„Damit wir gut und lange Zeit zusammenleben“
Ökumenischer Gottesdienst mit Tiersegnung erstmals in Stennweiler
Bellen und Fiepen stimmt ein in launige Akkordeonmusik. So fröhlich klingt es an diesem Dienstag in einer Gartenanlage in der Stennweiler Ortsmitte. Dorthin hatte ein ökumenisches Team Vierbeiner und ihre Herrchen und Frauchen zum Gottesdienst mit Tiersegnung eingeladen.
Genau genommen sind es nicht nur Vierbeiner, die den Weg gefunden haben, wie Pfarrerin Christine Unrath schnell richtigstellt. Denn unter den „vierbeinigen Fellfreunden und Zweibeinern mit Gefieder“, die sie begrüßt, sind nicht nur zahlreiche Hunde in allen Größen, sondern auch Hasen, Wachteln, eine Taube sowie ein Plüschlama, das die kleine Frieda dabeihat. Dass Mensch und Tier gemeinsam Gottesdienst feiern, ist gar nicht so ungewöhnlich. So seien beide von Gott geschaffen worden und beide hätten die gleichen Bedürfnisse. „Sie wollen frei werden von dem, was Menschen und Schöpfung stöhnen lässt“, sagt Pfarrer Erwin Recktenwald in seiner Predigt. Dieses Stöhnen könne man heute benennen. Es handele sich um die Vergänglichkeit. „Der Mensch hat die Erde ausgebeutet, er vernichtet Gottes Schöpfung, indem er Arten vernichtet“, so Recktenwald. Dem müsse Einhalt geboten werden. Die Anwesenden würden dazu beitragen, denn „Sie kümmern sich um Ihre Tiere“. Den tierischen Gästen erteilte Recktenwald im Anschluss an die Predigt den Segen. Der Segen hat für viele menschlichen Gäste eine besondere Bedeutung. Für sie ist das geliebte Tier ein Familienmitglied. So auch für Isabell und Ralf aus Stennweiler. Sie sind mit Mogli gekommen, einem wuscheligen Knäul aus braun-weißem Fell, gerade 15 Wochen alt. „Unser Hund Paul ist im Januar nach 14 Jahren verstorben“, erklärt Isabell. Der Verlust habe sie lange beschäftigt. Letztlich habe sich das Paar dann aber doch entschieden, wieder ein Tier aufzunehmen. „So ganz ohne Hund geht nicht“, sagen sie. Ihre Mutter bzw. Schwiegermutter sei mit Paul immer zu den Tiersegnungsgottesdiensten gekommen. Seit einer Woche ist nun Mogli bei ihnen. Da haben sie beschlossen, diesmal selbst zu kommen, um für ihren neuen Hausgenossen den Segen abzuholen, „damit wir gut und lange Zeit zusammenleben“. Diesen Wunsch teilen viele der rund 60 Zweibeiner und 30 Tiere. Erstmals fand der inzwischen traditionelle Gottesdienst nicht in St. Wendel., sondern in Stennweiler statt. Leiterin Katharina Mohr hieß die Tiere und menschliche Begleiter:innen im Namen ihres Hauses auf dem Gelände des WZB willkommen. Früher stand dort die Evangelische Kirche des Ortes, seit 2020 aber eine Wohnstätte für Menschen mit Beeinträchtigungen. Der neue Standort hat zwei Vorteile: Einerseits freuen sich Hausbewohner:innen und Mitarbeitende des WZB über die Gesellschaft. Gegenüber liegt zudem das Gelände des Gnadenhofs („Freeman Farm - Verein für Mensch und Tier e.V.“), dem seit mehreren Jahren die Kollekte des Gottesdienstes gewidmet ist.
Der ökumenische Tiergottesdienst war bereits der neunte seiner Art. Für das kommende Jahr kündigte Organisatorin Nicole Stark eine Überraschung zum Jubiläum an. Was das sein wird, ist noch geheim. Klar ist bereits jetzt, dass der Gottesdienst wieder in Stennweiler stattfinden wird. © Ev. Kirchenkreise an der Saar