Der Schlossverwalter Johann Friedrich Günther und seine Nachkommen.
- Eine Familiengeschichte - Teil 1
1.Herkunft
Der am 15.Mai 1726 in der französischen Stadt Straßburg geborene, nachmalige Schlossverwalter des Barockschlosses zu Neunkirchen/Saar, Johann Friedrich Günther, stammt aus einer deutschen Familie des Elsass.
Sein ältester, nachweisbarer Vorfahre war der nach 1624 verstorbene Weißbäcker Lorentz Günther. Auch dessen Sohn Daniel ist als Weißbäcker in Straßburg nachweisbar.
Klarer wird die Quellenlage mit dem Urgroßvater des Schlossverwalters, Isaac Günther (*1627-+1675), und seinem Großvater- dem 1655 geborenen Daniel Günther (d. Jüngere). Großvater und Urgroßvater waren als Hosenstricker tätig.
Aus der 2.Ehe des Hosenstrickers Daniel Günther ging der Vater des Schlossverwalters hervor. Über diesen Johannes Friedrich geben die Quellen nur dürftige Nachricht. Er hat wohl als Metzger und Fassbinder gearbeitet. Seiner 1725 geschlossenen Ehe mit Susanna Dorothea Gärtner (*1705-+1772) entstammt der Schlossverwalter Johann Friedrich Günther. Susanna Dorothea Günther, geb. Gärtner stammt aus einer alten Straßburger Schuhmacherfamilie und war die Tochter des Schuhmachermeisters Johann Georg Gärtner.
2.Leben und Wirken
Über Kindheit und Jugend des Johann Friedrich Günther ist nur wenig bekannt. Nach seiner Geburt wurde er am 17.Mai 1726 in der Kirche St. Pierre-le-Vieux evangelisch getauft. Beim Tod seiner Großmutter- der Schuhmacher-Witwe Martha Gärtner- 1742, tritt der 16jährige Johann Friedrich Günther als Zeuge und Anzeigender in Erscheinung. Wann sein Vater verstorben ist bleibt einstweilen unklar. Sicher scheint, dass Günther in den 1750er Jahren das Elsass gemeinsam mit seiner Mutter verlässt und in die Saargegend kommt. Dort tritt er bald darauf in die Dienste des Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken und wird als Kutscher und Reitknecht bei Hofe in Saarbrücken angestellt. Am 1.Juli 1755 schließt Günther die Ehe mit der Schweizerin Esther Franziska Catharina Crebassa. Diese war in Lausanne als Tochter des Sprachlehrers Jean Crebassa 1730 geboren worden. Offensichtlich ist sie aber in Saarbrücken aufgewachsen. Möglicherweise war ihr Vater ebenfalls bei Hofe tätig und so lernten die beiden sich kennen.
Aus der Ehe gingen 3 früh verstorbene Söhne und die 1759 geborene Tochter Dorothea Elisabetha hervor. Von ihr wird später noch berichtet.
1764 verstarb Esther Franziska Catharina Günther, geb. Crebassa mit nur 34 Jahren in Saarbrücken.
Am 12.Dezember 1769 schloss Johann Friedrich Günther eine 2.Ehe. Seine 2.Frau war die 1735- womöglich in Zürich- geborene Anna Barbara Sultzer. In dieser Ehe wurden 6 weitere Kinder geboren. Die ersten vier erblickten in Saarbrücken das Licht der Welt, nur die beiden jüngsten Töchter wurden in Neunkirchen geboren. Diese beiden in Neunkirchen geborenen Töchter und eine in Saarbrücken geborene Tochter erreichten das Erwachsenenalter nicht. So blieben, neben der 1759 geborenen, ältesten Tochter Dorothea, noch folgende Kinder am Leben: 1771 wurde der Sohn Johann Ludwig, 1772 die Tochter Maria Carolina Margaretha und 1774 der- dem Vater gleichnamige- Sohn Johann Friedrich geboren. Auch von diesen Kindern werden wir noch hören. Etwa ab 1771 war Günther das erste Mal in Neunkirchen tätig. Er ist dort zunächst als Stubenheizer im Schloss nachweisbar. Offenbar scheint er aber nur dann in Neunkirchen gewirkt zu haben, wenn auch sein Dienstherr- nunmehr der Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken- auch in Neunkirchen weilte. Die vorgenannten Kinder aus der 2.Ehe sind noch in Saarbrücken geboren.
Erst 1777, oder spätestens 1778, erfolgte der Umzug nach Neunkirchen. In diesen Jahren wurde Johann Friedrich Günther zum Schlossverwalter des Neunkircher Schlosses berufen. Die beiden in Neunkirchen geborenen Töchter sind leider schon ganz jung verstorben.
Ab 1781 ist Günther nurmehr als Stubenheizer und Froteur bei Hofe nachweisbar. Was hat dieser Abstieg für Ursachen? Ist er beim Fürsten Ludwig in Ungnade gefallen oder hat seine angegriffene Gesundheit diesen Schritt notwendig gemacht?
Jedenfalls ist Johann Friedrich Günther am 2.September 1790 mit 64 Jahren in Neunkirchen verstorben. Das evangelische Kirchenbuch gibt als Todesursache „Cancer occultus“ an. Es wäre also naheliegend, dass diese Krebserkrankung zum Verlust des Amtes als Verwalter führte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit fand Günther seine letzte Ruhe auf dem Friedhof bei der alten Pauluskirche auf dem Oberen Markt in Neunkirchen. Seine Frau Anna Barbara Günther, geb. Sultzer starb 1803 in Neunkirchen.
Fortsetzung folgt! Ein Bericht von Frank Günther/Fotos HVSN