Page 22 - Ausgabe 045 / Mai 2016
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   Historisches aus unserer Region
Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
2. Teil
Geschosshagel oftmals nicht möglich, die Frontsoldaten ausreichend mit Nachschub zu versorgen oder sie abzulösen. Bereits auf dem Weg zur vordersten Linie verloren zahl- reiche Einheiten weit über die Hälfte ihrer Männer. Kaum ein Soldat, der vor Verdun eingesetzt wurde, überstand die Schlacht, ohne zumindest leicht verwundet worden zu sein.
Die Soldaten mussten häufig stundenlang Gasmasken tragen und mehrere Tage ohne Nahrung auskommen. Der Durst trieb viele von ihnen dazu, verseuchtes Regenwasser aus Granattrichtern oder ihren Urin zu trin- ken. Sowohl den französischen als auch den deutschen Soldaten graute es vor dem Front- einsatz bei Verdun. Das Schlachtfeld wurde als „Blutpumpe“, „Knochenmühle“ oder schlichtweg „die Hölle“ bezeichnet.
   Das Stadtarchiv und der Erste Weltkrieg
Vor 100 Jahren: Die Schlacht von Verdun
Das Attentat vom 28. Juni 1914 auf den Thronfolger von Österreich-Ungarn, Erzher- zog Franz-Ferdinand und seiner Frau, führt unerwartet schnell zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Von den Erben Müller (früher „Charma Müller/Eisenbahnstraße“ erhielt das Stadtarchiv eine kleine Sammlung histori- scher Fotokarten der damaligen Herrscher- häuser , darunter auch Bilder des später er- mordeten Herzogspaares). Wurde in den Auseinandersetzungen und Kriegen zuvor noch einfache Waffentechnik zur Hilfe ge- nommen, so kommen im Ersten Weltkrieg neue Kriegsgeräte wie Panzer, Flugzeuge, Luftschiffe und Massenvernichtungswaffen wie Giftgas zum ersten Mal zum Einsatz. Zwischen dem 21. Februar und 19. Dezem- ber 1916 tobte die Schlacht, auch „Hölle von Verdun“ genannt. Der Sieg vor Weih- nachten für die Franzosen wird als ein „tak- tischer“ bezeichnet. Immerhin kostete die Schlacht an der Westfront 150.000 deut- schen und 167.000 französischen Soldaten das Leben.
Kurz nach Kriegsbeginn wurden diese Karten verschickt
Verdun wurde zu dem Erinnerungsort für das kollektive Gedächtnis der Franzosen schlechthin. Eigentlich war die Festungsan- lage es gar nicht wert, so lange Mittelpunkt kriegerischer Gefechte zu sein. Doch sie ver- sinnbildlichte im Laufe der Kämpfe immer mehr die Stärke und den Zusammenhalt des französischen Volkes gegenüber dem deut- schen Machtanspruch. Heute gilt Verdun gilt als Mahnmal gegen kriegerische Handlungen und dient der gemeinsamen Erinnerung und vor der Welt als Zeichen der geglückten deutsch-französischen Aussöhnung.
Im Homburger Stadtarchiv findet sich Einiges aus den Zeiten des Ersten Weltkrieges, ins- besondere über die Schlacht von Verdun. Im Soldbuch des Musketiers Josef Lutz ist auf- geführt, das er um das Fort Douaumont
kämpfte. Dessen Einnahme gelang den deut- schen Truppen bereits am 25. Februar 1916. Danach setzte der Oberbefehlshaber der 2. Französischen Armee, Philippe Petain alles daran, Verdun zu verteidigen. Er wurde nach der Niederlage Frankreichs im Zweiten Welt- krieg von 1940-44 Staatschef Frankreichs und leitete das mit den Nationalsozialisten kollaborierende Vichy-Regime, wofür er spä- ter eine lebenslanger Haft verurteilt wurde . Die Kriegsbegeisterung von 1914, verbun- den mit dem Gedanken, schnell den Krieg zu gewinnen, war bei den deutschen und französischen Soldaten nach zwei Jahren be- reits lange erloschen. In Verdun herrschte ein völlig entmenschlichter und ein ebenso unnötiger Krieg. Der französische Haupt- mann Cochin berichtet: „Die letzten zwei Tage in eisigem Schlamm, unter furchtbarem Artilleriefeuer, mit keiner anderen Deckung als der Enge des Grabens... Natürlich hat der boche nicht angegriffen, das wäre auch zu dumm gewesen... Ergebnis: Ich bin hier mit 175 Mann angekommen und mit 34 zu- rückgekehrt, von denen einige halb verrückt geworden sind.... Sie antworteten nicht mehr, wenn ich sie ansprach.“
Das Schlachtfeld bei Verdun hatte sich inner- halb weniger Wochen durch die Granaten in eine Kraterlandschaft verwandelt, in der von Wäldern oftmals nur Baumstümpfe ver- blieben. Zeitweilig wurden über 4000 Ge- schütze in dem vergleichsweise kleinen Kampfgebiet eingesetzt. Durchschnittlich 10.000 Granaten und Minen gingen stünd- lich nieder und erzeugten eine ohrenbetäu- bende Geräuschkulisse. Beim Explodieren schleuderten sie große Mengen Erde hoch, die zahlreiche Soldaten lebendig begruben. Aufgrund des allgegenwärtigen Feuers von Geschützen und Maschinengewehren mus- sten viele Tote und Verletzte zwischen den Fronten liegen gelassen werden, weshalb insbesondere in den Sommermonaten ein schwerer Leichengestank über dem Schlacht- feld hing. Zudem war es im permanenten
Deutsche Soldatengräber in Südwestafrika 1918
Da hatte es Soldat Matthias Huber von der 2. Kompanie des 7. Bayerischen Landwehr- Infanterie-Regiments besser. Er stand 1916 in Rechicourt und berichtet später davon, dass der Ort halb zerschossen und die Kirche fast völlig zerstört sei. In Marsal, das wie Homburg eine Vaubanfestung beherbergt, nahm er öfters an der Heiligen Messe teil;
    Der Bexbacher Soldat Betz schickt eine Bildkarge an seine Familie in die Schulstraße
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