Page 34 - Ausgabe 097 / September 2020
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 Auf den Spuren von Theodor Fontane
Erneut Wortsegel-Erfolge des Saarpfalz-Gymnasiums
Die Jury des 15. Wortsegel-Schreibwettbe- werbs konnte also aus dem Vollen schöpfen, als es darum ging, zehn Zitate (andere als oben erwähnt!) als Impulsgeber für das The- ma „Theodor Fontane“ auszuwählen und damit Schüler(innen) zu einer Beschäftigung mit dem vielseitigen Schriftsteller anzuspor- nen. Den Anlass dazu bot sein 200. Geburts-
Das Fontane-Haus (Löwen-Apotheke)
in Neuruppin. Im Zimmer hinter den beiden rechten Fenstern im ersten Stock sei der Dichter geboren worden.
tag am 30. Dezember 2019. Er entstammte – ebenso wie seine Ehefrau Emilie – einer in Preußen heimisch gewordenen Hugenotten- familie. Vielleicht war es die langwierige Flucht seiner Vorfahren aus Frankreich nach Brandenburg, in „des Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse“, die Fontanes Rei- selust und Neugier für fremde Regionen be- einflusste. Reisen führten ihn nach England, Schottland, Italien und ins Land seiner Vor-
 „Wann treffen wir drei wieder zu- samm‘?“ („Die Brück‘ am Tay“) – „Lütt Dirn, / kumm man röwer, ick hebb ‚ne Birn.“ („Herr von Ribbeck auf Rib- beck“) – „Wir müssen verführerisch sein, sonst sind wir gar nichts.“ („Effi Briest“) – „Er hat uns gerettet, er trägt die Kron‘, / er starb für uns, unsre Lie- be sein Lohn.“ („John Maynard“) – „Tand, Tand, / ist das Gebilde von Menschenhand!“ („Die Brück‘ am Tay“)
  Wer kennt sie nicht, diese Ohrwurm-Zitate aus dem Gesamtwerk von Theodor Fontane (1819–1898)? Erinnerungen an die eigene Schulzeit werden lebendig, denn mit Fonta- ne muss(te) sich wohl jeder im Deutschun- terricht auseinandersetzen. Sein umfangrei- cher literarischer Nachlass bietet für einpräg- same Zitate „ein weites Feld“. Diese Rede-
Illustration von Lara Müller zu ihrem gesellschaftskritischen Gedicht, die beide in der Wortsegel-Broschüre ganzseitig abgedruckt sind
wendung, die mehrfach im Gesellschaftsro- man „Effi Briest“ auftaucht, gehört zu den häufigsten Zitaten aus der deutschen Litera- turgeschichte. Es ist eine Floskel, mit welcher der alte Briest, Effis Vater, langen Diskussio- nen über schwierige Themen aus dem Weg geht. Der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass (1927–2015) huldigte Fontane sogar mit seinem Roman „Ein weites Feld“ (1995), in dem er einen Streifzug durch die deutsche Geschichte von der Revolution 1848 bis hin zur Wiedervereinigung 1990 unternimmt und seinen Protagonisten „Fonty“ nennt. Theodor Fontane gehört zu den bedeutend-
sten Repräsentanten der deutschen Literatur. Er gilt als Vollender des poetischen Realis- mus und hinterließ ein beachtliches Gesamt- werk. Kein Wunder, denn seine Interessen und Beschäftigungen bildeten ebenfalls „ein
Das Fontane-Denkmal in der Neuruppiner Karl-Marx-Straße
weites Feld“. Er war – wie sein Vater – ein gelernter Apotheker, entwickelte schon früh eine Vorliebe fürs Schreiben und betätigte sich als Journalist, Balladen- und Reiseschrift- steller, Kriegsberichterstatter, Romancier, Theaterkritiker und leidenschaftlicher Brie- feschreiber.
  Die erfolgreichsten Wortseglerinnen des Saarpfalz-Gymnasiums im Jahre 2020
vor der englischen Telefonzelle der Schule, eine Anspielung auf Fontanes Anglophilie: (v.l.) Laura Conigliaro, Paula Hess, Lara Müller und Marie-Chantal Motz
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