Page 45 - Ausgabe 036 / August 2015

Bilder die Seele, wird Hoffnung angeboten in einer Umgebung, die oft alles andere als hoffnungsvoll ist. Ullmann selbst nennt die Kirche in seiner Denkschrift „Betraum“. Von ihm ebenfalls sehr gut und auch bewusst ge- plant ist der Anstaltsfriedhof mit einer eige- nen Kapelle bzw. einem Andachtsraum. Bis heute besitzt auch dieser Bau in seiner Ge- samtposition eine Ausstrahlung, die seit der Erbauung kaum etwas eingebüßt hat, wenn auch Teile des ursprünglichen Begräbnisfel- des eingeebnet oder beseitigt worden sind. Im Kapelleninnern ließ Ullmann ganz ähnli- che Malereien wie in der Kirche anbringen.
Die Orgel
Die erste Steinmeyer-Orgel aus Oettingen besaß nur ein Manual mit 8 Registern. 1972 kam es zur Aufstellung eines wieder einma- nualigen Positives mit 4 Registern durch Or- gelbauer Kleuker aus Brackwede. Diese Or- gel wurde 2006 abgebaut und in der Kirche von Katzenbach in der Pfalz aufgestellt. Als
Ersatz kam eine Orgel aus der berühmten Bonner Klais-Dynastie. Ihr Entstehungsjahr ist fast identisch mit dem Bau der Kirche: 1908. Vorher war die Orgel in St. Katharina Oberhausen, zuletzt in Elsdorf / Esch in Ak- tion. Auch diese dritte Orgel ist wieder ein- manualig und verfügt über 8 Register sowie pneumatische Windladen (Kegelladen). Die drei Glocken im Turm sind auf ges, as und b gestimmt.
Zu den Geisteskranken in früherer Zeit
Bis zum Jahre 2010 bestand die sog. „Station Simon B“, in der jene Geisteskranke lebten, die im Klinikgelände tätig waren (Gärtnerei, Wäscherei, Küche u.a.). Die Station war je- doch so veraltet, dass eines Tages in der „SZ“ zu lesen war: „Plötzlich gingen in Simon B die Lichter aus“. Daraufhin wurden die letz- ten Bewohner in andere Einrichtungen ver- legt. Noch in den 50er saßen die Geistes- kranken nach Männern und Frauen getrennt in der Kirche, an der Seite auf den heute
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noch stehenden langen Bänken die Wärter. Die Renovierung kostete die Klinik kaum et- was, weil die Malerarbeiten unter Anleitung der Fa. Mrziglod von der hauseigenen Ma- lerkolonne durchgeführt wurden. Damals war Verwaltungsdirekter Huber zuständig.
Schöpfer, Architekt und Erbauer:
Heinrich Ullmann
Geboren wurde er am 15. April 1872 im pfälzischen Göllheim, er starb am 12. Juni 1953 in München). Zwischen 1899 und 1905 war er Bauamtsassessor am Landbau-
Segnender Christus über dem Taufbecken
Blick in die Klinikkapelle
amt Speyer, von wo aus er in den Jahren 1904 bis 1910 nach Homburg beurlaubt wurde; 1908-10 schon als Regierungsbau- assessor „extra statum“. Er ging als Ministe- rialrat in München in Rente. Zuvor war er als Referent für das Kultusministerium für die Bearbeitung von Kirchen-, Universitäts-, Schul- und Theaterbauten zuständig; hier be- sonders für Fragen der Denkmalpflege des Heimat- und Naturschutzes. Auch als Maler hatte er Talent. Erste Ausstellung 1983 in Eichstätt. Seinen Wohnsitz hatte er im Schlösschen Inching. Hier in Homburg stellte er künstlerisch eine Verknüpfung des seiner- zeit vorherrschen Jugendstils mit den süd- deutschen Heimatstil (Reformbaustil) her. An Ehrungen wurde ihm 1913 der Verdiens- torden vom Hl. Michael IV. Klasse verliehen und 1927 die Mitgliedschaft in der Preußi- schen Akademie des Bauwesens angetragen.
Hans-Joseph Britz
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