Page 7 - Ausgabe 101 / Januar 2021
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Die zahlreichen Fremdherrscher vermischten sich jeweils mit der einheimischen Bevöl- kerung und noch heute findet man ihre Spu- ren in der Kultur Siziliens. Eine Blütezeit er- lebte die Insel auch im Mittelalter aufgrund der Symbiose von byzantinischen, norman- nischen und arabischen Traditionen. Beson-
Die Vulkanspitze des rauchenden Ätnas
dere Akzente setzte der Enkel des legendären Kaisers Friedrich Barbarossa, der Staufer Friedrich II., der 1198 im Alter von drei Jah- ren schon zum König von Sizilien ernannt wurde. Ab 1212 war er römisch-deutscher König und von 1220 bis zu seinem Tod 1250 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er schuf im 13. Jahrhundert eine leistungsfähi- ge, moderne Verwaltung, förderte den Han-
del, das Handwerk, die Kunst und Wissen- schaften. Er studierte die Lebensbedingungen von Menschen und Tieren, widmete sich lei- denschaftlich der Jagd mit Falken und ver- fasste ein reich illustriertes Buch mit dem Ti- tel „Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen“ („De arte venandi cum avibus“). Er offen- barte sich als toleranter „Weltbürger“, ko- operierte mit Griechen, Arabern, Juden und Deutschen, beherrschte angeblich neun Sprachen und bemühte sich, das Denken
Vulkankrater auf dem Ätna
und die Religionen anderer Völker kennen zu lernen. Sein frühabsolutistischer Beam- tenstaat wurde zum Vorbild für viele Länder Europas. Wegen seiner enormen Bildung und Leistungsfähigkeit bezeichneten die
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Zeitgenossen den „Falkenkaiser“ als „Ver- wandler der Welt“ und als „Staunen der Welt“ (stupor mundi). Noch heute verehren ihn die Sizilianer, ganz besonders im Stau- ferdom von Palermo, wo sein Sarkophag ei- ne Touristenattraktion darstellt.
    Das idyllisch gelegene griechische Theater von Taormina mit Blick auf das Ionische Meer und den Ätna
Auffahrt zum Ätna mit der Seilbahn
Im späten Mittelalter und in der Neuzeit ge- riet Sizilien erneut unter die Kontrolle zahl- reicher Fremdherrschaften und verarmte zu- sehends. Um sich gegen Ausbeutung, Dieb- stahl und Verelendung zu schützen, entstan- den Ende des 18. Jahrhunderts die Anfänge der Mafia. Plantagenbesitzer heuerten pri- vate Wachtrupps an, mitunter bewaffnete Banden, um ihre Ernte zu schützen. Daraus entwickelten sich gut vernetzte Verbrecher- organisationen, die sich verselbstständigten, den lukrativen Handel nicht nur überwach- ten, unterwanderten und Schutzgelder er- pressten, sondern ganze Plantagen übernah- men und enorme Gewinne abschöpften. Die Betätigungsfelder wurden in der Folgezeit profitgierig ausgeweitet: auf Waffen-, Alko- hol-, Immobilien-, Kunst- und Drogenhan- del, Prostitution, Einflussnahme im Touris-
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