Page 44 - Ausgabe 036 / August 2015
P. 44

  Anzeige
    Historisches aus unserer Region
Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
2.Teil
Nischen eingelassen. Die mittlere und größte zeigt Christus, den Sieger und Herrscher, den Pantokrator. Man wird erinnert an Mosaiken oder Ikonenbilder der Ostkirche. Die Farben wiederholen sich: Blau – Violett – Gold. In der Chorraummitte befindet sich der katho- lische Hochaltar, davor der sog. „Volksaltar“, heute Altar für beide Konfessionen, früher der evangelische Altar, den eine bewegliche Wand abtrennte. Dieser stand bis zur Reno- vierung 1987/89 links vom Chor in einer Rundbogennische, der sog. Aedicula. Heute ist er der Zelebrationsaltar. Ädicula nennt man ein kleines Bauwerk oder eine Nische (mit Säulen), ein kleines Dach und / oder ei- nen Dreiecksgiebel.
Statt des Altars fand hier Ende der achtziger Jahre das Taufbecken Aufstellung. Außerdem ein Ambo von Paul Schneider (1988). Die inneren Bögen, sog. „Weitbogenarkaden“ zwischen Haupt- und Seitenschiff sind mit Fruchthalmen und floralen Ornamenten in Gelb / Orange bemalt. Immer wiederkeh- rende Motive. Doch nicht immer war die Farbgebung wie heute. Die Klinikkirche ist nicht das einzige Simultaneum. Weitere Si- multankirchen befanden bzw. finden sich bis heute in Vogelbach, Dörrenbach, Stifts- kirche Neustadt/W. oder Böckweiler (6-8mal im Jahr von Katholiken benutzbar). In der berühmten Zisterzienserabteikirche Otter- berg (seit 1691) waren beide Gottesdien- sträume lange Zeit durch eine Mauer ge- trennt. In Homburg waren seelsorgerisch bis in die Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts drei Religionen vertreten: mindestens zwei katholische und protestantische Pfarrer sowie ein jüdischer Seelsorger. Bereits in den 1920er Jahren wurde die Kirche in einem Einheitsgrau überstrichen. Den Originalzu- stand hat die Tholeyer Firma Mrziglod in den Jahren 1987-89 gelungen wieder hergestellt. Dadurch wird den Menschen, die den Sa- kralraum aufsuchen, Geborgenheit und Wohlempfinden bereitet. Wie viel mehr den Kranken, die hier Hoffnung suchen oder den Angehörigen, die beten. Für die Lebenden und die Toten. In diesem Kirchenraum öffnen
  Ein saarpfälzisches Kleinod:
die Klinikkirche auf dem Campus
Im Mittelpunkt: Apsis und Chordecke
In der hinteren Apsis oder Konche sind auf- wändige Jugendstilmalereien aufgebracht, anmutige Fresken, in der Mitte Maria in ei- nem herrlichen Sternenkleid mit Jesus auf ihrem Schoß, es folgen die sieben (insgesamt also 14) Nothelfer sowie ihr Bräutigam, der Hl. Joseph, ihre Mutter Anna und der Hl. Petrus. Maria schaut uns an, wehmütig und traurig, wie es scheint. Ihr kleiner Sohn spielt unbedarft mit ihren Fingern. Hier wird die „Mater ecclesiae“, die Mutter der Kirche dar- gestellt. Sinnig ließ Ullmann den Titel an- bringen: Heil der Kranken: eine Bezeichnung Mariens aus der Lauretanischen Litanei. Das gesamte Heiligenensemble lässt Kunstkenner an die mittlerweile verpönte „Beuroner Kunst“ des Benediktinerpaters Desiderius Lenz denken. Ökumenisch betrachtet ist Mittelpunkt der Ädicula Jesus Christus. Ka- tholischerseits steht Maria hinter dem „Ta- bernaculum Dei“, dem Zelt Gottes. Krank- heit fragt nicht nach Konfessionen – die Kir- che steht über diesen, hat deswegen auch keinen Patron. Einheit in der Vielheit (Röm 12,2) ist das ökumenische große Motto über- haupt – das kann und muss man sogar in Homburg inmitten des Klinikgeländes auf die Kirche und ihre verschiedenen Stilrich- tungen übertragen. Mehrere Kunstrichtungen und Strömungen vereinen sich zu hier einem harmonischen Ganzen. Im Apsisbogen sind die Symbole der vier neutestamentlichen Evangelisten verewigt. Matthäus (Mensch), Markus (Löwe Juda), Lukas (Stier), Johannes (Adler). In der blauen Kuppelwölbung sehen wir die Taube als Geistsymbol, im Triumph-
bogen den bezeichnenden Bibelvers „Kom- met alle zu mir, die ihr mühselig und bela- den seid“ (Mt 11,28). Früher war dieser Text zwischen dem katholischen und protestan- tischen Teil angebracht. Im Tympanon über dem Taufbecken sehen wir zwei Engel, die das Osterlamm wie auf einem Teller oder Medaillon präsentieren. Der Tellerrand ist mit je zwei mal vier Traubenklötzen geziert (Symbol des Weines beim Hl. Abendmahl).
  Chor und Turm der Kirche
„Ecce agnus Dei – seht das Lamm Gottes!“ Das Osterlamm wiederum steht für Christus, den Auferstandenen; daher die „Gloriole“ (Heiligenschein) und die Siegesfahne (Chris- tus vincit – Besieger des Todes). Die Engel wiederum bezeugen: „Pange lingua gloriosi“ (Das Geheimnis lasst uns künden!).
Über dem Tympanon sind drei halbrunde
   SD1502
      • Hochwertige Speiseöle • Senf • Amaranth
... aus eigenem Anbau
  Öffnungszeiten: Do. bis Sa. 9–12 und 13–16 Uhr
 Berghof 2 · Homburg-Einöd – Anfahrt über Schwarzenacker –
Tel.: 06848–7019990
 www.berghof-einöd.de www.bliesgauoelshop.de
  A. Arend
Fenster, Türen Wintergärten Rollläden Insektenschutz Glasschäden
SD1301
  Andreas Arend · Industriestraße 5 · 66914 Waldmohr Tel. 06373-3475 oder -9033 · Fax 06373-893966 info@aarend-fenster.de · www.aarend-fenster.de
 Ausgabe 036 / August 2015
 44
Historisches







































































   42   43   44   45   46