Page 10 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 135, November 2023
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 Vor 85 Jahren: Die Reichspogromnacht in Homburg
Alleinstellungsmerkmale in Erinnerung an die Geschichte der Ju- den
Im Frühjahr wurden vor vier Häusern Stol- persteine durch den Künstler Demnig ver- legt. Kaum ein Jahr zuvor hatte der Stadtrat eine Verlegung noch abgelehnt. Bei einer solchen Verlegung sollte die entsprechende Historizität und der aktuelle Forschungsstand berücksichtigt werden. In Saarbrücken gab es in der Vergangenheit Fehler in mancher Biografie, auch wurden Steine vor den fal- schen Häusern verlegt. Unwillkürlich wird man an jenes Werk der jüdischen Schrift- stellerin Edith Aron erinnert, das in Buchform an ihre Kindheit in Homburg erinnert. Es trägt den Titel „Die falschen Häuser“. Für
Der Festzug zum Heimattag, in der Bildmitte das Haus Oppenheimer, Frieda und Eugen Oppenheimer wohnten noch dort
© Archiv H.-J. Britz
Demnig handelt es sich bei der Verlegung „seiner“ Steine um eine künstlerische Aktion. Nur so ist zu verstehen, dass die Beschriftung der Steine oftmals Historizität einbüßt. Die langjährige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, die hochgeehrte Char- lotte Knobloch erklärt im Jahre 2015: „Wich- tiges Gedenken kann nicht auf dem Boden, sondern muss auf Augenhöhe stattfinden, die Stolpersteine sind nicht selbsterklärend und initiieren somit keinen nachhaltigen ge- sellschaftlichen Erkenntnisprozess.“ Gemäß dieser Mahnung erfolgte in Bayerns Landes- hauptstadt München keine Verlegung. Knob- loch: Nur wer sich seiner historischen Ver- antwortung auch in der Gegenwart bewusst wird, beweist eine mündige freiheitlich-de- mokratische Gesinnung. Und die Saarbrü- cker Stadtarchivarin Ruth Lauer erklärte erst
 Die Stadt Homburg erinnert wie nur wenige saarländische Kommunen an die Geschichte der Juden. Insbeson- dere die Verfolgung der jüdischen Mit- bürger im Dritten Reich ist relativ gut aufgearbeitet.
 Erinnerungsstätten sind neben der Synago- genruine, dem alten jüdischen Friedhof in der Friedhofstraße die Stelen am historischen Marktplatz, die noch stehenden letzten Wohnhäuser und seit Februar 2023 die vor vier dieser Häuser verlegten Stolpersteine. Ein besonders Alleinstellungsmerkmal dürfte die im Jahre 2011 angebrachte Gedenktafel an der Synagoge sein. Auf ihr sind die Na- men von 165 Juden vom Kleinkind bis zum Greis verzeichnet, die zur NS-Zeit in Hom-
Klostergasse 1 im Jahre 1958 zum Anlass von 400 Jahre Stadt Homburg (Eingang Haus Graber rechts im Bild) © Archiv H.-J. Britz
burg lebten. Viele von ihnen wurden ge- schlagen, gedemütigt, beraubt und ermordet. Der letzte übrigens erst im Jahre 1980. Salo Lewin, Lehrer an der jüdischen Schule Hom- burg. Die „Saarbrücker Zeitung“ berichtete kürzlich im Landesteil auf einer ganzen Seite über diese berühmte Persönlichkeit, der mitt- lerweile einige Bücher gewidmet sind. Die Idee zu einer Gedenktafel ergab sich anläss- lich einer Führung im Rahmen des Präpa- randen-Unterrichts. Pfarrerin Scheidhauer hatte in Zoe, Michele, Michelle, Leonie, Etienne und Sina interessierte junge Men- schen mitgebracht, die über die Thematik Näheres erfahren wollten. Von ihnen kam die Frage an den Experten Joseph Britz: Wo sind die Namen der Ermordeten, warum gibt es keine Gedenktafel? Er antwortete: Wenn Ihr es wirklich ernst mit Eurem Anliegen meint, dann stellt einen diesbezüglichen An- trag an verschiedene Personen und Institu-
tionen. Tatsächlich wurde der damalige Landrat Clemens Lindemann tätig. Aufgrund der Gemeinschaftsaktion von Pfarrerin, Prä- paranden, Archivar bzw. Stadtführer und Landrat wurde mit der künstlerisch gestalte- ten Gedenktafel ein wichtiger und in dieser Form einmaliger Hinweis auf jüdisches Le- ben im saarländischen Homburg geschaffen. Den ehemaligen MitbürgerInnen jüdischen Glaubens wurde quasi wieder eine Heimat gegeben, zumindest namentlich. Dass Na- men nicht vergessen werden ist wichtiger Bestandteil des jüdischen Selbstverständnis- ses. In diesem Sinne werden jüdische Fried-
Fotografie von Shlomo Lewin und Frida Poeschke in ihren letzten Jahren
© Archiv H.-J. Britz
höfe als „heilige“ Orte behandelt, die nicht aufgelassen werden dürfen. Heute stellen sie weltweit eine unschätzbare religiös-künstle- rische Kultur dar.
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