Überflutung in Blieskastel entstand aufgrund von technischem Versagen
Ausfall im EVS-Pumpwerk
Die Überflutung der Innenstadt lag nicht etwa an Versäumnissen bei städtischen Schutzmechanismen bzw. fehlenden Sicherheitsvorkehrungen. Sie wurde durch einen Ausfall im EVS-Pumpwerk verursacht.
Blieskastel. Das Starkregenereignis am diesjährigen Pfingstwochenende dürfte vielen Einwohnerinnen und Einwohnern noch in den Knochen stecken – bei den von der Überflutung betroffenen Privatpersonen, Geschäftsleuten in der Innenstadt, aber insbesondere auch den zahllosen Helferinnen und Helfern seitens Feuerwehr, THW, Polizei, wie auch von privater Seite – Menschen, die im Rahmen der Ereignisse in Blieskastel eine unglaubliche Solidarität bewiesen haben.
Was war geschehen? Eigentlich war die Stadt Blieskastel für die bevorstehenden Regenfälle bestens gerüstet. Alles war vorbildlich vorbereitet und funktionierte plangemäß, bis am Pfingstsamstag abends zwei Pumpen im nahegelegenen Pumpwerk des Entsorgungsverbandes Saar ausfielen. Sie waren aufgrund der Wassermassen schlichtweg überlastet. Aufgrund der schnell ansteigenden Wassermengen vor Ort gestaltete sich die Fehlersuche dann als schwierig, unter anderem waren Mitarbeiter des städtischen Abwasserwerkes mit auf der Suche. Das Pumpwerk erfüllt eine wichtige Funktion. Bei Straßenüberflutungen gelangt bekanntlich viel Wasser ins Kanalsystem und würde die Kläranlage zum Überlaufen bringen. Daher wird in solchen Notfällen das Kanalsystem gesperrt und das Wasser direkt in die Blies umgeleitet. Immerhin rund 60 Kubikmeter Wasser laufen in einer Minute durch eine solche Pumpe.
Nachdem die Sachlage klar war, wurden Einsatzkräfte aktiv. Ohne die weitsichtige Planung der Feuerwehr und des Wehrführers Marco Nehlig wäre die Situation sicherlich nicht so schnell in den Griff zu bekommen gewesen. In einem Bereitstellungsraum am Freizeitzentrum standen im Vorfeld der Ereignisse seit dem Mittag bereits 15 Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr sowie mehrere Züge des Technischen Hilfswerks (THW) bereit, die dann bei der sich anbahnenden Überflutungslage direkt aktiv werden und aus dem nur 420 Meter entfernten Bereitstellungsraum eingesetzt werden konnten. Das EVS-Team sorgte zudem für eine zusätzliche unterstützende mobile Pumpe aus Burbach. Abgearbeitet wurden nach Feststellung der Feuerwehr am gesamten Wochenende, also bereits ab Freitagmorgen 7:30 Uhr, rund 450 Einsätze mit einer Personalstärke von ca. 750 Personen. Das THW hat im Gesamten ein Volumen von 49,5 Millionen Liter Wasser gepumpt.
Am 23. Mai weilte auch die Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz und der Justiz des Saarlandes, Petra Berg, vor Ort. Ihr Ministerium ist Rechtsaufsicht des EVS. Die Ministerin machte sich im Rahmen dieses Termins ein Bild von der Situation am Pumpwerk Ihres Verbandes in der Blickweilerstraße. Zu dem Termin hatte sich auch ein Kamerateam des ZDF eingefunden, das am 24. Mai im Rahmen seines Programmes (Mittagsmagazin, 12:15-14:00) unter anderem über die Hochwasserfälle im Saarland berichtete und bei seinen Vorabrecherchen auf den Zwischenfall in Blieskastel aufmerksam geworden war.
„Nachdem die Wasserstände zurückgegangen sind, wird das Ausmaß der Hochwasserschäden deutlich. Nun gilt es, die längerfristigen Schäden an der saarländischen Infrastruktur zu begutachten“, sagt Ministerin Berg. „Dazu tauschen wir uns auch mit den Kommunen aus und erörtern, an welchen Stellen Verbesserungen notwendig sind. Aufgrund der Unberechenbarkeit und durch den Klimawandel wahrscheinlich kürzer werdenden Abstände solcher Extremwetterereignisse, kann die schwierige Aufgabe nur gemeinsam mit den Kommunen, der Gefahrenabwehr und den Bürgerinnen und Bürgern gelingen.“
Die Stadtverwaltung hat wirklich im Vorfeld das Menschenmögliche getan, um solchen Ereignissen vorzubeugen. Nicht zuletzt mittels Dammbau, durch bauliche Veränderungen, durch den neuen Gefahrenabwehrplan bei Starkregenereignissen, die neue Sandabfüllmaschine und ein gut ausgerüstetes Feuerwehrteam. Es gibt jedoch viele Szenarien, die man einfach nicht vorhersehen kann. In einigen Bereichen im Saarland kam es beispielweise während der Starkregenfälle zu Stromabschaltungen, wodurch auch Pumpen vorübergehend ausfielen. Solche Entwicklungen können dann natürlich Kettenreaktionen zur Folge haben und man muss in einem Augenblick Entscheidungen treffen, deren Tragweite oder Effizienz man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht einschätzen kann. Eine 100%ige Sicherheit ist nie gewährleistet. Man kann nur das Menschenmögliche tun, um möglichst gut vorbereitet zu sein.
Schuldzuweisungen sind jetzt alles andere als produktiv. Technisches Versagen ist immer möglich. Es geht nun darum, dass alle Involvierten auf Augenhöhe und mit Respekt eruieren, was man für die Zukunft noch verbessern kann. Auch der Vorstand des Entsorgungsverbandes sowie Ministerin Petra Berg haben zugesagt, sich mit dieser Aufgabe zu befassen und Lösungen zu eruieren. Vielleicht resultiert daraus dann eine veränderte Anlagenkonstellation oder eine Neuplanung des Pumpwerkes, das muss man dann sehen. Alle Beteiligten wollen jedenfalls in den kommenden Wochen unter Einbezug der neuen Erkenntnisse gemeinsam den Dialog aufnehmen und in fachlichen Gesprächen klären was baulich zu verändern wäre, um solchen technischen Problemen zukünftig weiter vorzubeugen und auch über konkrete Maßnahmen, Kosten und Planungen sprechen. (ub) © Uwe Brengel