Page 20 - Ausgabe 039 / November 2015
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    Historisches aus unserer Region
Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
2. Teil
richtet, weil Ulrichs Häuschen mittlerweile viel zu klein geworden war. Die königliche Regierung des Rheinkreises mit Sitz in der Hauptstadt Speyer erklärte im Januar 1825
Altar zu Fronleichnam an der Dreispitze mit Pfarrer Bossung, 20er Jahre
zu den Verhältnissen: „...das eigentliche und vorzügliche Mittel, die Schule zu bessern, be- stände darin, dass man einen tüchtigen Lehrer und ein neues Schulhaus anschaffe.“ Da lag es nahe, am gemeindeeigenen Weg zwischen Oberbexbacher- und Hauptstraße (heute Rat- hausstraße) in der Dorfmitte, wo bereits das Spritzenhaus stand, eine Schule zu bauen.
Der Gemeinderat ließ daraufhin von dem bekannten Blieskasteler Baumeister Dom- probst ein modernes Schulhaus seiner Zeit errichten, das seine Grundstruktur bis heute nicht verändert hat. Pfarrer Storck berichtet: „Das jetzige Schulhaus wurde von dem Maurermeister Domprobst aus Blieskastel auf Gemeindekosten erbaut, ist zweistöckig und enthält zwei Lehrsäle und zwei Lehrer- wohnungen“. Die Lokalschulinspektion er- stellte am 23. April 1858 nach der Besichti- gung des Gebäudes ein Protokoll: „Schul- haus ist gut, Schulzimmer entsprechend.“ In der Schule wurden auch die wenigen pro- testantischen Kinder des Dorfes unterrichtet. Doch schon seit 1860 - damals hatte Mittel- bexbach mit den Annexen 242 Schulkinder - wurde eine eigene protestantische Schul- stelle gefördert, obwohl nur 16 Kinder davon betroffen waren. Der Gemeinderat beharrte auf der Beibehaltung der katholischen Schu- le, allerdings gestattete er die Bezahlung ei- nes eigenen Religionslehrers für die Evan- gelischen. 1880 wurden im alten Schulhaus, dem späteren Schwesternhaus, rund 300 Kinder aller Altersstufen unterrichtet. Die durchschnittliche Klassenstärke lag bei 96 Kindern. Es gab ja nur drei Lehrer. Erst im Mai 1895, nachdem das neue Schul- und
 Ein uralter Kulturort in der Stadtmitte: Vom Kirchhof zum Pfarrgarten,
vom Schulhaus zur Schwesternstation
Von den Arkaden zu Nieders Häuschen
Wallich berichtet in Amerika von der Bäcke- rei Burkhardt in der Oberbexbacher Straße, genau gegenüber den Arkaden am Glocken-
Die alte Marienkapelle stand in noch frühe- ren Jahren an der Ecke Oberbexbacherstra- ße/Bischof-Weber-Straße. Sie wurde 1898 farbig gefasst, war etwa zimmergroß, aber total feucht, weshalb sie später abgebrochen und nach dem Fall des Niederschen Hause dort Aufstellung fand. Der Name „Kapelleck“ stammt daher. Pfarrer Johannes Rinck jedenfalls nutzte den frei gewordenen Platz des abgebro- chenen Hauses der Familie Nieder für einen schön angelegten Garten mit Rabatten und ei- nem kleinen Springbrunnen in der Mitte.
Pfarrer Johannes Bossung ließ dann Ende der 20er Jahre einen schön gestalteten Eingang von der Oberbexbacher Straße zur Kirche hin anlegen. Durch ein zweiteiliges ge- schmiedetes an den jetzt noch stehenden Eckpfosten aus Sandstein befestigtes Eisentor, gelangte man an die so genannte „Dreispit- ze“, die eine Nische mit der „Herz-Jesu-Sta- tue“ enthielt und oben einen Kreuzaufsatz hatte. Sie wurde Hintergrund zahlreicher Fo- tografien von Messdienern. Gleichzeitig war
  Kirchenaufgang mit Herz-Jesu-Kirche, ganz links altes Schwesternhaus. 20er Jahre
turm. Im Volksmund wohnten dort „Bröt- ches“, womit die Herkunft des Namens ge- klärt ist. Burkhardts betrieben später eine be- kannte Wirtschaft an gleicher Stelle. Die Ar- kaden wurden Ende der 20er Jahre zwecks Straßenerweiterung angelegt und schließen sich an die ebenfalls damals neu errichtete Umfassungsmauer direkt hinter dem Glo- ckenturm an. Dafür musste ein Großteil des bestehenden Felsens herausgebrochen wer- den, aber der weitere Verlauf der Mauer ist bis heute fast unverändert. Kurz nach den Arkadenbögen gibt einen Eingang, der früher zur sog. „Dreispitz“ führte, wo in einer klei- nen Nische eine Herz-Jesu-Statue Aufstellung gefunden hatte. Genau an dieser Stelle je- doch befand sich vor dem ersten Weltkrieg ein sehr altes, langgezogenes Haus, zuletzt bis zum Abbruch bewohnt von der Familie Edmund Nieder. Die bereits vor Jahren ver- storbene Brigitta Woydak geb. Nieder vom „Gligger“ erinnerte sich an die Erzählungen ihrer Eltern. Wenn diese aus dem hinteren Fenster schauten, sahen sie genau auf eine kleine Nischenkapelle, die eine Marienstatue enthielt, deren Blick sich auf die Ortsmitte richtete. Die Ortsmitte befand sich damals zwischen dem Haus Omlor/Bartels (heute Rosenapotheke) den Anwesen Ostheimer und Gasthaus Klein (heute Hotel Klein) über die Gastwirtschaft Schirber (abgerissen) und dem Haus Freyseng/Kirsch (früher Eisenwa- renhandlung). Sie war in etwa identisch mit dem Marktplatz von Mittelbexbach. Die im ersten Weltkrieg demolierte Statue ließ Nie- der auf seine Kosten von Gipstermeister Mi- chael Schmidt („Gipsermichel“) restaurieren.
Die alte sanierte Mauer und
das Vinzentiushaus werden abgerissen
sie auch jahrelang Mittelpunkt eines Fron- leichnamsaltars. Mit viel Mühe und Aufwand besorgten die Mallersdorfer Krankenschwes- tern den Blumenschmuck gerade für diesen Altar, lag er doch fast vor der Haustür. Pater Schaefers von den „Herz-Jesu-Missionaren“ aus dem Johanneum weihte 1994 die res- taurierte Statue ein.
Erst Schule, dann Schwesternhaus
Sommer 2014, Flohmarkt Alte Schmelz St. Ingbert: In einem Zigarrenkästchen entdeckte ich rund zwei Dutzend Fotografien, auf de- nen ich mir bekannte Personen wiederfand. Es waren Bilder unserer Mallersdorfer Schwestern in ihrer Bexbacher Station. Die Wohnung der Schwestern war in jenem Haus, das jetzt zum großen Bedauern zahl- reicher Bexbacher der Spitzhacke zum Opfer gefallen ist. Es wurde vor genau 190 Jahren, im Jahr 1825 als zweite Gemeindeschule er-
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