Page 4 - Ausgabe 114 / Februar 2022
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Spuren der Freiheit und Unterdrückung
Wie die Berliner dem Leben mit Humor begegnen
Teil 3
„eiserner“ Hand unterdrückt. In der Folge- zeit, im Zeitalter der Reformation und Ge- genreformation (1517-1648), litt die Berliner Bevölkerung unter religiösen Auseinander- setzungen, Brandkatastrophen, Pestepide- mien und dem verheerenden Dreißigjähri- gen Krieg (1618-1648). Unter der Herrschaft des „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm
Eberhard Jung, der Verfasser dieses Beitrags, in der U-Bahnstation Mohrenstraße (2021)
(1640-1688) mit seinem umfangreichen Auf- bauprogramm erlangte Berlin eine neue Blü- tezeit. Er und seine Nachfolger strebten nach absolutistischer Prachtentfaltung: Sie bauten Schlösser mit Lustgärten, Festungen, Kirchen, Kanäle, warben Facharbeiter an (u.a. Huge- notten aus Frankreich), forderten von den Untertanen preußische Tugenden (Disziplin, Gehorsam, Pflichterfüllung, Treue, Beschei-
„Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin. Wo die Verrückten sind, da jehörste hin!“ So heißt es in einem beliebten Berliner Gassenhauer der 50er Jahre. Der britische Sänger, Musiker und Schauspieler David Bo- wie (1947-2016), einer der exzentrischsten Pop- und Rockstars der Musikgeschichte, be- zeichnete Berlin sogar als „die größte kultu- relle Extravaganz, die man sich vorstellen kann“. Er wohnte von 1976 bis 1978 im Stadtteil Schöneberg, war fasziniert von der Atmosphäre der (geteilten) Weltstadt und
Das Humboldt-Forum als Universalmuseum auf der Spreeinsel im wieder aufgebauten Berliner Schloss (2021)
trug mit seinem Soundtrack zum Erfolg des spektakulären Kinofilms „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (1981) bei. Im Mittelpunkt der Filmbiografie steht die dro- genabhängige Jugendliche Christiane Fel- scherinow. Der ehemals selbst drogensüch- tige Musiker David Bowie setzte sich in die- ser Zeit auch mit seiner eigenen Drogenpro- blematik auseinander und nannte West-Ber- lin die „Welthauptstadt des Heroins“. Er hat-
Blick in einen der Sarotti-Höfe am Mehringdamm (2021)
te – auch in Berlin – den schmalen Grat zwi- schen Freiheit, Kreativität und Erfolg auf den einen Seite sowie Abhängigkeit, Dekadenz und Absturz auf der anderen kennen gelernt. Solche Ambivalenzen prägten Berlin von An- fang an, seit dem Zusammenschluss zur Doppelstadt Cölln-Berlin 1307, der viele Ge- meinsamkeiten, aber auch Konfliktstoffe in sich barg. Die mittelalterliche Doppelstadt mit ihren Kaufmannssiedlungen an der Spree wurde wegen ihrer Wirtschaftskraft Mitte des 14. Jahrhunderts sogar Mitglied der Hanse.
Noch heute gehört Berlin zu den größten deutschen Binnenhäfen. Im Spätmittelalter war es ein wichtiger Knotenpunkt der Mark Brandenburg und stieg zur Residenzstadt der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg auf. Von 1415 bis 1918 regierten hier die Hohenzollern als Kurfürsten, Könige und Kaiser. Sie sorgten allmählich für mehr Frie- den und förderten die Infrastruktur des dünn besiedelten Territoriums, das wegen seiner Sandböden spöttisch „des Heiligen Römi- schen Reiches Streusandbüchse“ genannt wurde. Doch es fehlte nicht an Rückschlä- gen und Machtkämpfen: Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn (1440-1471) legte sich zum Beispiel mit den Bürgern seines Machtzen- trums Berlin an, indem er ihre Privilegien aufhob und zusätzliche Abgaben für den Bau seines Berliner Schlosses forderte. Sie reagierten darauf mit heftigem Widerstand und störten die Bauarbeiten des Prestigepro- jekts. Ihre Aktionen gingen als „Berliner Un- wille“ in die Geschichte ein und wurden mit
In Berlin und Umgebung gibt es viele Schlösser. Hier eine Schülergruppe
des Saarpfalz-Gymnasiums im terrassenförmig angelegten Schlosspark Sanssouci in Potsdam, einem Rückzugsort des Preußenkönigs Friedrich II. (2009)
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