Ein Schreckgespenst geht um Teil 1
Was geschieht mit den Kirchen am Höcherberg?
Nein, es ist kein Schreckgespenst. Es sind Tatsachen. Der Rückgang der Kirchensteuern bedingt durch massenhafte Austritte stellt die deutschen Diözesen unter ungeahnte Zwänge.
Wer hätte jemals gedacht, dass gerade das Image der römisch-katholische Kirche unter den Missbrauch-Skandalen fast völlig zerstört wird. Eine Kirche, die schon immer sehr moralisierend daherkam und sich als „allein seligmachend“ bezeichnete, in der es den Zwangszölibat gibt, der verheiratete Priester ausschließt, in der gläubige Menschen von den Sakramenten ausgeschlossen werden. Dabei gäbe es ein Vorbild: die wachsende griechisch-katholische Kirche, hauptsächlich in der Westukraine und Ruthenien zuhause. Sie erlaubt verheiratete Diakone und Priester seit Jahrhunderten und untersteht ebenso dem Papst wie die römisch-katholische. Demnächst wird in der Diözese Speyer, zu der das Höcherberggebiet zählt, ein verheirateter Priester dieser Kirche tätig werden. Auch ist das Engagement unzähliger Frauen in kirchlicher Arbeit und Gremien enorm. Sie sind oft die eigentlichen Akteure „vor Ort“ und sorgen für ein entsprechendes Gemeindeleben. Die Frauengemeinschaften von Bexbach-Mitte und Frankenholz sind gerade in dieser Hinsicht sehr engagiert. Die Heilige Schrift ist leider nicht ganz eindeutig, doch der wohlwollende Umgang Jesu mit jenen Frauen, die ihm nachfolgten, ist sicher. Immerhin hielt nur einer seiner Apostel unter dem Kreuz aus, die anderen waren Frauen. Sie waren es auch, die zuerst am leeren Grab Zeugen der Auferstehung wurden. Leider wird in der grenzenlosen Missbrauchsdebatte seit Jahren fast täglich nur die katholische Kirche angegriffen, hauptsächlich aufgrund des Verhaltens der Bischöfe den Opfern gegenüber. Dass die weitaus meisten Fälle von Missbrauch in und im Umfeld der eigenen Familie geschehen, wird hierbei vergessen. Erst jetzt wird in den Medien mehr und mehr auf den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Sport und Sportvereinen hingewiesen.
Der synodale Weg – Quo vadis ?
Dieser Weg erscheint momentan als das Non plus Ultra für Kirchenreformen. Dabei stellen sich die Kirchen in ihrer Außendarstellung schlechter dar als sie sind. Es gibt auch viele guten Seiten von Kirchens. Eine wird völlig vernachlässigt: Während in unserer vermeintlich aufgeklärten im klassischen Judentum und im korantreuen Islam Frauen entweder ganz aus den Gebetsräumen verbannt sind (Islam) oder auf der Empore Platz nehmen müssen (Judentum), gibt es im Christentum solche Beschränkungen nicht. Beide Geschlechter dürfen seit eh und je zum Tisch des Herrn treten. Als junger Mensch besuchte ich nach meiner Berufsschule am Freitag in Saarbrücken öfters die Synagoge am Beethovenplatz. Rabbiner Lipschitz war mir ein freundlicher Begleiter in diesen Jahren, der gestattete, dass die anwesenden Frauen in den hinteren Bankreihen Platz nehmen durften. Nach dem starken Zuzug von Juden aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion hat sich das Bild gewandelt. Die Frauen müssen nach oben. Vielleicht sind sie dort näher an Jahwe!? Doch dieses Beispiel zeigt, wie weit Religionen von Gleichberechtigung entfernt sind. Wir Christen werden mit Wasser getauft, bei Juden und Muslimen wird beschnitten. Aber nur bei den Männern. Sieht so die oft geforderte Gleichberechtigung aus? Jesus hatte nach jüdischer Tradition auch seine Bar Mizwa in der Synagoge gefeiert, gleichzeitig lehrte er jedoch die Taufe beiderlei Geschlechter durch Wasser und den heiligen Geist.
Rückgang der Gläubigen – Weniger Finanzen der Kirchen
Die Kirchensteuer an sich ist in einer stark säkularen Bundesrepublik ein unseliges Konstrukt, das schon im „katholischen“ Italien seit vielen Jahren zugunsten einer Sozialsteuer abgeschafft wurde.. Nur noch in Deutschland gibt es diese vollumfängliche Steuer, deren Großteil in die Seelsorge, also in die Gehälter der Geistlichen geht, die ähnlich einem beamteten Lehrer bezahlt werden. Selbst einige Bischöfe und Päpste haben mehrfach ihre Abschaffung gefordert, doch heiligt hier der Zweck die Mittel. Denn sollte diese Steuer komplett wegbrechen, wären Pfarrer und Kapläne abhängig von den Almosen der Gläubigen. Dann allerdings trennt sich die Spreu vom Weizen, die Geistlichen müssten zeigen, was sie so drauf haben und schnell erkennen die Gläubigen, ob sie echt berufen und vom Geist Jesu inspiriert sind. Wenn es sich um gute Seelsorger handelt, werden sie sicherlich weniger Probleme haben als solche, die nicht aufgrund einer Berufung, sondern des Geldes wegen in den kirchlichen Dienst gegangen sind oder – wie es früher öfters der Fall war – gezwungen wurden. Bei großen Familien war es üblich, dass ein Mädchen ins Kloster und ein Junge ins Priesterseminar oder ebenfalls in ein Kloster ging.
Bistümer und Gemeinden stehen unter Druck
Die Finanzverwaltungen der Diözesen geraten in Not und müssen den einzelnen Pfarrgemeinden ans Herz legen, sich von Immobilien zu trennen, soweit es nur möglich ist. Das geringere Kirchensteueraufkommen kann nicht mehr alles finanzieren. Grundstücke, Pfründestiftungen, Pfarrheime, Pfarrhäuser und Kirchen stehen auf dem Verkaufsplan. Sie sind nicht mehr zu halten. Vor allem stark renovierungsbedürftige Kirchen, in denen kaum noch eine Hl. Messe gefeiert wird, sind als erstes betroffen. Wer schon einmal der Profanierung (Entwidmung) eines Gotteshauses durch den Bischof innewohnte, weiß um die Traurigkeit dieser Zeremonie: Ein letztes Mal läuten die Glocken, der Altar wird abgeräumt, das Allerheiligste aus der Kirche getragen…
Das könnte in absehbarer Zeit auch in Kirchen am Höcherberg geschehen. Die Unkenrufe sind lauter geworden. So wurde mit wenig Fingerspitzengefühl wurde in einem örtlichen Mitteilungsorgan in den letzten Wochen ein solches Szenario heraufgeschworen. Zitat: „Höchen und Oberbexbach würden dann als kirchliche Immobilien ausgedient haben.“ Sensibilität sieht anders aus, vor allem, weil den betreffenden Kirchengemeinden keine Alternativen aufgezeigt werden.
Fortsetzung folgt
Hans-Joseph Britz