Page 50 - Ausgabe 040 / Dezember 2015
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  Ein uralter Kulturort in der Stadtmitte: Vom Kirchhof zum Pfarrgarten,
vom Schwesternhaus zur Sozialstation
Inmitten von Bexbach tut sich etwas
Zwischen der Martinskirche, 1880/81 erbaut und dem Pfarrhaus von 1894 entsteht ein neues Pfarrheim. Das alte Schwesternhaus ist Geschichte, schreibt der Pfarrchronist und berichtet von strahlenden Gesichtern anläss- lich des ersten Spatenstichs mitten im ehe- maligen Pfarrgarten. Die beteiligten Entker- nungs- und Abbruchfirmen Miele und Fer- raro betonten die robuste und gute Bausubs- tanz des fast 200 Jahre alten Bebäudes, an dessen Stelle sich derzeit ein rund 150 m2 großes Loch auftut.
So hört man in den letzten: Gab es keine günstigeren Pfarrheim-Varianten? Als Anfang November die Pfarrgartenmauer fiel und die grüne Insel inmitten der Stadt abgeholzt wurde, wurden sich manche Zeitgenossen erst dessen bewusst, was inmitten der Stadt geschieht.
Von den Nonnen zur Sozialstation
In den sechziger Jahren war aufgrund zu we- niger Eintritte junger Frauen in die Klöster abzusehen, dass viele Krankenpflegestatio- nen und Schwesternhäuser aufgegeben wer- den mussten. Auch die Bexbacher Nonnen kamen in das „Pensionsalter“, obwohl es das in Ordensgemeinschaften im üblichen Sinne nicht gibt und so musste die Ordensleitung aus Mallersdorf dem damaligen Pfarrer Ro-
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Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
3. Teil
lerschule ihre Tätigkeit, die sich über den gesamten Höcherberg erstreckt, fortführen. Im Haus selbst waren noch einige Jahre lang das Büro der beiden Pfarrverbandsgeschäfts- führer Manfred Stenz (+) und Hermann Haas untergebracht. Im Keller wurde Ende der 70er Jahre unter Kaplan Werner Ripplinger eine „Offene Teestube“ eingerichtet, die noch bis vor einigen Wochen als Treffpunkt von der katholischen Jugend (KJG) genutzt wurde. Nachdem das Schwesternhaus sym- bolisch für eine Mark ins Eigentum der Pfarr- gemeinde St. Martin übergegangen war, fanden hier auch Sitzungen, Beratungen, Meditationen statt. In der Fastenzeit und vor Weihnachten traf man sich zum gemein- samen schlichten Frühstück nach den An- dachten. Nach der Frauenmesse begab sich ein Teil der Gottesdienstbesucher ebenfalls hierher. Die letzte Veranstaltung war ein Bi- belgespräch mit Kaplan Dr. Henning.
Die Fußgängerzone um die Kirche
Jahrzehnte zurückliegende Sanierungsmaß- nahmen der Stadt Bexbach beschäftigten bis heute viele Hausbesitzer in der Innenstadt. Es stehen sog. „Sanierungsbeiträge“ an, von denen bisher einzig die Kirchenverwaltung befreit ist: Denn hier wurde ein eigener Ver- trag getätigt, über den der langjährige Pfarr- gemeinderatsvorsitzende Herbert Wagmann berichtet: „Es handelt sich um eine Gemein- schaftsarbeit von Stadt und katholischer Pfar- rei. Aus St. Ingbert stammen 2.000 m2 Ver- bundsteine, die Sandsteine für die Kirchent- reppe kommen aus Eselsfürth und aus Italien der Sivizzo-Belag für die Treppe, der mitt- lerweile erneuert werden musste. An der Kir- chenmauer sind Sitzbänke eingelassen, Bäu- me und Sträucher wurden eingepflanzt so- wie Blumenkübel aufgestellt. Ein behinder- tengerechter Aufgang wurde geschaffen und 15 große Kandelaberleuchten aufgestellt.“ Diese Sanierung kostete damals umgerech- net 360.000 Euro, von denen 80 % nach dem Städtebauförderungsbesetz aus Bundes-
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und Landesmitteln finanziert wurden. Am 15. Dezember 1979 wurde ein Vertrag zwi- schen Bürgermeister Weber und Pfarrer Wol- siffer unterzeichnet, der bis 2029 Gültigkeit besitzt und der die Nutzung der Grund- stücksflächen auf 50 Jahre der Stadt Bexbach unentgeltlich gestattet. Danach verlängert sich die Gestattung... wenn nicht von einem der Vertragspartner... 6 Monate vor Ablauf gekündigt wird. Eine Nutzungsänderung der in Anspruch genommen Fläche vor Ablauf der Vertragszeiten bedarf der vorherigen Zu- stimmung der beiden Vertragspartner. Die Gestattung zugunsten der Stadt Bexbach ist dinglich zu sichern, die Grundstücksflächen sind für den beschränkten öffentlichen Ver- kehr durch die Stadt zu widmen.“ Parkplätze
    Gefunden beider Baumaßnahme Fußgänger- zone. Skelette vom alten Friedhof
Dass die Kosten, obwohl noch nicht gebaut ist, von 750.000 Euro (2014) schon auf über 1 Million Euro gestiegen sind, veranlasste Ortsvorsteher Müller zur Äußerung, daran sei die jährliche Teuerungsrate schuld. Wäh- rend durchschnittlich im Bistum bei der erst kürzlich stattgefundenen Pfarrgremienwahl über 12% der Gläubigen wählen gingen, waren es in Bexbach nur 7,2%. Die Kol- pingsfamilie steht vorm Aussterben, Jugend- arbeit beschränkt sich auf Messdiener und die Drachenjäger, die Mitgliederzahl des Cä- cilienvereins stagniert, für Pfarrfeste u.ä. wer- den händeringend Freiwillige gesucht. Düs- tere Prognosen und die Frage, wie die im- mensen Baukosten bezahlt werden sollen.
„Neue“ Stadtmitte 1979. Bäume, Anpflan- zungen und moderne Außenleuchten.
bert Abel mitteilen, dass ein weiteres Ver- bleiben der Ordensfrauen in Bexbach nicht mehr möglich sei. Dennoch erfüllt das se- gensreiche Wirken der Mallersdorfer Schwestern bis heute zahlreiche Bexbacher mit Dankbarkeit. In 75 Jahren haben die Schwestern sich unermüdlich in den Dienst der Caritas gestellt, haben kranke, alte und behinderte Menschen versorgt, gepflegt und im Sterben betreut. Ein unschätzbarer und se- gensreicher Dienst, der nach wie vor in der heutigen Zeit nicht weniger wichtig ist wie damals, wenn auch mehr Menschen im Kran- kenhaus oder Altenheim sterben als zuhause. An der Zuwendung hat sich nichts geändert. Viele bleiben allein in ihrer letzten Stunde.
Den Vinzentiusverein gibt es nach wie vor, er ging mit den anderen katholischen und evangelischen Krankenpflegevereinen auf in der „Ökumenischen Sozialstation Bexbach“, die bis zum Jahre 1993 noch im alten Schwesternhaus angesiedelt war. Mit großer Unterstützung der Stadt Bexbach konnte sie danach in der renovierten ehemaligen Schil-
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