Page 36 - Ausgabe 097 / September 2020
P. 36
Anzeige
spruch“ lautet: „Such nicht immer, was dir fehle, / Demut fülle deine Seele, / Dank er- fülle dein Gemüt. / Alle Blumen, alle Blüm- chen, / und darunter selbst ein Rühmchen, / haben auch für dich geblüht!“
Beim Wortsegel-Schreibwettbewerb 2020 war das Saarpfalz-Gymnasium zum 14. Mal in Folge unter den Preisträgern. Das humor-
Schloss Ribbeck im Havelland, 1893 erbaut, mit Parkanlage, die im Sommer für das Kulturleben (Theater, Kunstausstellungen) genutzt wird
volle Gedicht „Süße Versuchung“ von Paula Hess aus der Klasse 7d belegte den 3. Platz in der Altersgruppe 2 (Klasse 5 – 7). Sie be- ginnt ihren Text mit: „Es kribbelt und wibbelt, / ganz tief in mir drin. / Da ist dieser Erwar- tungssinn. // Das Verlangen und Bangen, / es lässt mich nicht los. / Wo bleibst du bloß?“ Mit der Sprache der Liebe erweckt sie durch- gängig den Eindruck eines erotischen Ver- langens, führt damit aber ihre Leser(innen) in die Irre. Es geht lediglich um Schokolade: „Oh, verzaubere mich, / Stück für Stück, / mein Schokoladenglück!“ Noch drei weitere
Brunnen mit Abbildungen
aus der Stadtgeschichte von Tangermünde (u.a. Grete Minde und Kaiser Karl IV.) – vor der alten Schule, die heutzutage als Wirtschaft mit Kuhschwanzbier lockt.
Beiträge aus dem Saarpfalz-Gymnasium wurden in die Broschüre der besten Einsen- dungen aufgenommen. Laura Conigliaro aus der 9d, die in Einöd in der Fontanestraße (!) wohnt, war bereits zum dritten Mal unter den besten Wortseglern, und zwar mit ihrem Gedicht „Glaube, Liebe, Hoffnung“. Sie be- schreibt darin das Leben als „Schicksalsrei- ter“ zwischen Zweifeln, Einsamkeit, Angst, Hoffnung und Mut. Die Abiturientin Lara Müller aus dem E-Kurs Deutsch 12 (Jung) setzt das Fontane-Zitat „Es kribbelt und wib- belt weiter“ variationsreich ein, um in ihrem gesellschaftskritischen Gedicht auf das trau-
Standbild von Grete Minde am Rathaus von Tangermünde
rige Schicksal unserer Erde (Klimakatastro- phen, Aufrüstung usw.) hinzuweisen, und endet mit den Zeilen: „Aber mach ruhig nichts, lehn dich zurück, / entspann Dich und sei heiter! / Du hast ja alle Zeit der Welt / und es fackelt und dackelt weiter.“ Ihren Text hat sie mit einer Karikatur illustriert, auf der die Staatsmänner der USA (Trump), Nordkoreas (Kim Jong-un), der Türkei (Erdo- gan) und Russlands (Putin) als Übeltäter an- geprangert werden. Die Abiturientin Marie- Chantal Motz aus demselben Deutschkurs, die bereits im November 2019 zweifache Preisträgerin beim „Saarländischen Mund- artwettbewerb“ war, glänzte diesmal mit ih- rem Gedicht „Theodor Fontane“, in dem sie dessen Lebensgeschichte und sein literari- sches Schaffen würdigt. Darin heißt es unter anderem: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, / sein Birnbaum ist allen Schü- lern wohlbekannt. / Auch Grete Minde, Stine und Cecile / bedeuten seinen Lesern viel.“
Zahlreiche andere Mitbewerber(innen) ver- dienen ebenso Anerkennung: Die Abiturien- tin Ida Hetberg aus demselben Deutschkurs 12, kritisierte in ihrem Gedicht „Die Krone der Schöpfung“ den Klimawandel und die Umweltproblematik: „Das Mutterschiff Erde, es brennt und qualmt, / die Menschheit macht nicht vor Zerstörung halt.// Wir fragen: ‚Wo bleibt unser Steuermann, / der uns viel- leicht doch noch retten kann?‘ // Die Antwort darauf ist eigentlich klar: / Kein John May- nard, kein Deus ex machina, / kein Super- held reißt das Ruder herum. / Das müssen wir alle schon selber tun. // Kein Einzelner trüge dafür die Kron‘, / die Rettung der Erde wär‘ unser Lohn.“
Jan Krawczuk aus der Klasse 7a machte sich Gedanken unter dem Motto „Wenn Fontane mein Opa wäre“. Sein Leben bekäme durch diese Ehre einen anderen Lauf: Er könnte unterm Birnbaum seinen Erzählungen lau-
Grete-Minde-Straße in Tangermünde
schen, Wanderungen mit ihm unternehmen, sein literarisches Erbe verwalten, Filme dre- hen usw. Vincent Neumann aus der Klasse 8d schrieb eine Parodie zum „Herrn von Rib- beck“ und verlegte die Handlung nach Homburg: „Der Herr von Karlsberg auf dem
Grabstätte von Emilie und Theodor Fontane auf dem Friedhof der französischen Gemeinde an der Berliner Liesenstraße
Karlsberg im Homburger Land, / eine Bier- brauerei vor seinem Garten stand, / und kam die goldene Feierabendzeit / und die Bierchen leuchteten weit und breit, / da stopfte, wenn’s Freizeit vom Turme scholl, / der Herr von Karlsberg sich seine Taschen mit Flaschen voll. // Und eilte nach der Arbeit ein junger Mann daher, / so fragte er: ‚Junge, willschde e Bier?‘ / Und kam eine junge Dame vorbei, so rief er: / ‚Hübsches Määde, komm mo riw- wer, ich hann e Bier.‘ // So ging es viele Jahre lang, bis lobesam / der Herr von Karlsberg in den Ruhestand kam. / Da war’s mit dem Bier- trinken nimmer so doll, / denn der Arme wur- de jetzt ruckzuck voll. (...)“
Ausgabe 097 / September 2020
36