Page 28 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 132, August 2023
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In Niederbexbach befindet sich ein Kleinod besonderer Art, das neben ei- nem großen ideellen auch einen ma- teriellen Wert besitzt. Es ist nur im wahrsten Sinne des Wortes „still“ um dieses historische Relikt geworden, da sie ihre eigentliche Aufgabe seit 17 Jah- ren nicht mehr erfüllt.
Es handelt sich um die Benedictusglocke, die seit 1976 im Glockenturm nahe dem Friedhof hängt. Sie hat eine über hundert- jährige Geschichte aufzuweisen. Gegossen wurde sie als eine von drei Bronzeglocken im Jahre 1921 von der Glockengießerei Jo- hann Georg Pfeifer in der Pfalz. Auf die Pfei- fers kommen von 1886 bis 1938 mehrere tausend Bronzeglocken, die in der heutigen Glockenstraße in Kaiserslautern nach uralter Handwerkstradition entstanden. Die Meister Christian, Adolf und Georg, Söhne des Grün- ders, waren für den Bexbacher Glockenguss verantwortlich. Trotz der damaligen Hoch- konjunktur des Betriebes sind Glocken aus diesem Hause kriegsbedingt selten gewor- den. Glockensachverständige betiteln daher aktuell den Wert der historisch bedeutsamen Benedictusglocke zwischen 23.000 und 30.000 Euro. Sie wiegt etwa 287,50 Kilo- gramm und war die kleinste des Geläutes von 1921. Das Wunder ihres Erhalts besteht darin, dass sie – im Gegensatz zu ihren drei „Mitschwestern“ – nicht im Jahre 1942 zu Kriegszwecken abgenommen und einge- schmolzen wurde. Mit viel Glück durften Gemeinden die kleinste ihrer Glocken be- halten, die somit den unseligen Krieg über- dauerten.
Große Festlichkeit an mehreren Tagen Die drei neuen Glocken wurden am Sonn- tag, 12. Juni 1921 feierlich geweiht, denn eine Glockenweihe gehörte zu den höchst seltenen Ereignissen einer Gemeinde. Johan- nes Bossung, gerade ein Jahr als Pfarrer im Ort, schreibt: „Dem edlen Opfersinn der Ka- tholiken unseres Dorfes sollte dieser Tag als Krone ihres treuen Strebens zur Beschaffung der nicht geringen Kosten der Glocken wer- den...So sei der Tag gesegnet, der uns die Friedensglocken weiht.“ Die Spenderliste ist lang und umfasst – beginnend mit dem spä- teren Ehrenbürger Pfarrer Dr. Ludwig Nieder und seiner Schwester Anna – über 100 Na- men alteingesessener Familien in und um Bexbach, die als „Glockenpaten“ im Pfarr- gedenkbuch festgehalten wurden. Leider ist
dieses Buch seit einigen Jahren verschollen. Die eigentlichen Sammlungen innerhalb der Gemeinde hatten bereits Anfang 1920 statt- gefunden und der eigens eingerichtete Glo- ckenfond lieferte am Kirchweihfest (3. Sonn- tag im September) des Jahres 1920 mit über 2.000 Mark einen nicht unerheblichen Grundstock, wozu auch das Kerwegeld vie- ler Kinder gehörte, für manche also durchaus ein großes finanzielles Opfer darstellte. Orts- pfarrer Bossung und Kaplan Roth führten so- gar persönlich Haussammlungen in Mittel- bexbach, Limbach und Niederbexbach durch. Zwei Tage vor der Glockenweihe hat- te sich eine ungeheure Menschenmenge am
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Schicksalsjahre einer Bexbacher Glocke
Stille herrscht um das historische Relikt aus dem Jahr 1921 (Teil 1)
Bahnhof Bexbach eingefunden, um die An- kunft der drei neuen Glocken zu erwarten. Mit Blumen und Kränzen geschmückt wur- den diese von den jungen Fuhrleuten August Betz und Otto Ranker mit einer Kutsche ab- geholt und feierlich Richtung Kirche gefah- ren, wo sie vor dem Chor mit Tannengirlan- den aufgehängt wurden. Der Bexbacher Landsmann Dr. Ludwig Nieder beschrieb in seiner Predigt zur Glockenweihe die Bedeu- tung der bronzenen „Himmelsboten“ in Ver- gangenheit und Gegenwart. Die eigentliche Weihe erteilte der Erbacher Dekan Schleh- burg, assistiert von den Geistlichen der Nachbarschaft. In der Zeitung „Saarpfalz“, in Homburg herausgegeben von Dr. Joachim Bossung, dem Bruder des Ortspfarrers, wird berichtet: „Nach der Weihe traten alle herzu, um den metallenen Neugeweihten die ersten Töne zu entlocken...Jeder, der prüfte, war entzückt von der herrlichen Melodie...und
Ein besonders wertvolles Stück, die Benedictus-Glocke von 1921
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