoch früh. Der Witwer
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