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Fastnacht an der Saar

Vom Katastrophenschutz an die Spitze der Ottweiler Narren – wo ist da der Unterschied?

Die Fastnachter in Ottweiler haben wieder ein Prinzenpaar. Zuvor jedes Jahr aufs Neue die bange Frage: Findet sich jemand, der sich bis Aschermittwoch den Terminstress antut? Und ob! Der Karnevalsverein So war noch nix 1847 hat’s gefunden. Und auf den Mund gefallen? Da geben sich beide nix. 

Als sich die beiden wenige Tage vor ihrer Inthronisierung in einem Gespräch präsentieren, ist nicht im Geringsten zu erkennen, wer hier die kommenden Wochen tatsächlich das Zepter in der Hand halten wird. Haut er eine Zote raus, legt sie garantiert nach. Und das hat sich gewaschen. Das Ottweiler Prinzenpaar: Beide geben den Ton an.  

Der Ottweiler Prinz und seine Prinzessin eine explosive Mischung 

Thomas Klos  will bis Aschermittwoch am 14. Februar die Macht über die Fastnachter an der Blies ausüben. Ob ihm das so ohne Weiteres gelingt? Da scheiden sich die Geister. Denn an seiner Seite steht Sandra Drum. Die 45-Jährige ist alles andere als zimperlich im Umgang mit ihrem Prinzen.  

Das zeigt sich bereits bei einer der ersten Fragen: wie sich beide für diesen Job auf Zeit fanden. „Es gab auch andere Damen“, lässt der gebürtige St. Wendeler wissen. Dabei verschränkt er die Arme und blickt gewollt gönnerhaft herüber. Worauf sie selbstsicher kontert: „Es kam dann zur engeren Auswahl“ – wobei sie mit einer galanten Bewegung mit der rechten Hand an sich herunterzeigt. Ihr Augenaufschlag spricht Bände: Wer sonst als ich hätte es werden können?

Bierfest gab den Ausschlag für den Thron

Einigkeit herrscht dann ausnahmsweise, bei welcher Gelegenheit sie sich entschieden – füreinander und für die Rolle als Tollitäten. „Das war beim Bierfest gewesen“, antwortet der 39 Jahre alte Obernarr, ohne lange nachdenken zu müssen. „Stimmt, aus ‘nem Jux heraus, einfach so“, sagt Sandra. Dabei lacht sie, was erkennen lässt: Über diesen Abend sollten keine weiteren Worte mehr verloren werden. 

Dabei wollen beide zuvor unabhängig voneinander diverse Male schon damit geliebäugelt haben. In diesem Sommer war’s dann soweit. Aus einer Schnapsidee wird ernst. Und Klos, der nun als Thomas II. auf den Thron steigt, fügt hinzu: „Es war jetzt Zeit.“ Er sei richtig heiß auf die Rolle. Das ist Drum auf ihren Titel  Sandra I. genauso. „Das Thema hatten wir schon öfter“, berichtet sie. Schon vor Jahren ging’s darum, dass sie Prinzessin wird. Auch damals beim Bier in einem Ottweiler Lokal. 

Die närrische Karriere im Karnevalsverein So war noch nix 1847

Eigentlich habe sie dieses Ziel schon als Kind verfolgt. „Ich bin mit sieben Jahren zum So war noch nix gekommen.“ Alle Garden des ältesten Karnevalsvereins im Saarland begleitete sie. Heute ist sie Mitglied der recht neuen Musketiergarde. Und was passt da besser, als ausgerechnet zum elfjährigen Bestehen dieser Truppe als deren Repräsentantin auf die blaublütige Position zu rücken? Denn dieses närrische Jubiläum soll während der vor ihr liegenden Session 2023/24 ausgiebig gefeiert werden. 

Thomas fand sein Glück beim Ottweiler Verein vor etwa zehn Jahren. Als sich damals die Tänzer fürs Männerballett Die Lumumbas fanden. Bis heute gehört er dazu. Und auch zur Löffelgarde. Sie stellt die närrische Schutztruppe des Prinzen Karneval dar. Des Weiteren engagiert er sich im Vorstand als Kassierer. Beide wiederum verstärken die Playback-Show, die mit zahlreichen weiteren Verrückten alljährlich während der beiden Prunksitzungen für einen wahrlich chaotischen Abschluss des Bühnenprogramms sorgen. 

Premiere vor Publikum pünktlich zum Sessionsauftakt

Das alles beweist: Sie sind Vollblut-Narren. Im regulären Leben betreibt die Frisörin ein Nagelstudio und arbeitet in einer Drogerie. Thomas ist Sachbearbeiter beim Landkreis Neunkirchen. Dort zuständig: für den Katastrophenschutz. „Wo ist da der Unterschied?“, fragt er sich. „Stimmt, Chaos haschde aach dehemm“, entgegnet ihm sein schmückendes Beiwerk Sandra.

Zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne als Ottweiler Prinzenpaar und bis dahin gut gehütetes Geheimnis standen sie Samstagabend, 11. November. Ihr Heimatverein hatte zur Sessionseröffnung  in den katholischen Pfarrsaal geladen. Mit närrischen Bürgern sowie einem Großteil der rund 150 Akteure. Von den Garden der Jüngsten über Schautanzgruppen bis hin zu den Büttenrednern und dem Vokalensemble Plaschderschisser-Symphoniker.  Dabei präsentierte der So war noch nix zusätzlich den jährlich neu zu gestaltenden Orden. Diesmal ist er – wie sollte es auch anders sein – der Musketiergarde und ihrem närrischen Geburtstag gewidmet. 

Im Vorjahr Jubiläum beim ältesten Karnevalsverein im Saarland

So schließt sich dieses Jubiläum nahtlos an jenes des Vereins an. Dieser beging während der Session 2022/23 sein 16 Mal 11-jähriges Bestehen.  Zum Vergleich. Der Karneval in Köln feierte im selben Jahr 200 Jahre. Der Gründer des Karnevalsvereins in Ottweiler stammte auch aus dem Rheinland. © Matthias Zimmermann

Schenk, Silvia
25. Nov 2023