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mus, Profi-Fußball, in der Politik usw. Vor allem seit dem 20. Jahrhundert wird die si- zilianische Mafia wie eine Pest bekämpft, konnte aber bisher nicht ausgerottet werden. 1992 wurden der „Mafiajäger“ Giovanni Fal-
Statue des Mathematikers Archimedes in Syrakus
cone, seine Frau und Leibwächter mit einer gigantischen 500-Kilogramm-Bombe an ei- ner Autobahnbrücke nahe Palermo ermor- det. Zahlreiche Filme thematisieren die Ver- brechen der Mafia: „Der Clan der Sizilianer“, der Dreiteiler „Der Pate“ und viele andere. Noch heute gilt Sizilien trotz jahrzehntelan- ger Subventionen im Vergleich zum hoch-
Das legendäre Ohr des Dionysos,
eine künstliche, in den Fels gehauene Höhle bei Syrakus
industrialisierten Norden Italiens als rück- ständig. Seit dem Zweiten Weltkrieg leidet die Insel unter der Massenemigration junger Sizilianer, die in die nördlichen Industrie- Regionen Italiens oder als Gastarbeiter nach
Mitteleuropa (u.a. Deutschland) auswanderten. Der italienische Schriftsteller und Adlige Giu- seppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957) beschreibt in seinem Roman „Der Leopard“
Das griechische Theater von Syrakus mit einer antiken Seeschlachtkulisse
mit autobiographischen Bezügen den all- mählichen Machtverlust einer sizilianischen Adelsfamilie im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.
Vulcanus, der römische Gott des Feuers und der Schmiedekunst, hat seine Werkstatt laut Mythologie auf Sizilien. Während er sich seiner Arbeit widmet, lässt sich seine Gemahlin Venus auf ein Liebesabenteuer mit dem Kriegsgott Mars ein und
lenkt ihn damit vom Kriegführen ab (Zeichnung der Schülerin Stella Trubin, SPG)
Sizilien hat viele bedeutende Wissenschaftler und Kulturschaffende hervorgebracht. Der bekannteste von ihnen ist sicherlich Archi-
Mosaik mit Bikinimädchen in der Villa Romana del Casale
medes aus Syrakus, der in der Antike als Ma- thematiker, Physiker und Ingenieur einen le- gendären Ruhm erwarb. Cicero, der römi-
scher Politiker, Schriftsteller und Philosoph (106 – 43 v. Chr.), berichtet, dass er als Quäs- tor auf Sizilien die Getreideversorgung Roms zu sichern hatte und dort das Grab des Ar- chimedes suchte und auch entdeckte. Besu- cher aus aller Welt sind begeistert von der Mittelmeerinsel. Auch Goethe schwärmt in
Mosaik eines Liebespaares in der Villa Romana del Casale
seiner „Italienischen Reise“ Ende des 18. Jahrhunderts von seinen Erlebnissen auf Si- zilien. Im Dezember 1801 brach Johann Gottfried Seume in Grimma nahe Leipzig zu einer Wanderung nach Sizilien auf und kehrte neun Monate später wieder in seine
Abgestürzter Ikarus vor dem Concordia- Tempel im „Tal der Tempel“ von Agrigent
Heimat zurück. Mit seinem Reisebericht „Spaziergang nach Syrakus“ wurde er auf einen Schlag berühmt. Um Sizilien ranken sich unendlich viele phantasievolle Sagen und spannende Episoden aus der geschichts- trächtigen Vergangenheit. Die Einheimischen gehen humorvoll damit um. Sizilianerinnen seien gefährlicher als Schießeisen, sagen sie. „Und warum sind die Sizilianer so klein?“, fragen sie Touristen – und geben gleich die Antwort. „In der Schule lernen sie: Wenn du groß bist, musst du arbeiten.“
Kathedrale von Palermo, in welcher sich der Sarkophag des Stauferkaisers Friedrich II. be- findet
Wer einmal auf Sizilien war und sich in die Insel verliebt hat, wird die Sehnsucht nicht mehr los, immer wieder zurückzukehren. Arrivederci, bella Sicilia! Eberhard Jung
Ausgabe 101 / Januar 2021
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