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Schicksalsjahre einer Bexbacher Glocke (Teil 2)

Stille herrscht um das historische Relikt aus dem Jahr 1921

Ein neuer Turm wird am Friedhof errichtet.
Damit die altehrwürdige Glocke nach dem Abriss des Glockenturmes ihre Stimme wieder erheben konnte, bemühte sich die katholische Filialgemeinde nachdrücklich und war dann auch ziemlich schnell erfolgreich. Ein Glockenturmausschuss betrieb mit Hingabe den Neubau eines Turmes direkt am Jugendheim St. Michael.

Unter Pfarrer Franz Wolsiffer wurde das Projekt durch die Kirchenbehörde in Speyer der Homburger Firma Scherer übertragen und ein über 8 Meter hoher Glockenträger aus Stahlbeton errichtet. Die Hälfte der Kosten übernahm Speyer, der Rest kam durch Kirchenkollekten sowie Spenden des Ministerpräsidenten, des Kultusministeriums, vom Saarpfalz-Kreis und Privatpersonen zusammen. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung konnte am 26. September 1976 der neue Turm durch den Speyerer Domdekan Bruno Thiebes eingeweiht werden. Selbstverständlich mit Glocke, die vorher per Traktor an den neuen Standort transportiert wurde. Bei seiner Einweihung bezeichnete Bürgermeister Lothar Weber ihn als ein städtisches Wahrzeichen und Bereicherung des Stadtbildes, andere nannten ihn einen Betonklotz. Die Zeiten ändern sich. Ortspfarrer Wolsiffer wünschte, dass die Benedictusglocke nun wieder ein unüberhörbarer Rufer und Mahner, der über den Ort schallt, werden solle. Sein Wunsch sollte sich nicht lange erfüllen. 

Neuer Gemeindetreffpunkt: Jugendheim St. Michael
Wie vorerwähnt waren die Katholiken von Niederbexbach seit dem frühen 18. Jahrhundert als sog. „Filialisten“ zur Muttergemeinde Mittelbexbach eingepfarrt, besaßen jedoch seit der Reformation keine eigene Kirche mehr. Seit 1648 wurde ihnen dann die Mitbenutzung der ursprünglich katholischen St. Michaels- und nunmehr protestantischen Kirche bis 1724 gestattet. Danach begann das bereits geschilderte Tauziehen um das Gotteshaus. Bis Anfang der sechziger Jahre 1962 mussten die Katholiken sämtliche liturgischen Handlungen in der Martinskirche in Bexbach vornehmen lassen, angefangen von der Taufe bis zum Requiem. Nur zur Beerdigung auf dem Friedhof durfte das „katholische Gleggelche“ außerhalb der drei Tagzeiten läuten. Dieser Zustand änderte sich erst 1962, als ein kombiniertes Gemeindezentrum für weltliche und kirchliche Feiern errichtet wurde. Das „Jugendheim St. Michael“ entwickelte sich in kürzester Zeit zu einem äußerst beliebten Treffpunkt der Pfarrgemeinde. Gottesdienst wurde jeden Sonntag um 9.00 Uhr und jeden zweiten Samstag eine Vorabendmesse gehalten. Dr. Valentin Klingel war lange Jahre Zelebrant dieser Gottesdienste; ansonsten wurden die Katholiken des Dorfes von den Bexbacher Pfarrern und Kaplänen begleitet. Große Opfer und Mühen hatten die Niederbexbacher Katholiken zur Erbauung ihres Domizils auf sich genommen, das erst durch den Glockenturm komplettiert wurde. Viele Gottesdienste, Feste und Feiern kirchlicher und weltlicher Natur fanden hier statt. Ein Team von rührigen Frauen hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Interieur regelmäßig instand zu halten, zu reinigen oder ganz einfach nach dem Rechten zu schauen. Für dieses Ehrenamt wurde dann jährlich die „goldene Dreggschipp“ verliehen als kleines Dankeschön für ihr Engagement.

Das Domizil wird veräußert
Mitgliederschwund von Kirchen war wohl der Hauptgrund, weshalb das Jugendheim St. Michael und der Glockenturm im Jahre 2006 an einen Privatier verkauft wurde. Seitdem schweigt die Glocke, nachdem 30 Jahre ihr Ruf immer wieder zu hören war. Aus den Medien erfuhr man, dass der damalige Pfarrer Andreas Münck in diesem Zusammenhang sehr viel Kritik über sich ergehen lassen musste, obwohl er diese Entscheidung nicht allein traf, sondern sie von verschiedenen Gremien abgesegnet wurde. Leider nicht transparent genug, so dass die Gläubigen vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Mitglieder der Ortsgemeinde, der Verwaltungsrat und das Bischöfliche Ordinariat in Speyer waren die Initiatoren des Verkaufs. Obwohl man hätte annehmen können, dass sich unter den Beteiligten Experten in Sachen Baufragen finden, vergaß man im Kaufvertrag einen entsprechenden Passus, was das Läuten angeht. Münck sagte damals: „Die Glocke ist dort noch vorhanden. Sie war meines Wissens aber nicht Gegenstand der Verkaufsverhandlungen.“ Tatsächlich unterscheiden Juristen beim Verkauf eines Objektes, ob es sich um eine unbewegliche Sache (Immobilie) oder eine bewegliche Sache (Mobilie) handelt. Immerhin wurde 1921 von Glockengießer Pfeifer folgender Schriftzug eingegossen: „Eigentum der römisch-katholischen Kirchengemeinde Mittelbexbach“. Da der Kaufvertrag nur die Immobilie des Jugendheimes samt Turm zum Gegenstand hat, gehört die Glocke als beweglicher Gegenstand nicht dazu. Geklärt ist diese Angelegenheit leider nach 17 Jahren (!!!) noch immer nicht. Verwaltungsratsmitglied Gerhard Kribelbauer sagte im Nachklang des Verkaufs und der allgemeinen Kritik daran, dass man schlicht die Glocke vergessen habe. Seit 2006 wird im ökumenischen Miteinander in der ehemaligen Michaels- jetzt protestantischen und fälschlicherweise als Jakobuskirche betitelten Niederbexbacher Kirche regelmäßig die Heilige Messe gefeiert. Allerdings bleiben die Glocken stumm, wenn die Beerdigung eines Katholiken auf dem Friedhof stattfindet. Das ist umso trauriger, als direkt neben dem Gottesacker die altehrwürdige Benedictusglocke nicht läutet auf dem letzten Gang. Immerhin waren dem „Gleggelche“ ganze 44 Jahre des Läutens vergönnt. Ihr Klang wäre eine Bereicherung für die Menschen, die im schönen Stadtteil Niederbexbach wohnen. Die Glockensachverständige des Bistums Speyer und der Protestantischen Landeskirche der Pfalz Birgit Müller bezeichnet die Glocke nicht nur als historisch bedeutsam, sondern bescheinigt ihr eine hervorragende Herkunft aus der Glockengießer-Dynastie Pfeifer. Ihren Wert beziffert sie zwischen 20-30.000 Euro und betont ausdrücklich die Denkmaleigenschaft. Der aus Homburg stammende langjährige Pfarrer von Großbundenbach, Dr. Bernhard Bonkhoff, hat in seinem fulminanten Werk „Die Glocken des Saarlandes“ die Benedictusglocke und die Glockengießerfamilie Pfeifer geschichtlich beleuchtet und wertgeschätzt.

Blick in die Zukunft
So stellt sich nun die Frage, wie es weitergehen wird mit der historischen Glocke. Dass sie seit langem nicht mehr läutet, ist sehr bedauerlich. Sie hat ihren Zweck ohne Grund eingebüßt und dadurch ist sowohl der Stadtteil Niederbexbach als auch die Gesamtstadt um ihre Klangfülle „beraubt“ worden. Es herrscht Handlungsbedarf insofern, als auf der einen Seite kirchlicher Grundbesitz aufgrund der sinkenden Kirchensteuer veräußert werden soll und hier ein sakraler Wertgegenstand nicht genügend Beachtung erfährt. Die bronzene Benedictusglocke von 1921 sollte in Niederbexbach wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden und zum Beispiel als Totenglocke zur Beerdigung die Angehörigen auf ihrem letzten Gang begleiten. Sie könnte – wie in Oberbexbach – für den gleichen Zweck auf dem Bexbacher Friedhof nahe der Trauerhalle Aufstellung finden. Beide Möglichkeiten sind mit ein wenig gutem Willen durchführbar. Sie könnte auch als kleines „Wunder“ – das Wunder besteht in ihrer Rettung vor der Einschmelzung im Zweiten Weltkrieg - in der St. Martins-Kirche in Bexbach ihren Platz einnehmen, links neben dem Haupteingang nahe der Büste des hochverdienten Dr. Ludwig Nieder. Immerhin gehörten er und seine Schwester Anna zu ihren Stiftern und Ehrenbürger Nieder hielt sogar die Predigt zur Glockenweihe. Ende Hans-Joseph Britz

Schenk, Silvia
25. Aug 2023